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Streit wegen Erziehungsfragen, etwas ausführlich geraten.

Thema: Streit wegen Erziehungsfragen, etwas ausführlich geraten.

Ich habe mal wieder was, worüber ich nachgrübel: Ich komme mit meinem Partner nicht mehr auf einen gemeinsamen Nenner in Sachen Erziehung. Es artet in ganz schlimme Streits aus, ich brauche Zu- oder Einspruch. In den normalen Themen sind wir uns einig (Stillen, Tragen, Familienbett...). Anders sieht es beim Thema 'Konsequenz' aus. Für alle Neulinge: Meine Tochter ist 3.5 Jahre alt. Mein Freund ist der Ansicht, ein Kind hat "zu spuren" und alles bei der ersten Aufforderung zu machen. Ich sehe das anders: Warum soll sie nicht auch mal sagen dürfen "Nö, mache ich nicht!"?!? Solange meine Tochter bei Sachen auf mich hört, die wirklich wichtig sind, ists mMn ok. Beispiel1: Ich will los und bitte sie, sich anzuziehen. Das klappt. Andernfalls würde ich meckern, bis es klappt. Finde ich ok so. Beispiel 2 (und Auslöser eines Riesenstreits): Johanna meinte gestern Abend (warum auch immer), sich ihr Schlafanzugoberteil ausziehen zu müssen. Sie wollte dann halbnackt mit mir im Bett Buch anschauen. Ich habe sie gefragt, ob sie sich nichtmal den Schlafi wieder anziehen will. Sie verneinte. Da kam Papa rein und forderte sie auf, um sich dann mit einem 200er Puls zu ärgern, dass Hanna "einfach nicht hört". Das wurde auf meine Inkonsequenz geschoben. So. Ich sehe das aber anders. Ich überlege bei jeder Bitte, wie wichtig es mir wirklich ist, dass Hanna hört. Wenn der Preis des Rummeckerns zu hoch ist, pfeife ich drauf und lasse etwas durchgehen. Wenn was wichtig ist, "spurt" sie eh. Mir geht dieses ganze "Man muss konsequent sein" total gegen den Strich. Man muss doch nur konsequent sein, wenn etwas WICHTIG ist. Mir ists völlig Wurscht, ob Hanna ohne Schlafanzug schläft (sie hat ihn sich dann 5 Minuten später übrigens einfach selber angezogen). Da muss ich doch nicht so ein veraltetes Konsequenzding durchziehen. Im Kiga zB hört meine Tochter aufs Wort. Warum soll sie zu Hause nicht versuchen, ihren Willen durchzusetzen? Wie soll ich einer 3jährigen erklären, dass sie sich unter Umständen (also zu 0.001%^^) erkältet, wenn sie noch 5 Minuten länger ohne Schlafanzug rumsitzt? Ich versuche immer abzuwägen, ob es sich lohnt, konsequent zu sein und zu meckern oder ob es um Banalitäten geht, wo sich der Aufwand nicht lohnt. Mein Partner wünscht sich ein Kind, das immer Ja und Amen sagt, das aufs Wort hört. Ist das eurer Meinung nach Ziel einer guten Erziehung?

von Ottilie2 am 27.09.2012, 14:40



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ich finde es richtig, wie Du das machst. Es ist mE wichtig, dass Kinder spüren, dass sie auch mal ihre Meinung durchsetzen können und auch "Nein" sagen können ohne das ihr Wille durch jemanden gebrochen wird. Wird der Wille des Kindes jedes Mal gebrochen, wird es sich ggf. lernen meist dem anderen unterzuordnen und kann sich wenig Selbstbewußtsein und Durchsetzungsvermögen aneignen. Wenn das Kind, bei für sie wichtigen Dingen, sich auch mal gegen die Eltern "behaupten" kann, wird es lernen, dass es seine Meinung und Wünsche auch im Leben durchsetzen kann. Dann sollte man dem Kind nur noch beibringen WIE es sich durchsetzt. Bei wichtigen Sachen sollten Eltern sich - mit kurzer Begründung weshalb sie das tun - durchsetzen und bei so unwichtigen Sachen wie gestern abend, würde ich sie auch laufen lassen. Wenn es kalt wird, zieht sie sich eh von selbst wieder an und das hat sie ja auch getan.

von Zafon am 27.09.2012, 16:04



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Gib deinem Freund doch die Bücher "In Liebe wachsen" und/oder "Dein kompetentes Kind" auch zu lesen, damit ihr euch über diese Fragen mit demselben Wissensstand austauschen könnt. Mein Mann ist auch so ein Kandidat und daher diskutiere ich das mit ihm nur wenn er sich ebenfalls umfassend informiert, und nicht nur der Haltung unserer kinderfeindlichen Gesellschaft folgt. In den Zielen seid ihr euch bestimmt einig. Euer Kind soll zu einem Glücklichen und zufriedenen Erwachsenen heranwachsen. Und das ist mit absolutem Gehorsam eben nicht machbar. Alles Güte! sanctipetri

von sanctipetri am 27.09.2012, 19:18



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hi Ich denke die meisten Männer haben diese Vorstellung dass ein Kind "was nicht spurt" unerzogen ist. ABER... - wir sind alle mit einem freien willen ausgestattet, auch dein partner und findet er es schöner im Arbeitsleben alles vorgeschrieben zu bekommen oder Entscheidungsfreiheit zu haben wann er was wie erledigt? Genauso ist es bei den Kindern... - kein Tier gehorcht wie ein roboter, dafür sind es lebewesen, wie sehr wir menschen und wie sehr Kinder die ja alles erst erlernen müssen.... - wie eine Vorrednerin schon schrieb kann ein Kind mit Kadavergehorsam leider auch in unserer Gesellschaft leichte Beute sein, für was auch immer.... Versuch doch mit ihm aufzustellen was ihm wichtig ist und dir und was euch unwichtig ist, vielleicht findet ihr dann einen gemeinsamen nenner. lg

von Mupflbubi am 27.09.2012, 19:32



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Leider sieht mein Partner nicht ein, dass er sich mal belesen sollte. Er meint, er hat genug Erfahrung (er meint damit, dass er 16 Jahre älter ist als ich) und lächelt immer müde, wenn er mich mit einem Fachbuch sieht. Mich verletzt das immer richtig. Und es macht es unmöglich, sich auf dem selben Wissensniveau zu unterhalten, wenn der Gegenüber einfach die Ansichten seiner Urahnen übernimmt und damit zufrieden ist.

von Ottilie2 am 27.09.2012, 19:52



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Hi Ottilie2, mach ich genau wie du und bei uns ist es auch mein Mann der eher strenger ist und mal laut wird wenn es nicht so läuft wie er es sich vorstellt. Ich weise ihn dann immer darauf hin, dass er es mit einem Kleinkind zu tun hat und in meinen Augen etwas zu viel erwartet. Ich selber habe keine Lust ständig nur nein zu sagen oder dem Kleinen hinterher zu laufen oder ihn zu irgendwas zu zwingen. Also gibt es für mich wenige wichtige Regeln (z.B. wenn es um seine Gesundheit geht) wo ich Konsequent bin und beim Rest bin ich eher locker. So lebt es sich für mich viel entspannter. In den wichtigen Fällen, z.B. beim Stop an der Straße, hört mein Sohn auch sofort und auch in der Kita oder bei den Großeltern gibt es keine Probleme. Gruß Apydia

von Apydia am 27.09.2012, 19:58



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ich bin vollkommen deiner Meinung, was die Erziehung betrifft und schließe mich weitgehend meinen Vorschreiberinnen an. Auch wenn es mir wichtig wäre, dass sie den Schlafanzug anzieht (z. B. weil sie eh schon erkältet ist), gehöre ich zu den Eltern, die durchaus auch mal gerne diskutieren (hört man ja von verschiedenen Seiten immer wieder, dass man das nicht soll). ABER: Wenn ich nicht mir ihr diskutieren und mich bemühe, zu erklären und Kompromisse zu schließen, wie soll sie es dann lernen? Bei uns funktioniert das sehr gut. Wenn ich in ernstem Tonfall etwas sage, "hört" meine Tochter super. Ich denke das kommt daher, dass sie in vielen Fällen die Entscheidungsmacht hat und sich in Diskussionen auch öfter mal durchsetzt. Außerdem weiß sie, dass ich ihr nichts einfach nur "befehle" um des Gehorsams willen, sondern dass alles einen Grund hat. Die Frage ist nur: Wie überzeugst du deinen Freund? Mein Freund ist zumindest theoretisch weitgehend mit mir auf einer Wellenlänge. Er tendiert jedoch in der Theorie leicht und in der Praxis etwas stärker zu strengerem Erziehungsverhalten. Ich habe eine Zeit lang, insbesondere in der sogenannten "Trotzphase" häufiger Gespräche mit ihm gesucht, in dem ich ihm eine Situation aus unserem Tag erzählt habe, in denen ich meiner Meinung nach unpassend reagiert habe (im Sinne von zu streng) und die Situation deswegen in einem "Trotzanfall" geendet ist. Wir haben dann gemeinsam nach Alternativen gesucht, wie ich mich in der Situation hätte verhalten können. Das war zum einen eine Hilfe für mich, um die Situation zu reflektieren und Handlungsalternativen zu entwickeln, andererseits habe ich ihn durch das Eingeständnis eigener Fehler mehr auf meine Seite gezogen. Ich weiß aber nicht, ob das bei euch funktionieren kann, wenn er eine ganz andere Meinung hat. Was sagt er denn zu den gesellschaftlichen Risiken eines absoluten Gehorsams? Kannst du ihn nicht über die politische Schiene ins Boot holen? Meint er, er weiß es besser weil er allgemein mehr Lebenserfahrung hat, oder hat er lange Erfahrung in der Arbeit mit Kindern? Wie war seine Kindheit? Wenn du mit ihm über seine Erfahrungen in Bezug auf die elterlichen Erwartungen an Gehorsam sprichst? Vielleicht findest du da einen Punkt, für den er zugänglich ist?

von Tine1 am 27.09.2012, 21:07



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ich machs eigentlich genauso wie du. Ich hab nicht die Kraft fuer dauernde Diskussionen mit meinen Kindern, daher lass ich sie oft selber entscheiden. Dafuer gibt es auch Situationen, die einfach nicht diskutabel sind, und da muss gehorcht werden, ohne wenn und aber. Innerhalb dieser Regeln bin ich sehr konsequent und halte das auch fuer das Um und Auf. Dass wir in der Partnerschaft oft zweierlei Meinung sind, kommt vor. Ich versuche eigentlich, eine einheitliche "Front" zu bilden und erst nachher mit ihm darueber zu diskutieren. Aber es hat auch schon oft Situationen gegeben, wo eben einer das eine gesagt hat und der andere das Gegenteil und im Endeffekt einer der Partner vor dem Kind Unrecht bekommen hat. Ist halt so, man muss ja nicht immer einer Meinung sein. Wenn das ganze in Streits ausartet, ist das bloed. Dann soll halt einer das Kind so erziehen und der andere so, aber wenn man zusammen ist, muss man sich irgendwie einigen. Ich kenne das von meinen Eltern, es ist nicht lustig, zwischen den Streitenden den richtigen Weg zu gehen, auch wenn das viele moderne Autoren nicht so eng sehen. Als Kind ist das schlimm. Das sollte man nicht vergessen. Die Erziehung ist sowieso nichts bleibendes. Dann kommt der Kindergarten und die Schule, da wird sowieso alles wieder uebern Haufen geworfen, und erst recht von der Gesellschaft der gleichaltrigen. Ein Kind, das sich durchsetzen moechte, wird das auch so tun, und ein Kind, das gern Regeln fuers Leben bekommt, wird sich gern was sagen lassen und das nicht so in Frage stellen. Die Persoenlichkeit setzt sich immer durch, egal., was die Eltern sich in Sachen "Erziehung" vorgenommen haben :-) lg niki

von niccolleen am 27.09.2012, 21:24



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Männer sind keine Mütter...denen fehlt der Instinkt und die sanftheit der Mütter.Warum soll seiner meinung nach die Kliene spuren?Ist er beim Militär?Oder etwa die kleine? Spurt ER denn?Wenn du ihm sagst,bring den Müll raus?Oder mach die Waschmaschiene voll?Oder,zieh deine Schuhe aus wenn du rein kommst,oder,ich will jetzt daß du das aufißt,mir doch egal daß du es nicht magst,ich will es eben,würg es runter.... Wenn er jemanden will der spurt,dann soll er sich nen Hund kaufen.Lach,wobei...meiner hört auch nur wenn er will oder ich es wirklich ernst meine (ist aber ein second hand hund!!!und wir üben) Mir büchern kommt man da ned weit,meiner lächelt auch immer milde.... dann diskutier nicht mehr,sag einfach,ICH will es so,Du mußt gehorchen.... Aber vermutlich wird er sich nichz ändern,egal was du tust. Sei stark!!!!

von gnomali am 27.09.2012, 21:38



Antwort auf Beitrag von gnomali

Danke für die vielen Rückmeldungen! Momentan ist die Stimmung so aufgeheizt, dass ich ihn nicht ansprechen werde. Er ist vollkommen von sich überzeugt. Richtig arrogant. Und er macht es tatsächlich nur von seinem Lebensalter abhängig: Er ist 43 und ich erst 27. Es ist genauso sein 1. Kind. Aber: Er hat Erfahrung in der Behindertenpflege, auch mit Kindern. Dort hat er wohl mal ein Mädchen trocken gekriegt, worauf er unendlich stolz ist und es mir ständig unter die Nase reibt... Bücher braucht er nicht, sagt er wortwörtlich. Erziehung sei Instinkt. Dass sein Instinkt sich aber augenscheinlich an den 30er Jahren orientiert, konnte ich ihm nicht mehr sagen, da war die Tür schon zugeknallt. Noch ein Beispiel? Ich werde immer korrigiert, wenn ich unserer Tochter etwas sage. Ich frage nämlich immer mit einem 'Bitte' hintendran, also zB "Hanna, leg mal bitte das Handtuch dorthin". Da meckert der ernsthaft los, weil man ja sagen müsse "Leg das Handtuch hin". Also keine Frage und erst recht kein Bitte. Das ist übel, oder? Ich bin gerade richtig geschockt von der Situation vorhin, weil er dermaßen aggressiv reagiert hat. Ich hatte versucht, ruhig mit ihm darüber zu reden - Diskussion in Zimmerlautstärke war nicht möglich, ich werde nur noch angeplärrt und beschimpft (die Ausdrücke, die meine Tochter so raushaut... also bei uns kommen die nicht aus dem Kindergarten...). Ich hoffe, dass sich die Wogen bald glätten und ich normal mit ihm reden kann.

von Ottilie2 am 27.09.2012, 22:31



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ich hab auch Erfahrungen in der Begleitung von Menschen mit Behinderung und auch in der Arbeit mit verhaltensauffälligen Jugendlichen. Und selbst dort kommt man mit Befehlen nur kurzfristig weiter. Wer nur Befehle und anderes (schlimmeres) autoritäres Verhalten gewohnt ist, tut sich halt zunächst mal schwer, auf etwas anderes zu reagieren. Und genau das ist meiner Meinung nach auch eines der Risiken einer autoritären Erziehung (abgesehen von einer humanistischen Grundhaltung, die dies ohnehin verbietet, auch ohne weitere Gründe). Kurzfristig hören die meisten Kinder gut auf autoritär ausgesprochene Befehle. Sie gewöhnen sich aber recht bald daran. Dann erreicht der gleiche Befehl nicht mehr seine Wirkung und eine Steigerung muss her, eventuell ein Sprechen mit lauterer Stimme, wenn das nicht mehr reicht, ein Anschreien usw. So stecken die Familien schnell in einer Spirale der Gewalt. Kinder "hören" eben nicht immer. Und man sollte nicht erwarten, dass sie immer "hören", denn sie haben ja einen eigenen Kopf, und das ist doch gut so. Wenn sie heute dir gegenüber (zu) gehorsam sind und sich der Autorität unterwerfen (müssen), dann entwickeln sie im guten Fall ein sehr oppositionelles Verhalten. Im schlechteren aber unfauffälligeren und somit bei vermeintlich "gelungener" Erziehung übernehmen sie den Gehorsam und "hören" auch auf den Onkel, den Pfarrer, den Chef oder den "Führer". Außerdem kann man die Arbeit mit Kindern mit Behinderung nicht 1:1 auf die Erziehung allgemein übertragen. Er würde ja eurer Tocher vermutlich auch kein "Sauberkeitstraining" angedeihen lassen wollen, wie er es in seiner Arbeit mit diesem Mädchen vermutlich gemacht hat. Vielleicht kannst du ihn ja in einem ersten Schritt davon überzeugen, dass eine solche Diskussion unter keinen Umständen vor dem Kind geführt werden sollte, schon garnicht wenn es dabei laut wird. Ich würde versuchen, in der aktuellen Sitaution nichts dazu zu sagen, und das Gespräch auf den Abend zu verschieben. Dann bekommt eure Tochter das nicht so mit. Sie sind ja noch recht egozentrisch in dem Alter und beziehen Streitigkeiten zwischen den Eltern auf sich und geben sich die Schuld daran, um so mehr dann, wenn es tatsächlich noch um sie geht. Außerdem liegt dann ein bißchen Zeit zum abkühlen dazwischen und ihr könnt vielleicht ruhiger diskutieren. Gespräche kannst du versuchen damit einzuleiten, dass du ihm zunächst einmal Anerkennung zollst, z. B. ihm sagst dass du es toll findest (natürlich nur wenn es so ist) dass er ein so engagierter Vater ist und ihm die Erziehung seines Kindes so wichtig ist, dass er auch bereit ist, sich über die Meinungsverschiedenheiten mit dir auseinanderzusetzen. Ein größeres Problem ist es, wenn es nicht nur um die verschiedenen Einstellungen zu Kindererziehung geht, sonder eventuell auch um ein hierarchisches Verhältnis in eurer Beziehung, in der er die Meinung einer wesentlich jüngeren Frau nicht als gleichberechtigt wahrnehmen kann. In dem Fall wäre es vermutlich Energieverschwendung, sich weiter über die Kindererziehung zu streiten weil es ohne die vorherige Lösung eures eigentlichen Problems nicht zu viel führen wird.

von Tine1 am 28.09.2012, 07:49



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

ich bring hier mal meine ganz persönliche Erfahrung und Meinung ein. Für mich klingt das eher, als hätte dein Freund ganz andere Sorgen. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Eltern oft so übertrieben und gereizt auf solche Themen reagieren, wenn sie eigentlich ganz andere (schwere, berufliche? finanzielle? Partnerschaftliche?) Sorgen haben. LG

von Pitry am 28.09.2012, 07:52



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Meine Meinung ist das ein Kind sicherlich zuhause genauso zuhøren hat wie woanders, zb Kita, bei Freunden ,Grosseltern usw. Bei meinem ælteren Sohn (jetzt 13) war ich auch oft viel zu inkonsequvent und hab angefangen Disskusionen zufuehren oder nachgegeben wenn ich der Meinung war es war mir doch nicht wichtig genug um da jetzt nen riesen Thema draus zu machen. Allerdings merken die Kleinen ganz schnell das sie wenn sie nur konsequvent genug ihre Schiene verfolgen ,sie frueher oder spæter ihren willen durchgesetzt bekommen. Ich habe auch keine Lust jedesmal wenn er was tun soll , zu sagen Koenntest du bitte? Wuerdest du bitte? wenn ich etwas von ihm will hat er das zu machen und fertig, keine Diskussionen, sicher sage ich auch mal Sachen 3 oder 4 mal nur weiss er dann am Tonfall wann er es zu weit getrieben hat. Wie gesagt mit ihm war ich auch oft zu lasch und die quittung bekomme ich jetzt. das oft kleinigkeiten in ein riesen Theater ausarten ,weil er meint wenn er lange genug auf seiner Meinung behart geb ich eh nach. Mit meinem kleinen werde ich ganz sicher mehr drauf achten auch bei unwichtigen Dingen konsequvent zubleiben.Wenn es nicht wichtig ist sage ich auch nichts, aber wenn ich erstmal was gesagt habe, bleibe ich auch dabei ,das es getan werden muss. Btw. Mein mann ist auch 15 jahre ælter als ich er 48 ich 34, und in manchen Punkten auch Strenger als ich, nur witziger weise wenn er meinem Sohn was sagt, wird gespurt ohne dissqussionen auch wenn er nicht der Vater ist, ,weil er weiss das er nicht mit sich Dissqutieren læsst.

von alyana am 28.09.2012, 09:49



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ja ich finde auch, es haben alle ein bisschen recht. Und bevor eure Ehe daran zerbricht, dass ihr euch permanent streitet, wie man es mit dem Kind am besten macht, soll doch einfach der eine es so handhaben, und der andere so. Dann Kinder koennen durchaus zwischen den verschiedenen Herangehensweisen der Erziehungsberechtigten unterscheiden und kommen nicht durcheinander! Das einzige, was wirklich wichtig fuer die Kinder ist, ist eine gelebte Harmonie in der Familie! Innerhalb derer duerfen durchaus auch Erziehungsfehler passieren ohne dass die Kinder schaden nehmen. lg niki

von niccolleen am 28.09.2012, 12:16



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Liebe Ottilie, Redet in einer ruhigen Minute. Nicht gleich mit dem Ziel, eine Lösung so oder so "festzulegen", sondern mit dem Ziel, einander zu verstehen. Wie wurdest du erzogen? Wie er? Woher kommen Eure Erwartungen? Ist dir deine Tochter nicht selbst manchmal anstrengend und du weisst einfach nicht genau wie du nein sagen sollst oder was durchziehen (reine Unterstellung, aber frag dich doch mal, was genau mit dir passiert, wenn er sowas sagt). Trifft dein Mann daher vielleicht einen wunden Punkt? Welchen? Hör ihm gut zu, ermutige ihn dir zu sagen, was genau ihn an der Sache aufregt. LAss dich nicht provozieren. Wenn deine oder seine GEfühle hochgehen, vertragt. Das Thema ist spannend und es kann viel rauskommen. Nix erzwingen. Zuhören, nachdenken, offen bleiben. Ihr habt noch Jahre das rauszufinden und Euch zu einigen oder Euch drauf zu einigen dass ihr Euch hier eben uneins seid. Auch das bringt keinen um und muss dem Kind nicht schaden. Solange ihr Euch klar drüber seid und deswegen nicht hochschaukelt. Und was triffst du bei ihm? Wurde er streng erzogen und kann einfach nicht fassen, wie selbstverständlich seine Tochter es sich herausnimmt zu widersrpechen und ihrem Kopf zu folgen, obwohl er sich das nie getraut hätte? Vielleicht heute noch nicht wirklich traut in Situationen, wo er es gerne tun würde? (wieder eine Unterstellung, müsst ihr natürlich selbst rausfinden) ABer triffst du vielleicht daher einen wunden Punkt bei ihm mit deiner Gelassenheit? Wie dem auch sei, klingt als hätte Eure Tochter ihren Kopf und setzt ihn auch ein und durch. Also macht ihr es insgsammt schon richtig. überein. Nutzt also die Unstimmigkeit Euch besser kennenzulernen und lasst Euch überraschen. LG Morgen

von Morgen am 28.09.2012, 12:35



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

... für eure ausführlichen Beiträge. Ich muss die nochmal in Ruhe lesen. Bei uns spielen definitiv auch andere Probleme mit rein, keine Frage. Auch die selbst erfahrene Erziehung spielt eine Rolle (er: verprügelt bis zum geht nicht mehr, ich: überbehütet und in Watte gepackt). Danke!

von Ottilie2 am 29.09.2012, 11:48



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Ich hab nochmal deine Posts ueberflogen, und hab darin eigentlich auch ein bisschen meinen Freund und mich gefunden. Er ist zwar nicht so viel aelter und auch nicht soviel so anderer Meinung als ich, aber er ist auch ein furchtbarer Choleriker und Diskussionen unter vielen 100 Dezibel und vielen argen Schimpfwoertern von seiner Seite sind praktisch nicht moeglich, wenn er an einem Thema emotionell beteiligt ist. Ich weiss da auch noch nicht wirklich eine Loesung. Ansonsten ist er sehr liebevoll und ich halt mir halt immer die andere Seite von ihm vor Augen. Was anderes ist das mit der Strenge... Mein Vater war auch sehr streng und sehr patriarchalisch und wenig empathisch, und meine Mutter liebevolle aber der Zeit entsprechend halt auch gemaess dem Motto, das boese Gespenst "Verzogenheit" und gekreuzte Finger vor Kindern, die zu Tyrannen werden. Was ich davon aber mitnehmen konnte ist, dass Strenge und Dominanz auch eine gute Seite haben. Die Staerke ist beeindruckend. Man weiss, dass man jemanden hat, der stark ist, und der einen gegen alles Boese und andere verteidigen kann, wenn es drauf ankommt. Man kann mit Problemen kommen, und das wuerde man nicht tun, wenn die Person, die man vor sich hat, immer nur liebevoll und teilnahmsvoll aber auch immer sehr nachgebend waere. Auch will man sich ja mal auflehnen und das beruehmte "Grenzen austesten". Dann ist es schon bloed, wenn es wenige Grenzen gibt und die dann auch noch schwammig sind. Dein Kind wird heranwachsen und das durchaus beurteilen lernen, wann die Reaktionen ihres Vaters angebracht sind und wann ueberzogen und wie man am besten reagiert. Du musst dir darueber nicht so viele Sorgen machen, wirklich. lg niki

von niccolleen am 29.09.2012, 21:23



Antwort auf Beitrag von Ottilie2

Liebe Ottilie, Ich sehe es komplett so wie du, und wir handhaben es auch genauso. Grundsätzlich ist mein Freund auch völlig meiner Meinung, zieht am selben Strang, argumentiert auch z.B. gegenüber seiner Mutter für diese Art der Erziehung, aber bei ihm kommt es dennoch mal vor, dass er mal genervt oder müde ist und sich dann bei einzelnen Gelegenheiten schon wünscht, dass die beiden einfach "spuren" würden, statt zu diskutieren. Wir möchten unseren Kindern ermöglichen und vorleben, dass man normalerweise am besten selbst seine eigenen Entscheidungen treffen kann, eigene Normen und Werte entwickelt, die man vogelebt bekommt. Unbedingter Gehorsam ist vielleicht was für's Militär, aber nicht für's Privatleben, mit der "Ours not to reason why - ours just to do and die"-Philosophie kann ich nichts anfangen. Zweiter Punkt: Wie vermittle ich dem Kind, dass es zwar Erwachsenen gehorchen muss (Eltern, Großeltern, Kindergärtnerinnen, Lehrern, Sporttrainern), aber einem Erwachsenen, der es missbrauchen möchte, nicht zu gehorchen braucht (insbesondere, da Missbrauch ja meistens innerhalb des Familien- und Bekanntenkreises passiert). Dritter Punkt: Mag sein, dass es dafür auch Gegenbeispiele gibt. Aber in meinem Bekanntenkreis gibt es nur 2 Familien,wo das "Gehorchen" ein Erziehungsziel ist. Und in beiden Familien sind die Kinder dann jedesmal, wenn sie sich unbeaufsichtigt glauben, so dermaßen außer Rand und Band - das ist unfassbar. Insbesondere die eine Familie (kenne ich am besten, Freunde meiner Kinder): Das sind die einzigen, die sofort bei einem "eure Mutter hat angerufen, ihr sollt heimkommen" ohne Diskussion die Schuhe anziehen. Immer brav ihre Zimmer aufräumen, usw. Aber sie haben bei uns im Garten schon 2x den Wasserhahn volle Kanne aufgedreht, als niemand zu Hause war. Haben (einige Male) gestohlen, Dinge zerstört usw. - ihre Mutter bekommt sicherlich schon Schweißausbrüche, wenn ich nur an der Tür klingle. Ich halte das für einen Auswuchs der übermäßigen Gehorsamsforderung. Wie soll ein Kind angemessene Wertmaßstäbe lernen, wenn ein Verstoß gegen das "du sollst dein Zimmer täglich aufräumen"-Gebot genauso schlimm ist wie einer gegen das "du sollst nicht stehlen"-Gebot? Dann führt das Grenzen-Austesten eben zu sehr merkwürdigen Auswüchsen. Trotz meines Verständnisses kommen die beiden aber nicht mehr hier ins Haus. Sollen sie ihre Grenzen woanders austesten. Morgens Ansatz mit dem einander zuhören und überlegen, warum ihr zu diesen verschiedenen Ansichten gekommen seid, finde ich sehr interessant. Zuggeben, mit einem "aufeinander zubewegen" hätte ich persönlich in dem Punkt ein Problem. Aber Verständnis wäre ja auch schon mal was. Das mit dem positiven Aspekt des Stärke-Zeigens hingegen ist etwas, das ich nicht so nachvollziehen kann. Vielleicht insoweit, dass das etwas Positives ist, das man der Situation abgewinnen kann. Aber nicht so, dass Härte und Konsequenz (im herkömmlichen Sinn) notwendig sind für Stärke. Meine Mutter beispielsweise war eine unheimlich liebevolle Person, die mir immer das Gefühl gegeben hat, mir 100%ig zu vertrauen, und mir immer alle mich betreffenden wichtigen Entscheidungen überlassen hat, nie befehlsmäßig irgendwas eingefordert hat. Dennoch (oder gerade deshalb?) wusste ich immer, dass sie für mich (und meine Schwestern) durch's Feuer gehen würde, und erst als Erwachsene habe ich überrissen, *wie* stark sie wirklich war, und was für Situationen sie gemeistert hat. Auch meine Kinder haben schon erlebt, dass ich Zähne zeige, wenn es nötig ist, und sie wissen, dass sie sich auf mich verlassen können, und dass z.B ihre Meinung oder ihre Gefühle genauso viel wert sind wie die eines andern, und dass nicht z.B. der Lehrer automatisch das Richtge macht, bloß weil er erwachsen ist, oder eine Autoritätsperson. Und als letzter Aspekt: Meiner Meinung nach hat man als Erziehungsberechtigter oft auch seltsame Ansichten, wo völlig unklar ist, wo der Quatsch eigentlich herkommt. So wie das mit dem Schlafanzugoberteil. Was soll denn schon passieren,wenn ein Kind kein Schlafanzugoberteil anhat? Lungenentzündung, Krankenhaus, Friedhof? Viele Eltern bestehen ja beispielsweise auch darauf, dass ihre Kinder draußen immer Schuhe anziehen, oder im KiGa eine Jacke tragen o.ä. Dabei haben meiner Erfahrung nach fast alle Kinder ein gutes Gespür dafür, wann ihnen zu kalt wird. Dann nimmt man beim Weggehen noch Schuhe oder Jacke mit, und gut ist. Es gibt bestimmt noch jede Menge anderer Beispiele, wo man - aus welchen Gründen auch immer - Regeln aufstellt, die eigentlich überflüssig sind, und wo zumindest ich es durchaus erhellend finde, wenn Kinder das in Frage stellen. Allerdings muss ich zugeben, dass unsere Methode von Vorleben, Erfahrungen machen lassen, usw. zwar meistens, aber nicht immer funktioniert. Bei Schimpfwörtern klappte das nicht. Ignorieren, Ermahnen, vor-Augen-Führen, dass man selbst auch nicht beschimpft werden möchte, usw. - brachte alles nichts. Erst die oberschwachsinnige Methode, dass für die 2 Wörter auf der Schwarzen Liste (das f-Wort und das w-Wort) bei Verwendung jeweils 5 Cent gezahlt werden müssen, brachte sofortigen Erfolg: Sie haben noch jeweils 10 Cent gezahlt, dann war das Thema gegessen. Hmpf. Einsicht hätte ich besser gefunden. Aber da gehe ich dann streng konsequent vor, nämlich nach dem Kloeters`schen Konsequenz-Begriff: Konsequent an der Verfassung der Beteiligten orientieren: Bei guter Verfassung fordern, bei schlechter Verfassung nachgeben, und sich im Zweifelsfall fragen: Wer leidet mehr? In dem Fall leide ich mehr darunter, wenn mit groben Schimpfwörtern um sich geworfen wird,als die beiden, wenn sie darauf verzichten müssen (sowas wie "Scheiße" dürfen sie noch sagen). Ich wünsche euch jedenfalls, dass ihr einen guten gemeinsamen Weg findet. Liebe Grüße, Sabine

von huehnchen69 am 30.09.2012, 01:07



Antwort auf Beitrag von huehnchen69

Hi, ich moechte hier nur kurz klarstellen, dass ich keineswegs ein Verfechter der Gehorsam-Methode bin, um die es hier geht! Mit meinem Beitrag wollte ich eigentlich nur sagen, dass ich meine, dass wenn sich die Fronten so verhaertet haben wie im obengeposteten Fall, es wahrscheinlich besser fuer die Familienatmosphaere und auch fuer aller Nerven (und entsprechende Folgen) ist, wenn man die Herangehensweise der Partners bisschen gelassener sieht. Soviel wird da naemlich jetzt auch nicht passieren, wenn er seinen Erziehungsstil so weiterfuehrt. Ich glaube sogar, dass sich alles beruhigen wird, und dann sein Stil auch milder werden wird. lg niki

von niccolleen am 01.10.2012, 21:46