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Stillschwierigkeiten

Thema: Stillschwierigkeiten

Hallo, ich bin gerade etwas verzweifelt. Mein kleiner ist jetzt 9 Wochen alt und ich Stille voll. Seit ein paar Tagen ist es einfach nur ein Kampf. Er trinkt nur noch maximal 7 Minuten und auch nur eine Brust, dann fängt er an sich zu krümmen und zu schreien. Oder er verschluckt sich. Momentan ist es schwer in überhaupt anzulegen ohne Teahter. Ich versuch es von mir aus schon so alle zwei bis drei Stunden, ich denke er müsste doch Mal hungrig sein. Nachts ist er bis jetzt immer so zwei Mal gekommen. Letzte Nacht hat er dann komplett durchgeschlafen, waren so acht Stunden.Bis jetzt hat er auch mehr schlecht als Recht getrunken. Ich kenne das so nicht, meine Tochter hab ich zwei Jahre gestillt. Er hat mit Blähungen zu kämpfen, bekommt jetzt seit drei Wochen bigaia Tropfen und Kümmelzäpfchen und viel Bauchmassagen. Ich mach mir große Sorgen, er muss doch Mal hungrig sein. Ich möchte aufjedenfall weiterstillen. Was kann man denn da machen?

von kamut am 20.05.2020, 12:47



Antwort auf Beitrag von kamut

Ich habe das gleiche duchmachen müssen. Mein Kleiner hat fast schon seit der Geburt, an der Brust geschrien oder war sehr unruhig. Ich finde 7 Minuten gar nicht so schlecht und das er duchschläft ist auch toll (hat meiner in dem Alter auch, leider wacht er jetzt mit 5 Monate viel öfter auf). Mein Kleiner hat machmal fast die ganze Zeit nur 5 Minuten getrunken daher musste ich öfter die Brust anbieten, und immer nur eine Brust. KiA und Hebamme meinten es wäre nur eine Phase und er hat Bauchschmerzen. Das wichtigste dass er gut zunimmt. Wenn es der Fall ist, sollest du dir keine Sorgen machen. Es wurde irgendwann besser, er ist aber immernoch unruhig an der Brust deswegen stillen wir wenn er sich im Halbschlaf befindet und so klappt es wunderbar. Mittleweile klappt es auch oft wenn er wach ist. Er wiegt über 8 Kg. Babys holen sich die Menge die sie brauchen. Viel Glück

von Senii am 21.05.2020, 14:40



Antwort auf Beitrag von kamut

Hallo kamut, ich weiß nicht, ob Du jetzt auch schon mal bei Biggi und Kristina im Stillexpertenforum nachgefragt hast. Ich schreib jetzt einfach mal, was ich für Gedanken zu Deiner Frage habe: 9 Wochen, also ungefähr ab +/-2 Monate ist exakt die Zeit, in der viele bisher friedliche und unproblematische Babys plötzlich unruhig und unzufrieden mit allem werden, viel schreien, endlos oder auch gar nicht so gern stillen wollen, aber auch damit dann nicht zufrieden sind. Ich habe das auch so erlebt, in Teilen so, wie Du es beschreibst. Es ist eher selten, dass das immer Bauchschmerzen sind, und häufig verursacht man diese auch durch zu viel Stilltee, Zäpfchen und Zeug zusätzlich. Zu viel Aktionismus macht es den Babys dann oft noch schwerer runterzukommen und sich ruhig und sicher zu fühlen. Das Problem ist nämlich auch, dass sie jetzt "aufwachen" in der Welt draußen, das Gehirn große Sprünge macht, und sie oft schlicht mit all dem Neuen überfordert sind. Ich beschreibe das mal so: Stell Dir vor, Du gehst in Deinem Bett schlafen, alles sieht aus wie immer, die Geräusche um Dich herum sind die gewöhnlichen, und auch der vertraute Zuhausegeruch umhüllt Dich. Aber als Du aufwachst, bist Du plötzlich mitten im Urwald, komplett andere Geräusche und beunruhigende Gerüche, alles fremd. Weil Du Dich als Baby ja gar nicht bewegen kannst, Dich selbst nicht schützen kannst, geht das Angstprogramm an, und Du wirst panisch und fahrig. Und da hilft dann nur, so nah wie möglich bei Mama/Papa zu sein, altvertraute Geräusche (aus dem Bauch) zu hören, Muttermilch zu riechen etc. Davon geht leider der Urwald nicht weg, man muss sich dennoch daran gewöhnen, und so werden so manche Babys in dieser Zeit sehr unruhig und zappelig. Dabei hilft wirklich nur, der Fels in der Brandung zu sein, eben KEINEN Aktionismus zu betreiben, Ruhe bewahren, Kind schön viel bei Dir haben, am Körper, mit Hautkontakt kuscheln (natürlich nur, wenn das Baby das auch möchte) und ansonsten frei nach dem Motto "Ich weiß nicht genau, was du jetzt für ein Problem hast, aber ich verstehe, dass es schwer für dich ist. Ich bin da, halte und beschütze dich, und ich sage dir, das geht vorbei, du wirst sehen." Das ist ein Mantra, das wir bei unseren Kindern noch sehr lange immer wieder aufsagen können, denn beunruhigende Phasen wird es immer wieder im Leben geben. Hilf dem Kind durch, indem Du selbst ruhig und gelassen das tust, was getan werden muss. Stillen, rausgehen, ein paar Haushaltsdinge tun (mit Baby im Tuch geht das übrigens sehr gut), auf die Toilette gehen, duschen, sich einen Tee oder was zu essen machen usw. Zum Thema Hunger haben: Ob Dein Kind genügend Nahrung durchs Stillen zu sich nimmt, erkennst Du vor allem an diesen Zeichen, und überhaupt nicht an Stillunruhe, Stillhäufigkeit oder dem allgemeinen Verhalten: 1. Das Kind nimmt entsprechend seiner Startperzentilen adequat zu und wächst ebenso. Die Perzentilen findest Du hinten im Untersuchungsheft, die Ärztin trägt dort immer ein, wie das Kind sich größen- und gewichtsmäßig und in Sachen Kopfumfang entwickelt. Ist die Ärztin zufrieden, bekommt Dein Kind genug Milch. 2. 5-6 nasse Windeln in 24 Stunden zeigen, dass Dein Kind genügend Flüssigkeit erhält. Stuhlgang kann nach den ersten paar Wochen teilweise sehr lange Intervalle haben. Hier habe ich mal zwei Wochen auf den nächsten gewartet. All das ist normal und bedarf im Normalfall keiner Eingriffe, z.B. mit Medikamenten oder der gefürchteten Thermometermethode. 3. Das Kind hat eine rosige Hautfarbe und ist in Wachphasen aufmerksam und aktiv. Wenn diese drei Punkte zutreffen, der dritte hat natürlich auch ein bisschen mit dem angeborenen Temperament des Kindes zu tun, ist alles prima, und Dein Kind bekommt genügend Nahrung. Wenn Du das Gefühl hast, einer der Punkte passt nicht, solltest Du eine Stillberaterin kontaktieren oder eine Hebamme, die zugleich Stillberaterin ist (nicht alle Hebammen sind auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, was Stillberatung anbetrifft), damit sie Euch mal besucht und anschaut. Das ist ja mittlerweile wieder erlaubt, soweit ich weiß. Zur Not bekommt man auch einiges telefonisch oder per Videokonferenz hin. Außerdem kannst Du natürlich noch mal zur Ärztin gehen, um das Kind anschauen zu lassen, eben um sicher zu sein, dass Du nichts übersiehst. Das würde auch Dir selbst vielleicht etwas mehr Sicherheit geben. Mit gut zwei Monaten hat Dein Kind vielleicht gelernt, sich druckzubetanken. Manche Babys können das: Die Brust hat mittlerweile gelernt, wie viel Milch das Baby braucht und stellt genug her, das Baby hat gelernt, effektiv zu saugen, und zusammen sind sie so ein gutes Team, dass in sieben Minuten locker der Durst und Hunger gestillt ist. Solche Babys gibt es. Auch dass sie in dem Alter nachts durchschlafen, kommt schon vor. Das Problem ist, dass wir die Kontrolle ans Kind abgeben müssen, denn in der Brust ist einfach kein Messbecher, der uns zeigt, wie viel das Baby gebechert hat. Das fällt schwer, vermutlich noch mehr, wenn das vorige Kind ein ganz anderes Stillverhalten gezeigt hat. Ich würde da nicht vergleichen. Kein Stillkind ist wie das andere. Einen Grund könnte es noch geben, dass das Baby an der Brust unruhig ist, und das wäre, wenn es auch den Schnuller und/oder die Flasche bekommt. Ist das der Fall? Dann schreibe ich dazu gerne noch was. Ein weiterer Grund könnte sein, dass Du einen sehr starken Milchspendereflex hast, das Baby also förmlich mit Milch überflutet wird, wenn es ansaugt. Das ist unangenehm, und dann reagieren manche Babys so, wie Du es beschreibst. In diesem Falle würde ich noch mal bei Biggi und Kristina nachfragen, denn sie können Dir sehr gut beschreiben, wie Du da vorgehen kannst. Ich würde jetzt so vorgehen: Erst einmal schauen, ob bei den oben genannten Punkten 1-3 alles ok. ist. Wenn ja, dann würde ich wirklich mal warten, wann das Baby sich von selbst meldet, Fäuste ballt, rangelt, evtl. mal ein bisschen muckelt, und dann würde ich anlegen. Schau doch mal, ob das besser geht. Vielleicht mag Dein Baby auch die Position nicht oder braucht etwas mehr Ruhe? Alles, was Du anders machst, behalte eine Weile bei, auch wenn das Kind sich nicht beruhigt. Änderungen führen oft erst mal zu mehr Unruhe. Erst nach einer Weile wird es besser. Durchhalten! Ggf. willst Du dennoch mal eine Stillberaterin kontaktieren? Mir hat das damals sehr viel Sicherheit gegeben. Nachts wecken soll man bei gut gedeihenden Babys nicht. Sie dürfen schlafen und müssen nicht zum Stillen geweckt werden, es sei denn, Du hast so viel Druck auf der Brust, dass Du es mal brauchst. Dann kann das Kind auch im Liegen angedockt werden. Hierzu kannst Du auch bei Dr. Renz-Polster (google mal seine Seite) den Absatz zum sicheren Babyschlaf im Elternbett ansehen. Gedeiht das Baby nicht gut genug, macht es durchaus Sinn, alle 3-4 Stunden zum Stillen zu wecken, aber dann würde ich wieder die Stillberaterin mit draufschauen und beraten lassen. Bisweilen hilft es auch, den Tagesablauf etwas ruhiger zu gestalten, weniger Besuch (weiß ich ja nicht, wie es bei Euch läuft), Spaziergänge im Wald, Fernseher und Musik mal aus... Das musst Du schauen. Die meisten Babys mögen es eher lauter, denn das sind sie aus dem Bauch gewöhnt. Aber manche regt das auch auf, weil sie die Geräusche nicht zuordnen können. Ich hoffe, Du hast ein paar hilfreiche Anregungen bekommen. Stillberatung bekommst Du beim afs-stillen, der lalecheliga und dem BDL Stillen. Alle drei kannst Du googeln und haben eine Seite, auf der Du per PLZ die nächste Stillberaterin herausfinden und kontaktieren kannst.) Alles Gute! Sileick

von Schniesenase am 23.05.2020, 23:25