Hallo,
mein Sohn (knapp 5 Monate) hat seit ca. 4 Wochen Probleme beim Einschlafen. Früher hat das wunderbar geklappt, ich habe ihn ins Bett gelegt, ein Lied gesungen und er ist dann meist nach ein paar Minuten von alleine eingeschlafen. Nun kann er meist nur noch einschlafen, wenn ich bei ihm bleibe. Und vom Papa möchte er gar nicht mehr ins Bett gebracht werden, da schreit er nur.
Außerdem wacht er nachts nun auch sehr häufig auf, so ca. alle 3 Stunden, was er vorher nicht getan hat. Da war es evtl. einmal nachts und dann erst wieder morgens. Ob er wirklich Hunger hat, kann ich nicht genau sagen, er läßt sich zumindest nur wieder zum Einschlafen bringen, wenn er an die Brust kann. Dann trinkt er aber auch meist sehr unruhig, hört an der einen Brust auf zu trinken und trinkt erst wieder, wenn ich die Seite wechsle. Somit ist es ein hin und her. Das ist meist auch Tags über der Fall. Ich habe auch vor ca. 3 Wochen mit der Beikost begonnen. Er isst Mittags ca. ein 1/4 bis 1/2 Gläschen (mal mehr, mal weniger). Hatte ihm auch nachmittags hin und wieder mal Banane angeboten, die hat er auch sehr gerne gegessen. Und da ich annahm, dass er abends vom Stillen nicht richtig satt wird, hat er nun auch schon immer mal etwas Abendbrei mit Apfel bekommen. Den hat er richtig verschlungen.
Was sollte ich nun tun, damit er ggf. wieder besser schläft und isst?
von
claudiclick
am 31.07.2012, 11:25
Antwort auf:
Warum verändertes Schlaf- und Trinkverhalten
Liebe claudiclick,
es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder selbst das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte.
Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.
Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.
Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe.
Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können.
Ist Ihr Sohn gerade in einer „Entdeckerphase"? Manche Babys sind bereits so früh extrem an ihrer Umwelt interessiert und haben einfach keine Zeit ordentlich an der Brust zu trinken. Sie könnten ja etwas verpassen von dieser interessanten Welt. Hier hilft es, sich zum Stillen in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen, so dass es wenig gibt, was das Kind ablenken könnte.
Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu „bündeln". Dazu wickeln Sie das Kind gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und
die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Baby auf diese Weise eingepackt haben, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen.
Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 31.07.2012