Hallo
Mein Sohn ist jetzt 9 Monate alt und wurde/wird noch morgens gestillt. Da er offensichtlich nicht mehr durchs stillen alleine satt geworden ist habe ich ihm vor kurzem Brot zum Frühstück angeboten, welches er auch mit Begeisterng isst. Allerdings will er seitdem nicht mehr stillen! Lege ich ihn an trinkt er, wenn überhaupt, zwei Schluck und fängt dann an mir in die Brustwarze zu beißen oder lässt einfach los und geht spielen. Meist trinkt er aber gar nicht. Stillt er sich gerade selber ab? Wenn das so weitergeht habe ich bald keine Milch mehr. Was kann man gegen das beißen unternehmen?
von
astra81
am 19.01.2012, 09:46
Antwort auf:
Stillt er sich selbst ab?
Liebe astra81,
ein neun Monate altes Kind stillt sich normalerweise nicht selbst ab, es streikt eventuell an der Brust oder es ist saugverwirrt.
Am besten wendest Du dich einmal für eine persönliche Beratung an eine Stillberaterin in deiner Nähe. Ich suche dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst.
Bis Du eine Kollegin erreichen kannst, hier einige allgemeine Tipps:
Du kannst versuchen dein Baby anzulegen, wenn es schon sehr schläfrig oder fast eingeschlafen ist. Viele Babys, die sich weigern, an der Brust zu trinken, wenn sie hellwach sind, tun es im Halbschlaf dann doch. Du kannst ihm die Brust auch immer wieder anbieten, wenn es wach ist, dränge aber nicht. Manche Babys sind eher bereit zu trinken, wenn ihre Mutter umhergeht statt stillzusitzen.
Weitere Maßnahmen, die sich bei einem Stillstreik bewährt haben, sind:
im Umhergehen stillen,
in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen,
im Halbdunkeln stillen,
im Halbschlaf stillen,
das Baby mit der Brust spielen lassen,
unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren,
alle künstlichen Sauger vermeiden,
das Baby massieren,
viel Körperkontakt (Haut auf Haut),
und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt.
Um deine Milchproduktion aufrecht zu erhalten und zu verhindern, dass die Brust übervoll wird, sollte die Milch ausgestrichen oder abgepumpt werden. Die so gewonnene Milch kann dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode angeboten werden, z.B. mit einem Becher. Die Flasche ist in dieser Situation nicht unproblematisch, denn es kann passieren, dass sich dein Kind dann zur Flasche hin abstillt.
Ich gebe dir jetzt noch ein paar Tipps, die sich bei bissigen Kindern bewährt haben. Einige davon
wirst Du vielleicht schon kennen und einige sind vielleicht in eurer Situation nicht praktikabel,
das musst Du einfach ausprobieren.
das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu
probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann.
etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem
Beinahe Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es
weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf.
das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger
reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es
beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat.
einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu
unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht
loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert
werden, wenn die Mutter einen Finger bereit hält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es
wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die
Brustwarze zu verlieren.
mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt
vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich).
Möglicherweise kannst Du deinem Kind bereits vor dem Anlegen einen gekühlten Beißring
anbieten, damit sich sein durch das Zahnen empfindlicher Gaumen beruhigt. Vorsichtshalber
solltest Du auch den Kinderarzt in seinen Mund schauen lassen, um auszuschließen, dass er
einen Soor oder eine andere Infektion hat, die ihn juckt oder sonstwie unangenehm im Mund
ist, so dass er sich durch das Beißen und Reiben an deiner Brust Erleichterung verschaffen will.
Falls es Soor ist, müsst ihr beide behandelt werden.
Versuche seine Nase vor dem Stillen frei zu bekommen. Mit verstopfter Nase trinkt es sich
sehr schlecht an der Brust. Muttermilch oder eventuell Nasentropfen (sprich deinen Arzt darauf
an) kurz vor dem Stillen in die Nase geträufelt können sehr hilfreich sein.
Während einer Erkältung und auch in der Zahnungsperiode verändert sich häufig die
Zusammensetzung des Speichels, was die Brustwarze zusätzlich reizen kann. Daher ist es
manchmal sinnvoll die Brust nach dem Stillen mit klarem Wasser abzuspülen. Zusätzlich kannst
Du den Hinweisen für die Behandlung wunder Brustwarzen folgen:
o Du kannst vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den
Milchspendereflex auszulösen bevor Du das Baby an die Brust anlegst.
Beginne das Stillen an der weniger wunden Seite (falls es eine gibt) bis der
Milchspendereflex einsetzt und wechsele dann vorsichtig zu der schlimmer
betroffenen Seite überwechseln. Beim Seitenwechsel sollte sorgfältig auf
eine gute Stillhaltung und korrektes Anlegen geachtet werden;
o nach dem Stillen kannst Du etwas Muttermilch ausstreichen
und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn
das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch
gute Wachstumsbedingungen findet);
o Du kannst Lansinoh© für stillende Mütter oder Purelan (gibt es in der
Apotheke) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten
feucht zu halten. Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der
Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen
beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche
Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind (Spangler und
Hildebrandt 1993);
o sind deine Brustwarzen so wund, dass Du den Druck durch Kleidung oder
den Büstenhalter nicht ertragen kannst und es Dir Schmerzen bereitet, wenn
Du dein Baby hältst, kannst Du nach dem Stillen Lansinoh auftragen und
anschließend Brustwarzenschoner (nicht zu verwechseln mit Stillhütchen!)
mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in deinem
Büstenhalter tragen, um deine Brustwarzen zu schützen. Den gleichen
Zweck wie Brustwarzenschoner können Plastikteesiebe erfüllen, bei denen
die Griffe entfernt wurden; Brustwarzenschoner sind in der Apotheke oder
auch bei La Leche Liga (auch bei uns) erhältlich.
Wechsele immer wieder die Stillhaltung, damit nicht immer wieder die gleiche Stelle
beansprucht wird. Wenn das Stillen zu schmerzhaft ist, dann streiche an dieser Seite vorsichtig
aus und gib die Milch auf andere Weise (z.B. mit dem Becher). Es ist nicht schlimm, wenn sich
die Milchproduktion in der "heilen" Seite erhöht und auf der anderen Seite abnimmt. Sobald
deine Brustwarze wieder verheilt ist, kannst Du das durch entsprechendes Anlegeverhalten
wieder einregeln.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 19.01.2012