Frage: Stillen und einschlafen

Liebe Biggi, unsere Tochter ist zwei Wochen alt. Schon bei meinen 3,5 jährigen Sohn musste ich damals alles tun, damit es mit dem Stillen klappt. Das ging nur weil ich ihn lange stündlich gestillt habe. Wir wurden dann noch ein Langzeitstillteam, aber es hat mir viel abverlangt. Meine Tochter jetzt saugt besser und ich hatte etwas früher mehr Milch, so dass ich guter Dinge war, es klappt diesmal besser. Anfangs trank sie beide Seiten unterbrochen vom Windelwechsel und schlief dann 2bis 3Stunden. Jetzt ist es wieder so, dass sie trinkt, dabei einschläft und nach kurzem ablegen schon wieder Hungerzeichen (bzw. Saugzeichen) macht und aufwacht. Ich kann diesmal aber wirklich nicht so oft stillen den ganzen Tag lang, weil mein Sohn mich auch braucht Ich habe ja durch meinen Sohn viel Stillberatung erlebt. Sie hat eine gute Technik. Das einzige was mir auffällt ist, dass es bei mir wohl manchmal nicht so fließt. Also sie nuckelt lange, bevor sie wirklich saugen kann. Als hätte ich keinen MSR. Kann ich hier noch was tun? Und muss ich etwas beim Tandemstillen beachten? Mein Sohn möchte jetzt auch wieder ab und zu mit an die Brust, nachdem in der Schwangerschaft keine Milch mehr kam. Vielen Dank und liebe Grüße!

von PPIA am 26.05.2021, 13:35



Antwort auf: Stillen und einschlafen

Liebe PPIA, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Und Dein Baby ist im typischen Alter für einen Wachstumsschub! Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Gibt es jemanden in Deinem Umfeld, der sich intensiver um das „große Kind" kümmern kann? Eine Oma, Tante, Deine beste Freundin oder der Papa? Wie wäre es, wenn Du während dem Stillen ein Buch vorliest? Mir persönlich gefällt das Buch "Ich will auch Geschwister haben" von Astrid Lindgren für diesen Zweck sehr gut. Ein Buch, das sich vor allem auch mit dem Thema Stillen beschäftigt und mit liebevoll gezeichneten Bilder aus der Sicht des größeren Bruders vom Auf die Welt kommen, dem Stillen und Tragen erzählt ist "Busi sagte Henriette" von Edith Seitz. "Busi sagt Henriette bekommst Du im Buchhandel (Edition buntehunde, ISBN 3 934941 03 6). Weitere Tipps für die Zeit nach der Geburt: o dem älteren Kind eine Babypuppe schenken, (oder sie ihr von dem Baby schenken lassen), die es ebenfalls versorgen und stillen kann. Außerdem kann das ältere Kind in die Versorgung des Babys miteinbezogen werden (es kann die Windeln reichen, den Po eincremen ...). o dem älteren Kind erlauben wieder klein zu sein, eben auch ein Baby, und es, wenn das Baby schläft, ein bisschen herumtragen, mit ihm ausgiebig kuscheln usw. Der oft geäußerte Spruch "Du bist jetzt schon so groß" führt bei manchen Kindern gerade zum Gegenteil dessen, was man erreichen wollte, denn "groß sein" bedeutet nach Auffassung des Kindes, dass es jetzt nicht mehr so wichtig ist. (Ich weiß, dass dies objektiv nicht so ist, aber das Kind kann es so empfinden). o ein Tragetuch verwenden. Mit dem Baby im Tuch, ist mindestens eine Hand frei für das ältere Kind (bei einem korrekt gebundenen Tuch). So kann die Mutter sich mit dem älteren Kind beschäftigen und gleichzeitig auf das Bedürfnis des Babys nach Nähe und Körperkontakt eingehen. Das Baby ist mit dabei, schläft wahrscheinlich sogar recht gut und es wird Freiraum für das Große gewonnen. Viele Mütter machen die Stillzeit mit dem Baby zu einer gemütlichen Kuschel- und Lesestunde für das größere Kind. Mit etwas Übung kann das Baby beim Stillen mit einem Arm gehalten werden und in den anderen Arm kann sich das größere Kind mit einem Bilderbuch o.Ä. kuscheln. Das ältere Kind kann das Buch so halten, dass die Mutter darin lesen kann oder mit ihm die Bilder anschauen und außerdem bekommt es die wichtige Aufgabe, die Seiten umzublättern. So weiß dein Kind, dass es wichtig ist und wird nicht mehr so versessen darauf sein, an die Brut zu dürfen. Eine andere Möglichkeit die Stillzeiten für das große Kind zu etwas besonderem zu machen ist eine "Stillkiste" (der Begriff stammt von einer meiner Gruppenmütter). In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Ich wünsche Dir bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Dir weiterhilft. Liebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 26.05.2021



Antwort auf: Stillen und einschlafen

Liebe Biggi, das ist ja mein Problem: ich weiß nicht, ob das noch clusterfeeding ist, denn es geht ja ständig so. Ich kenne das wie gesagt von meinem Sohn schon: das Kind wächst und gedeiht, aber zu welchem Preis? Nie wirkt es einfach mal zufrieden und satt, ständig sucht es. Ich kenne im Umfeld eben nur Babies die in diesem 8 bis 12 mal am Tag Rhythmus kommen. Und ansonsten viel schlafen. Und bei mir eben stündlich tagsüber (von Beginn zu Beginn der Stillmahlzeiten). Schon damals haben mich alle bemitleidet und das erste Jahr war einfach nur schlimm für mich. Mein Mann kümmert sich schon viel. Aber unser Sohn will auch mit mir spielen, toben, rennen. Und so viel lesen können wir ja gar nicht, alle Stunde ein Buch, weil die Kleine dann wieder eine halbe Stunde stillt. Mittlerweile wird er schon richtig genervt und traurig. Deshalb meine Frage, ob ich am MSR noch etwas beeinflussen kann? Und ich beim Tandemstillen was beachten muss? Z.b. darf der Große gleichzeitig stillen?

von Elchkäfer am 27.05.2021, 11:52



Antwort auf: Stillen und einschlafen

Liebe Elchkäfer, Dein Baby ist gerade erst zwei Wochen alt. Gib Dir und Deinem Kind die Zeit, die ihr beide braucht, um euch an das neue Leben zu gewöhnen. Denke daran, dass Du jetzt Wöchnerin bist. Leider ist es in unserer Kultur nicht (mehr) so sehr verbreitet darauf Rücksicht zu nehmen, dass eine Frau, die gerade ein Kind geboren hat, Zeit braucht. Zeit zur Erholung, Zeit zum gemeinsamen Kennenlernen des neuen Menschleins, Zeit ums sich an die ganze Veränderung, die so ein kleiner Erdenbürger mit sich bringt zu gewöhnen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ja, Du kannst Dein größeres Kind auch anlegen und gleichzeitig beide Kinder stillen. Ich wünsche Dir, dass die stressige Zeit bald vorüber ist! Biggi

von Biggi Welter am 27.05.2021



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