Hallo liebes Stillteam,
ich hätte einige Fragen zum Stillen und Breistart.
Vorweg: Unser Sohn ist nun knapp 5 Monate und hat ein erhöhtes Allergierisiko. Mein Mann und ich sind beide Allergiker (u.a. Heuschnupfen). Ich habe eine leicht ausgeprägte Neurodermitis, beim Baby gibt es auch leichte Probleme mit der Haut.
Da der Kleine seit einigen Wochen nachts wieder aller 2 Stunden hungrig (richtig gierig) aufwacht und trinken will, würde ich nach Möglichkeit gern bald mit dem Brei anfangen. Bisher stillen wir voll und nach Bedarf.
- Was ist aktuell eigentlich richtig (ich höre und lese hier unterschiedliches):
6 Monate voll stillen oder nach dem 4. Monat dem Baby alsbald eine große Auswahl an Lebensmitteln anzubieten?
- Sollte man bei Allergieneigung wirklich einen besonderen "Breiplan" einhalten. Beginn statt Mittags mit Gemüse > Abends mit HA-Milch-Reisflockenbrei (Meinung unserer Hautärztin).
- Sollte die Milchbreie auch nach dem 6. Monat (weiterhin) mit HA-Milch zubereitet werden?
- Gibt es Tipps und Hinweise für den Brei(start) in unserem Fall? Sollten wir vielleicht Abends erst einmal lieber vor dem Schlafengehen noch mit dem Fläschchen zufüttern.
Vielen Dank und liebe Grüße
Susanne
von
Susanne1977
am 14.11.2012, 20:40
Antwort auf:
Stilldauer und Breistart - Baby mit Allergierisiko
Liebe Susanne,
wegen einer längeren Nachtpause brauchst Du keinen Brei zu geben ;-).
Ein Baby muss
eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt
erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen.
Wir folgen den Empfehlungen der WHO, die noch immer für bis zu 6 Monate volles, also ausschließliches Stillen spricht.
Der "Idealzustand" ist, dass die Mutter das Kind anschaut und darauf achtet, wann es zu erkennen gibt, dass es bereit für die Beikost ist. Das kannst Du an den folgenden Anzeichen erkennen:
o es ist in der Lage aufrecht zu sitzen,
o der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt,
o es zeigt Bereitschaft zum Kauen,
o es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür,
o es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt.
Dein Kind sollte einigermaßen ohne Stütze oder nur mit sehr wenig Unterstützung sitzen können, so dass es in der Lage ist, selbst Nahrung in die Hand zu nehmen und in den Mund zu führen. Wenn es dir die Nahrung aus der Hand reißt und voller Begeisterung in den Mund steckt, dann ist sicher der Zeitpunkt gekommen, dass Du ihm ergänzend zur Muttermilch auch andere Nahrung anbietest.
Wenn diese Punkte erfüllt sind, DANN ist der Zeitpunkt für den Beginn der Beikost gekommen.
Der Begriff BEI-Kost sollte wirklich wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen :-)). Es sind in erster Linie die Hersteller von Babynahrung, die andere Empfehlungen in die Öffentlichkeit geben :-(
Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Vor dem Füttern ist insofern besser, als dass das Kind dann mehr Milch als Beikost zu sich nimmt, was prinzipiell gesünder ist.
Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird das Kind ausreichen häufig gestillt, braucht es keine andere Milchnahrung und auch keinen Milchbrei oder Flaschennahrung.
Du kannst also einfach noch weiterstillen und erst einmal mit Gemüse und Obst beginnen.
Wenn Du das nicht möchtest, bietet sich Säuglingsmilch an.
In wie weit bei allergiegefährdeten Kindern die Gabe von HA Nahrung ab der Einführung von Beikost noch sinnvoll ist, darüber streiten die Experten. Da HA Nahrung jedoch recht bitter schmeckt, wird sie von vielen Stillkindern auch sehr vehement abgelehnt. Ganz allgemein kann als Ersatz für die Muttermilch eine Pre Nahrung gegeben werden und zwar das gesamte erste Lebensjahr hindurch.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.11.2012