Nicht-mehr-Durchschlafen durch Abendbrei?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Nicht-mehr-Durchschlafen durch Abendbrei?

Hallo, ich habe meinen Sohn 6,5 Monate voll gestillt. Er hatte mit ziemlich genau 6 Monaten (fast jede Nacht) 11 Std durchgeschlafen. Er ist jetzt 8,5 Monate alt. Vor 2 Wochen haben wir mit Abendbrei angefangen. Meist gibt es den Gute-Nacht-Brei von Hipp (Grießbrei) oder Kartoffelbrei. Seit er abends Brei bekommt, schläft er nicht mehr durch. Kann es da einen Zusammenhang geben oder ist es einfach Zufall? Er ißt ca. 80-100g Brei. Danach ist er satt (er presst die Lippen zusammen und dreht den Kopf weg). Er kommt zur Zeit 3-4 mal pro Nacht und akzeptiert da auch nur die Brust. Wasser möchte er da nicht. Obwohl er nach den Breimahlzeiten Wasser trinkt und er Wasser also kennt. Er trinkt nicht sehr lange (manchmal nur 2 oder 3 min) und wenn er fertig ist, dreht er sich um und schläft direkt weiter. Er schläft bei uns im Bett, deshalb ist es nicht ganz so dramatisch, dass er nachts jetzt häufiger kommt, aber er nimmt ja momentan nachts genauso viele Mahlzeiten zu sich wie am Tag. Das ist doch auch nicht normal. Oder? Ich stille Früh, vormittags, nachmittags und abends zum Einschlafen und dann noch 3-4 mal in der Nacht. Ich möchte gern wissen, ob alles in ordnung ist, ob ich alles richtig mache oder ob wir etwas ändern sollten. Vielen Dank

von MaB81 am 11.06.2012, 00:47



Antwort auf: Nicht-mehr-Durchschlafen durch Abendbrei?

Liebe MaB81, es kommt sehr viel häufiger vor, als die meisten Menschen glauben, dass ein Kind ab der Einführung der Beikost schlechter schläft und nicht, wie es landläufig immer wieder verbreitet wird, besser. Muttermilch ist in jedem Fall leichter verdaulich als Beikost oder künstliche Säuglingsnahrung und wenn ein Kind auf die Beikost mit Bauchproblemen reagiert, dann ist eine Mahlzeit am Abend naturgemäß deutlich schlafstörender, als eine Mittagsmahlzeit, die bis zum Abend doch schon zum größten Teil verdaut ist. Deshalb ist es einen Versuch wert, statt der Abendmahlzeit die Mittagsmahlzeit durch feste Kost zu ersetzen und die Abendmahlzeit mit fester Kost erst später, wenn der Organismus noch etwas reifer ist, wieder einzuführen. Es kann aber auch tatsächlich Zufall sein, denn viele Babys schlafen in diesem Alter schlechter. Es ist ein normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von etwa sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte“ von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 11.06.2012



Antwort auf: Nicht-mehr-Durchschlafen durch Abendbrei?

Liebe Biggi, Danke für Deine schnelle Antwort. Mein Sohn hat schon 8 Wochen lang mittags Beikost bekommen, bevor wir mit dem Abendbrei begonnen haben. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass er Bauchschmerzen hat. Damit hatten wir bisher noch nie Probleme. Letzte Nacht kam er übrigens das erste mal nach knapp 3 Stunden und dann jede halbe Stunde. Könnte er auch nochmal einen Wachstumsschub haben? Ich dachte aber, in dem Alter wachsen die Babies dann nicht mehr soviel. Außerdem ist er auch schon sehr groß (78 cm und 9800g). Liebe Grüße

von MaB81 am 11.06.2012, 11:36



Antwort auf: Nicht-mehr-Durchschlafen durch Abendbrei?

Liebe MaB81, es kann schon sein, dass Ihr Baby noch einen Wachstumsschub durchmacht, es kann auch sein, dass es tagsüber nicht so viel Zeit zum Trinken hat ;-). Vielleicht ist es aber wirklich auch so, dass Ihr Baby viel erlebt und einfach die Geborgenheit an der Brust braucht. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 11.06.2012



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