Liebe Frau Welter,
vielen Dank für Ihre Hilfe und Ihren Zuspruch bei meiner Furcht vor erneuten Stillproblemen (Tochter schmatzte beim Stillen, das Stillen war in den ersten 2 Monaten eine echte Qual und lklappte gar nicht gut) mit meinem inzwischen geborenen Sohn.
Ich habe mich an Ihre Ratschläge gehalten und einfach nach Gefühl gehandelt - einfach gemacht und versucht, mit ihm zu einem "Stillteam" zu werden, ohne Einmischung von aussen (anscheinend habe ich dabei so sehr ausgestrahlt, dass ich weiss, was ich tue, dass sich auch niemand übermäßig damit befasste und wir ganz in Ruhe zueinander finden konnten) - und siehe da, es hat wunderbar und völlig problemlos geklappt! Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Sie!
Da unser Sohn trotz ständigem Tragen und Stillen nach Bedarf sehr unruhig ist und ein starkes Saugbedürfnis zu haben scheint, das er aber nicht (!) an der Brust befriedigen möchte (die schreit er dann öfter mal an, wenn er satt ist, wohingegen sich Papas kleiner Finger großer Beliebtheit erfreut und er diesen am liebsten den ganzen Abend lange benuckeln würde) habe ich überlegt, ihn an einen Schnuller zu gewöhnen (als Notlösung, weil ich mir und ihm nicht mehr zu helfen weiss, wenn er sich gar nicht beruhigen lässt) - allerdings verschmäht er - wie unsere Tochter damals - bis jetzt vehement jeden Schnuller und ebenfalls meinen Finger zum Nuckeln.
Haben Sie eine Idee, wie ich sein Saugbedürfnis stillen kann, der Papa muss leider ab und an mal arbeiten ... ;-)
(Stillkind nach Bedarf, Schlaf tagsüber/abends im Tragetuch oder teilweise auf Mama / Papa, nachts im Familienbett)
Danke!
von
Kunderella
am 08.08.2011, 10:24
Antwort auf:
Kann ich gegen sein Saugbedürfniss ein Schnuller benutzen?
Liebe Kunderella,
es freut mich so, dass es so prima klappt, danke für die schöne Rückmeldung!!!
Ich würde zumindest in den ersten Wochen von einem Schnuller ganz abraten, denn ganz gleich, was die Werbung für welchen Sauger auch immer behauptet: Kein künstlicher Sauger reicht an der Original heran und jeder künstliche Sauger kann bei einem dafür empfänglichen Kind zu einer Saugverwirrung führen.
Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein:
o Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen.
o Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann.
o Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen.
o Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen.
o Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen.
o Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung
Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein "schnullerabhängiges" Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet.
Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen "Vorteil"
Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen.
o Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun.
o Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen.
o Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt.
o Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen.
Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht "kiefergerecht", wie es immer wieder behauptet wird.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 08.08.2011