Kann ich die Milchbildung wieder anregen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Kann ich die Milchbildung wieder anregen?

Hallo liebe Stillberaterin, ich bin momentan ziemlich verzweifelt. Ich komme gerade vom Arzt, der mir sagte, dass ich abstillen müsse oder zumindest zufüttern weil meine Milchmenge zu gering ist. Das macht mich total fertig weil ich in den fast vier Monaten, die meine Tochter jetzt alt ist, keinerlei Probleme und auch immer Milch im Überfluss hatte, es war auch immer genug zum abpumpen übrig. Jetzt mal zur Vorgeschichte. In der Nacht vom 28-29. Dezember hatte ich starke Magen-Darm-Koliken mit Erbrechen und Durchfall und ich bekam vom Notzarzt eine Infusion und Medikamente gespritzt und am nächsten Morgen vom Hausarzt auch nochmal eine Infusion. Ich habe trotzdem normal weiter gestillt und nach ein paar Tagen Schonkost war alles wieder ok. In der Nacht vom 5.-6. Januar hatte ich wieder das selbe und ich habe am nächsten Morgen wieder eine Infusion von einem anderen Arzt bekommen, der mir sagte, dass ich einen Tag nicht stillen solle. Also holten wir Prenahrung und meine Tochter trank sie auch recht gut - zu unserer großen Überraschung, sonst mag sie Fläschchen, z.B. mit Tee, gar nicht, mit Muttermilch geht es so. Ich habe während der 24-Std.-Stillpause 3-4 mal abgepumpt und durch beide Krankheitstage (in Dez. und vergangene Woche) zwei Kg abgenommen. Jetzt esse ich wieder normal, aber meine Milch ist weniger geworden und steigert sich auch nicht mehr. Die letzten zwei Nächte hat meine Tochter quasi mit Brustwarze im Mund verbracht und immer ein paar Schlücke genommen wenn was kam. Tagsüber kommt sie jetzt auch alle 1-2 Std weil es, glaube ich, so wenig ist, aber sie beschwert sich nie, sondern kommt nur öfters. Mein Milchspendereflex ist auch sehr verzögert. Ich habe schon Stilltee und Malzbier probiert, aber ohne sichtbaren Erfolg. Mein Arzt sagt nun dass es auch nicht mehr besser werden wird, aber ich will nichts unversucht lassen. Stimmt das was der Arzt sagt, Ihrer Erfahrung nach? Oder gibt es irgendwelche Möglichkeiten, die ich noch ausprobieren kann? Hätte ich gewusst das diese Stillpause soviele Probleme macht hätte ich sie nie gemacht und lieber auf die Medikamente verzichtet. Ich freue mich auf eine Antwort von Ihnen, auch wenn sie negativ ausfallen sollte, wenigstens habe ich dann die Sicherheit dass es mit dem Abstillen besser ist. Clari

von clari82 am 11.01.2012, 16:10



Antwort auf: Kann ich die Milchbildung wieder anregen?

Liebe Clari, nein, das Abstillen ist sicher nicht nötig und die Milchmenge lässt sich auch steigern! In Ihrer Situation ist eine Zusammenarbeit von Mutter, Kinderärztin und Stillberaterin zu empfehlen. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Bis Sie eine Stillberaterin erreichen können hier einige allgemeine Hinweise zur Steigerung der Milchmenge: Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb sollten Sie Ihr Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet) und vermeiden Sie den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Um das Interesse Ihres Babys an der Brust wach zu halten, können Sie es mit Wechselstillen versuchen. Beim Wechselstillen legen Sie Ihr Baby an und stillen es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nehmen Sie es sanft von der Brust (vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und lassen es aufstoßen, streicheln seine Fußsohlen oder massieren es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Sie es wieder etwas ermuntert haben. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Nach ein paar Tagen sollte eine Gewichtszunahme bei Ihrem Baby feststellbar sein. Der Schlaf eines nicht genügend zunehmenden Kindes ist NICHT heilig, deshalb sollten Sie Ihr Baby zum Stillen wecken! Um die Milchproduktion zu steigern kann außerdem zusätzliches Pumpen sinnvoll sein. Allerdings sollte Ihnen eine gute Pumpe zur Verfügung stehen und außerdem das Pumpen richtig erklärt werden. Leider gibt es immer noch Pumpen, die ungeeignet sind und selbst mit einer effektiven Pumpe muss das Pumpen gelernt und geübt werden. Am besten wäre es, wenn Ihnen eine Stillberaterin vor Ort das Abpumpen genau erklärt und Ihnen zeigt wie Sie die Brust massieren können. Achten Sie darauf, dass SIE so viel Ruhe und Erholung wie möglich bekommen (am besten legen Sie sich zusammen mit Ihrem Baby ins Bett) und sich möglichst ausgewogen und ausreichend ernähren. Kohlenhydratreiche Nahrung wirkt sich positiv auf die Milchmenge aus. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Sie müssen keinen Milchbildungstee trinken und wenn Sie ihn trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme bei den Kindern verursachen. Eine übermäßige Flüssigkeitszufuhr wirkt sich NICHT positiv auf die Milchbildung aus. Sie trinken genügend, wenn Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, wenn Ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen. Bieten Sie bei jeder Mahlzeit beide Brüste an. Dadurch das Baby wirklich die gesamte vorhandene Milch bekommt und die Milchproduktion in beiden Seiten angeregt wird. Achten Sie auf eine korrekte Stillhaltung und richtiges Ansaugen Ihres Babys. Das Baby darf nicht nur die Spitze der Brustwarze in den Mund nehmen. Seine Lippen müssen auf dem Warzenhof aufliegen. Nicht selten liegt es an einer ungünstigen Saugtechnik des Babys, wenn die Milchmenge nicht ausreicht ist. Stillhütchen können dieses Problem noch weiter verschärfen. Am besten wäre es, wenn Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort das korrekte Anlegen zeigen lassen und sich erklären lassen, woran Sie erkennen, ob ihr Baby richtig saugt. Beim korrekten Anlegen warten Sie, bis das Baby seinen Mund weit öffnet wie zum Gähnen. Dann wird es rasch an die Brust gezogen. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt“ und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Das Baby liegt mit der Mutter Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper der Mutter zugewandt ist. Sein Kopf ruht in ihrer Ellenbeuge, sein Rücken wird von ihrem Unterarm gestützt und sie hält seinen Po oder Oberschenkel mit ihrer Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik finden Sie in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren“, das bei jeder La Leche Liga Stillberaterin bezogen werden kann. Eventuell notwendige Zusatznahrung sollte nach Möglichkeit nicht mit der Flasche, sondern mit einer alternativen Fütterungsmethode (z.B. dem Becher oder ev. Brusternährungsset) gegeben werden. Auch das Bechern sollten Sie sich von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen. Alles Saugen des Babys sollte möglichst an Ihrer Brust erfolgen. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Scheuen Sie sich wirklich nicht, sich an eine Kollegin in Ihrer Nähe zu wenden. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 11.01.2012



Antwort auf: Kann ich die Milchbildung wieder anregen?

Vielen Dank für die schnelle Antwort!! Ich habe auf der LLL Homepage schon eine Stillberaterin in der Nähe gefunden. Ganz liebe Grüße und danke nochmal für die Zeit die Sie sich nehmen um die Fragen verzweifelter Mütter zu beantworten, ich finde das ganz toll!

von clari82 am 12.01.2012, 11:07



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