zunächst einmal vielen Dank für die tolle Arbeit, die Sie leisten!
Ich habe folgende Fragen...
Meine Tochter ist am 20.08.12. geboren. Schon am ersten Tag nach der Geburt hat das Anlegen nicht richtig funktioniert (habe wohl Flach- oder Hohlwarzen) – es kam keine Milch, selbst, wenn die Kleine z.B. mit dem Stillhütchen an die Brust gegangen ist. Meine Kleine hatte dann am zweiten Tag auffällige Blutwerte, so dass entschieden wurde, etwas PRE Nahrung über eine Pipette zuzugeben, damit sie nicht geschwächt wird. Da sie dann insgesamt ruhiger war, ist sie dann auch an die Brust gegangen. Leider stiegen die Entzündungswerte, so dass sie am Abend des zweiten Tages in eine andere Klinik verlegt wurde. Ich hatte dann die nächsten zwei Tage keine Möglichkeit, sie regelmäßig anzulegen (war zunächst noch im anderen Krankenhaus, dann wurde mir nicht Bescheid gesagt, wann die Kleine wach wurde – sie lag auf der Intensivstation…). Wegen verschiedener Organisationsschwierigkeiten in der Klinik konnte ich auch nicht regelmäßig abpumpen. Während des Klinikaufenthaltes hat die Kleine also hauptsächlich die Flasche bekommen. Als Ergebnis davon hat es mit dem Stillen zu Hause dann erst mal nur noch mit Stillhütchen geklappt. Da sie aber nach dem Anlegen immer noch unzufrieden war, hat sie im Anschluss daran noch ein Fläschchen erhalten (abgepumpte Milch – und wenn sie dann noch unzufrieden war, PRE Nahrung). Seit dem 30.08. hat das Stillen dann auch ohne Hütchen funktioniert. Dennoch hat sich die mit der Flasche gegebene Menge nicht reduziert. Ich habe die Belastung mit dem Stillen, Abpumpen, Zufüttern nicht mehr ausgehalten und meine Hebamme meinte, ich könne das Abpumpen jetzt auch weglassen, weil die Milchbildung durch das Anlegen (immer wenn sie sich meldet 20 Min pro Seite) genug angeregt werde. Jetzt lege ich sie zunächst an und gebe ihr dann ein Fläschchen mit PRE Nahrung. Nach dem, was ich bisher über das Stillen gelesen habe, kann es so aber nie funktionieren, voll zu stillen, oder? Vor allem, weil sie recht unregelmäßig schläft (nachts manchmal sogar 6 Stunden am Stück!). Ich habe gelesen, dass die Erhöhung der Milchmenge durch häufigeres Anlegen erfolgt. Soll ich sie dann wecken?
Ich habe mal nachgewogen, wieviel sie durch das Stillen trinkt: über den Tag variiert das von 40 – 120 g – morgens gefühlt am meisten. Abends habe ich das Gefühl, dass sie gar nicht mehr richtig trinkt. Das Zufüttern variiert ebenfalls (analog?): von 30 – 100 g. Wobei ich das Gefühl habe, dass die Menge steigt (wäre wahrscheinlich auch logisch? Mein Körper versteht vermutlich ja nicht, dass er eigentlich mehr Milch produzieren müsste. Ist wahrscheinlich ein Teufelskreis…) Ich fühle mich total schlecht, weil ich das mit dem Stillen nicht hinbekomme und frage mich, ob es einen Plan gibt, mit dem ich doch noch voll stillen kann…
von
Maureen
am 10.09.2012, 18:14
Antwort auf:
Kann es noch gelingen, voll zu stillen? Und wenn, wie?
Liebe Maureen,
Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt.
Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen.
Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden.
Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys.
Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung.
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Es wäre günstig, wenn Du dich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würdest, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Kind an der Brust trinkt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 10.09.2012
Antwort auf:
Kann es noch gelingen, voll zu stillen? Und wenn, wie?
Hallihallo,
wenn du möchtest, kannst du hier meinen Erfahrungsbericht lesen: meiner hatte keinen richtigen Saugreflex und ich hatte erst ganz spät Milch, sodass auch ich zufüttern sollte und dann in die Mühle Stillen, Flasche, Abpumpen geraten war. Das ging im 1,5 h Rhytmus. Ich war am Ende und nur eiserner Duchhaltewille bzw. die berühmte Ausdauer, die man bei Kindern braucht hat dann nach 9 Wochen dazugeführt, dass sich die Waage dann zugunsten Stillen ohne Abpumpen gelegt hat. Also: du kannst es, brauchst nur Ausdauer und Geduld. Wenn du die Pre weglässt, braucht dann dein Kleiner mehr Nahrung, nämlich von dir. D.h. du hast dann ca. 3 "Milchanforderungstage" somit "Dauerstress", d.h. öfters anlegen tust du dann ganz automatisch, weil dein Baby schreit. Keine Angst, verhungert nicht, da am Anfang die durstlöschende Wassermilch kommst und erst gegen "Ende" die koloriensättigende Milch. Ende ist nicht ganz richtig, da egal wie sich deine Brust anfühlt, immer ca. 20 Prozent drinnenbleibt. Wichtig: nicht einen auf "Vorratshaltung" machen - da damit die Milchmenge nicht gesteigert wird, sondern schauen, dass alles gut leer ist (z.B. paar Mal die gleiche Seite zur Anregung). Und lege doch mal von dir alle zwei Stunden an (wenn wach), dann wird mangels großen Hunger oft genuckelt - regt den Milchspendereflex an. Das restliche schreibt dir sicherlich Biggi. Liebe Grüße
von
bigben
am 10.09.2012, 19:19