Frage:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
Hallo Biggi :)
ich fange gleich mal an mein Problemchen zu schildern.
Ich habe zwei Kinder. Im 26 Monate und 3 Monate. Ich habe mein erstes Kind leider sehr sehr kurz stillen können und auch nicht voll. Im KH hat man schon angefahen ihm die Flasche mit Pulver zu geben obwohl ich abpumpen wollte. Zuhause habe ich mir eine Pumpe angeschaft und auch fleißig gepumpt. Nie hatte ich wirklich viel Milch drin. Ehrlich das war weniger als hintespuckt, auch nach über 1 Woche. Jedenfalls habe ich alles was ich hatte ihm gegeben und den Rest mit Pulver gegeben(er war wirklich sehr verfressen und ist es heute noch :) )
Nach 3 Wochen war meine Milch komplett weg!! Ich habe, bevor mein zweites Kind kam, Dich gefragt warum das wohl so gekommen ist weil ich das diesmal echt verhindern wollte. Durch Deine Tipps weiß ich wohl dass es an meiner Schilddrüse lag (habe gelegentlich Unterfunktion und muss L-Thyroxin nehmen). In der SS war sie in ordung sodass ich nach der Entbindung sie nicht mehr hab kontrollieren lassen. Bei meinem zweiten Kind ging das Stillen GOTT SEI DANK. Ich hatte sogar nach wenigen Tagen abpumpen soviel Milch, ich hätte 5 Säuglinge stillen können. Jetzt so nach einer Gewissen Zeit bekomme ich eich wirklich schlechtes Gewissen meinen ersten kind gegenüber. Ich bin zwar keine dieser Mütter die sich mit ihrer Stillbeziehungen so aufbauschen, bin aber der Meinung es ist natürlich wie trinke, essen, schlafen usw. Mich zieht es Neuerdings wirklich runter das ich mein erstes Kind nicht gestillt habe, ja fühle mich sogar schlecht und habe das Gefühl ich würde die zweite mehr bevorzugen obwohl das nicht so ist. Ich würde so gerne die Zeit zurück drehen weil es mich wirklich draurig macht nicht so eine gute Mutter zu ihm gewesen zu sein wie zu ihr. Es ist doch schon ein Unterschied ob man still oder die Flasche gibt was ich jetzt echt merke. Mich macht der gedanke jeden Tag mehr und mehr verrückt und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Ich will doch keinen bevorzugen. Dazu kommt noch das mein erster ein echt schwieriges Kind ist, oft aggresiv(schlägt, schreit, tut sich selber weh)usw was wie ich und Andere finden nicht mehr der normalen Trotzühase zugeschrieben werden kann. Mitterweile bilde ich mir schon ein das ich der Grund bin weil ich ihm nicht so die Nähe gegeben hab wie ihr obwohl ich ihn auch oft im Tuch getragen habe. Was mach eich nur? Mich zerfrisst das schlechte Gewissen!!
Besten Dank und sorry für den Megatext :/
von
hismommaoctober
am 13.12.2012, 18:58
Antwort auf:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
Liebe hismommaoctober,
auch eine Mutter, die ihr Kind nicht stillen kann, ist eine gute Mutter. Stillen darf hier nicht überbewertet werden. Márta Guóth Gumberger, IBCLC in Rosenheim, schreibt in ihrem Text "Wenn es mit dem Stillen trotz allem nicht klappt": "Die biologische Möglichkeit, Ihr Baby zu stillen, ist manchmal nur theoretisch vorhanden, weil die Hindernisse so groß sind. Mangelnder Rückhalt in Familie und Umgebung, sehr große Anforderungen an die Mutter, Krankheit bei Mutter und/oder Kind, Stress, Angst, Sorge, zuwenig Unterstützung und Information von medizinischem Personal, falsch eingefädelte Verhaltensweisen in der Klinik, fehlende Information zur richtigen Zeit, Temperament und Saugtechnik des Babys, frühere Misserfolgserlebnisse beim Stillen und das gesellschaftliche Klima können einzeln oder in Kombination die Stillbemühungen der Mutter um den Erfolg bringen. Sie erleben dann vielleicht Versagensgefühle, aber halten Sie sich all die erschwerenden Faktoren in Ihrer Situation vor Augen. Denken Sie daran, dass Stillen zum Ziel hat, eine liebevolle Mutter Kind Bindung zu ermöglichen. Das Stillen erzwingen zu wollen, würde das Gegenteil bewirken. (...) Vielleicht klappt aber auch das nicht. Sie erleben in jedem Fall Trauer um den Verlust einer komplikationslosen Stillbeziehung bzw. einer Stillbeziehung überhaupt. Lassen Sie diese Gefühle der Trauer zu, aber bleiben Sie nicht bei ihnen stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Weise Ihrem Kind die Nähe, Geborgenheit und Bindung zu geben, die beim Stillen entstehen würden. "
Zeigen Sie Ihrem Kind Ihre Liebe, lassen Sie es spüren, dass Sie es genau so lieb haben, wie das Baby.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen etwas Mut machen bzw. Trost spenden.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 13.12.2012
Antwort auf:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
Danke für die Liebe Antwort. Auch wenn das alles Sinn macht...sag ich mir immer..wie machen es Urvölker oder vor jahrhunderten von Jahren die Mütter? Da gab es nur das Stillen. Ich komm mit mir echt nicht ins Reine auch wenn wie gesagt das alles sehr plausibel ist.
LG
von
hismommaoctober
am 13.12.2012, 22:54
Antwort auf:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
Liebe hismommaoctober,
es tut mir so leid, dass Du so traurig bist und mit deiner Trauer nicht zurecht kommst.
Wenn dich die Schuldgefühle so sehr plagen, wäre es vielleicht sinnvoll, wenn Du einmal mit einem Therapeuten sprechen würdest.
Dieser kann dir helfen, mit dir selbst ins Reine zu kommen und vor allem zu erkennen, dass Du nicht nur eine gute Mutter bist, wenn Du stillst und dass dein Kind JETZT deine Liebe braucht.
Bei einem Münchener Psychologen und Arzt, S.K.D. Sulz fand ich in einem Buch einen sehr heilsamen Abschnitt:
"Wir Eltern sollten den Mut haben, uns Versäumnisse einzugestehen. Ja, wir haben gravierende Entwicklungshemmungen unserer Kinder verursacht. Das ist nicht zu leugnen. Aber Verursachung ist nicht gleichbedeutend mit Schuld. Wir sind nicht schuld an den Grenzen unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung. Wir sind nicht schuld an einer eventuellen finanziellen Not, an eigener Arbeitslosigkeit, an der Not des Alleinerziehens nach einer Scheidung, an sonstigen gesellschaftlich oder politisch bedingten Stressoren, denen wir so ausgeliefert sind, dass zu wenig für unsere Kinder übrigbleibt. Wir sind zwar Mutverursacher, aber wir sind nicht schuld an Vergangenem. Und wir tragen Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft." (aus "Als Sisyphus seinen Stein losließ. Oder: Verlieben ist verrückt!", S.K.D. Sulz, CIP Medien 1999)
Du hast es nicht besser GEWUSST und Du hast dein Kind ja nun auch nicht hungern lassen.
Diese Zeilen haben mir damals viel Seelenfrieden verschafft denn ich konnte endlich mir selbst meine Fehler aus der Vergangenheit vergeben. Vielleicht helfen sie auch dir?
Nur Mut, Babys sind Gott sei Dank mit einer gewissen Robustheit ausgestattet und verzeihen
uns Eltern die unvermeidlichen gelegentlichen Fehler.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.12.2012
Antwort auf:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
Vielen lieben Dank für die Mühe :]
von
hismommaoctober
am 16.12.2012, 21:25
Antwort auf:
Ich weiß nicht ob ich hier richtig bin..
hallo hismommaoctober,
ich hoffe, du hast den Rat von Biggi angenommen und bist zum Therapeuten gegangen, weil dich das schlechte Gewissen so sehr geplagt hat.
Und ich hoffe, dass es dir mittlerweile besser geht.
Mir erging es vor paar Monaten noch genau so, wie dir.
Meinen Sohn (mittlerweile 3 Jahre alt) habe ich auch nur paar Wochen - glaube, es waren ca. 6-7 Wochen - gestillt.
Er hatte einen etwas erschwerten Start ins Leben. War 1 Tag in der Kinderklinik zur Beobachtung und danach auf der Überwachungsstation in der Entbindungsklinik. Es war ein ständiges hin und her vom Anfang an.
Abpumpen, anlegen (um die Milchprodukton anzuregen) und mit Flasche zufüttern - Pulvermilch von Klinik. Zuhause hab ich das zufüttern weg gelassen und ihn gestillt aber auch nebenher abgepumt. Laut Klinik sollte das abpumpen zusätzlich die Milchproduktion anregen. Als erstgebärende hat man keine Erfahrung und ist somit auch vor falschen Informationen nicht gewappnet.
Ich muss sagen, ich hatte auch ne Zeit lang viel Milch. Aber irgendwann kam ich dann in einen Teufelskreis von abpumpen,anlegen,abgepumpte Milch mit Flasche geben usw. ...
Dann kam es leider dazu, dass mein Sohn nicht mehr an meine Brust wollte. Wieso sollte er sich das Leben schwer machen,wenn das trinken aus der Flasche viel einfacher geht.. und es kamen noch andere Faktoren hinzu. Strress, ich hab mich unter Druck gesetzt, mangelnde Informationen, unzureichende Hilfe usw.
Dann ging es Berg ab mit der Milchmenge. Mittlerweile weis ich von meiner zweiten Hebamme,dass abpumpen nicht das saugen eines Babys ersetzen kann und das stillen und trinken aus der Flasche zur Saugirritaion fürhren kann.
Ich habe mir geschworen, beim zweiten Kind kommt mir keine Pumpe mehr ins Haus.
Vor 7 Monaten kam dann unsere kleine Maus auf die Welt.
Es war so, wie es meine Hebamme (in der zweiten SS bei Geburtsvorb.Kurs kennengelernt) gesagt hat. Diesmal wird das stillen klappen. Und so war es dann auch. Bis heute stille ich noch und es ist noch kein Ende in Sicht. Mittlerweile genieße ich das auch sehr.
Aber paar Wochen nach der Geburt meiner Tochter hab ich auch sehr schlechtes Gewissen gegenüber meinem Sohn bekommen. Und du hast Recht. Es zerfrisst einen, weil man sich vorkommt, wie eine Rabenmutter dem ersten nicht gestillten Kind gegenüber.
Ich habe ganz offen mit meiner Hebamme gesprochen und auch mit Freundinen, die "beide" Situationen erlebt haben. Beide/mehrere Kinder gestillt,oder nur eins.
Meine Hebamme war eine sehr gute Zuhörerin. Sie meinte auch, dass bei mir einige negative Faktoren eine Rolle gespielt haben, für die ich aber nichts kann. Ich hätte keine Schuld daran,dass es bei meinem Sohn nicht geklappt hat und als erstgebährende ohne richtige Hilfe wäre es kein Wunder,dass ich es nicht geschafft habe mit dem stillen. Ich hätte es alleine nicht hinkriegen können... und sie sieht ja, dass ich ihn ja trotzdem über alles liebe und er das auch spürt. Und sie meinte,man könnte ja auch mit Flasche ganz innig mit dem Kind kuscheln. Nur hat es keine Brust im Mund,sondern die Flasche. Usw.
Auf jedenfall haben mir die Gespräche mit meiner Hebamme und meinen Freundinen,die mir auch immer gut zugesprochen haben, sehr geholfen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Geduld,Ausdauer und alles gute.
Lass dich nicht von schlechtem Gewissen kaputt machen. Verwende die Energie darin, deinem erstbeborenen die Liebe und Zuwedung zu geben. Und wie Biggi sagte, Kinder verzeihen einem auch solche Kleinigkeiten,weil das nicht sooo relevant ist für die Bindung zw. Mutter und Kind.
Meine Freundin meinte immer, was bringt einem eine Mutter,die zwar stillt,aber ihrem Kind sonst nicht genug Aufmerksamkeit und Zuwendung gibt?? Solche Fälle gibts ja auch. Dann lieber eine glückliche Mutter mit Flasche fütternd. "Mutter glücklich - Kind auch glücklich"
Und solltest du jemandem dein Herz ausschütten wollen,dann kannst mir auch schreiben.
Ganz liebe Grüßle und Kopf hoch! :-)
Sammy
von
Sammy79
am 14.01.2013, 00:03