Frage: Bin verzweifelt!

Hallo, ich muss grad was loswerden. Ich habe am letzten Freitag angefangen teilweise abzustillen. Meine Tochter ist 19 Monate alt und ich bin der 9 Woche schwanger. Sie wurde folgenderweise gestillt: Morgens; Mittags zum Einschlafen; Nachmittags genuckelt; Abends zum Einschlafen; Nachts zweimal (sie schläft nicht durch) sie muss an die Brust sonst schläft sie nicht weiter. Leider war das Stillen für sie auch ein Einschlafritual. Jetzt habe ich seit Freitag einfach tagsüber abgestillt. Aber nachts stille ich sie noch weiterhin wenn sie wach wird. Meine Stillberaterin hat gemeint dass das o.k. ist. In den ersten beiden Tagen war das Einschlafen für sie nicht schwierig. Seit gestern kann sie aber nicht schlafen. Sie hat bis jetzt noch kein Mittagsschlaf gemacht. Ich bin völlig fertig. Sie weiß nicht wie sie einschlafen soll. Sie hat von 13:00 bis 14:00 Uhr nur geweint und rumgezickt. Manschmal bin ich kurz davor ihr die Brust zu geben. Aber ich will nicht. Ich darf nicht weich werden. Ich versuche sie abzulenken. Hole ein Kissen und ihre Puppe und erkläre ihr dass wir jetzt schlafen müssen. Und wenn sie sich dann auch hinlegt muss sie dabei unbedingt fersehen. Was soll ich nur tun? Danke

Mitglied inaktiv - 10.06.2008, 15:27



Antwort auf: Bin verzweifelt!

Liebe Asya2006, ich glaube nicht, dass Ihr Baby zickt, sondern sehr unglücklich ist, weil das Abstillen zu schnell geht. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Warum möchten Sie denn jetzt unbedingt sofort abstillen? Gäbe es denn die Möglichkeit, Ihrem Kind etwas mehr Zeit zu lassen, sich an die neue Situation zu gewöhnen? Eine erneute Schwangerschaft ist kein Abstillgrund. Es wäre möglich während der gesamten Schwangerschaft weiter zu stillen und sogar nach der Geburt des nächsten Babys beide Kinder zu stillen (das wird Tandemstillen genannt). Viele Kinder stillen sich allerdings im Laufe der erneuten Schwangerschaft ab, unter anderem deshalb, weil sich der Geschmack der Milch verändert. Wenn Sie nun abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe. Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.06.2008