Baby schläft an der Brust ein und will später nur noch die Flasche.

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Baby schläft an der Brust ein und will später nur noch die Flasche.

Hallo! Nachdem ich schon einige sehr tolle Antworten hier gefunden habe, möchte ich nun doch auch mal meine Situation schildern und um Rat fragen. Unser Sohn ist nun knapp drei Wochen alten. Nach der Geburt (Kaiserschnitt) musste zunächst mit der Flasche gestillt werden, da meine Milch noch nicht ausreichte. Mittlerweile ist es so, dass er zu jeder Mahlzeit an die Brust kommt. Er schläft jedoch, wie bei vielen anderen Müttern hier im Forum auch, ziemlich schnell dann wieder ein. Wecken, Wickeln, etc. hilft nur kurzzeitig und er nuckelt dann meistens nur noch so vor sich hin. Das kann bis zu einer Stunde gehen. Dann schläft er aber auch meistens zufrieden ein. So circa eine halbe bis 1 1/2 Stunden später wacht er jedoch wieder auf und schreit wie am Spieß. Vermutlich hunger, denn wenn ich ihn kurz an die Brust nehme beruhigt er sich für kurze Zeit. Der Unterschied nun ist jedoch der, dass er nach einigen Minuten auch mit der Brust nicht mehr zufrieden ist und vehement schreit. Da ich die ersten Tage nachstillen musste, ist er vermutlich die Flasche nach der Brust schon gewohnt. Er bekommt diese dann auch, da er sich wirklich absolut einschreit. Er trinkt dann zwischen 50 - 70 ml und zwar ohne abzusetzen. Danach ist dann Ruhe und er schläft für meistens zwei Stunden. Ich denke dass die Flasche für ihn einfach einfacher ist und er sich schon daran gewöhnt hat, seinen Magen damit zu füllen. Die Brust scheint ihm vielleicht zu anstrengend zu sein. Über eure Einschätzung bzw. einen Rat wäre ich sehr dankbar. Ich will eigentlich von der Flasche weg und ich denke dass ich mittlerweile auch genug Milch für meinen Sohn habe. Schöne Grüße Maria

von Maria_1981 am 31.08.2012, 13:45



Antwort auf: Baby schläft an der Brust ein und will später nur noch die Flasche.

Liebe Maria, dieses Verhalten entspricht schon fast „lehrbuchmäßig" dem eines wenige Tage oder Wochen alten Babys, das eben nicht zehn bis 15 Minuten an der Brust trinkt und danach zufrieden einschläft (Baby, die sich so verhalten, sind so schwierig zu finden, wie eine Nadel im Heuhaufen). Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem „non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: „Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. Die anderen Nebeneffekte, wie häufiges Aufstehen der Mutter, weil das Kind den Schnuller verliert, sind natürlich auch nicht gerade angenehm. Du kannst dir und dem Baby das Leben sehr viel einfacher machen, wenn Du dich auf dein Kind einlässt. Die oben erklärten Zusammenhänge machen es dir möglicherweise einfacher, dem Bedürfnis des Kindes entgegenzukommen, zumal es erwiesen ist, dass es sich langfristig auszahlt, diese Bedürfnisse jetzt zu stillen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa drei Wochen zu erwarten. Wird in dieser Situation zugefüttert, so kann das zu einem ungewollt frühen Abstillen führen. Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du deine Babys in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Nach ein paar Tagen müssten auf diese Weise sowohl deine Milchmenge als auch dein Baby zunehmen. Wenn nicht, melde dich nochmals. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 31.08.2012



Antwort auf: Baby schläft an der Brust ein und will später nur noch die Flasche.

Hallo Maria, dieses Problem hatte ich auch. Meine Kleine wurde auch per Kaiserschnitt entbunden ist nun 9 Wochen alt. Nach 5 Wochen ewiger 2-Stunden-Fütterprozedur, kompletten Nachtschreistunden und nächtlicher Milchleere habe ich aus heutiger Sicht leider zu früh aufgegeben. Ich habe abgestillt und nun plagt mich das schlechte Gewissen. Lass dich gut beraten, wie du das Stillen evtl. mit einer Unterstützung per Trinkhilfe in Gang halten kannst. Von Medela soll es entsprechendes Material geben (auch Sauger, die den Saugreflex üben). Eine Bekannte von mir hat, als es doch nicht ging, Muttermilch per Pumpe abgepumt und mit Flasche gefüttert, damit das Kind mit Muttermilch weiter versorgt wurde. Auch wenn du schon völlig fertig bist, gib nicht auf! Das Schreien wird besser, wenn sich ein Tagesrhytmus eingespielt hat. Da ich ein Baby habe, die den Tag-Nachtrhythmus vertauscht hat, schrie sie erst weiter in der Nacht und erst als ich sie auch tagsüber zu den Mahlzeiten geweckt habe, legte es sich. Ich bereue das abstillen zutiefst und denke über eine Wiederbelebung des Stillens per Milchpumpe nach. Bleib dran und alles Gute! GLG

von rowal am 31.08.2012, 14:07



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