hallo,bei mir soll vielleicht eine blutstammzellen-transplantation für meinen an leukämie erkrankten bruder stattfinden,ich stille aber meinen 10 monate alten sohn noch voll,er möchte weder die flasche noch brei.die ärzte sagen ich muß klompett abstillen.stimmt das ?vielen dank im voraus
Mitglied inaktiv - 02.07.2009, 23:27
Antwort auf:
abstillen bei einer blutstammzellen-transplantation?
Liebe halloalex,
ich werde die Frage an den medizinischen Beirat der LLL weiterleiten und melde mich sofort, wenn ich eine Antwort habe.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.07.2009
Antwort auf:
abstillen bei einer blutstammzellen-transplantation?
Liebe halloalex,
habe schon Antwort von der Leiterin des med. Beirates bekommen und zitiere hier Denise Both, IBCLC und LLL Stillberaterin:
Prinzipiell geht es beim Thema Stammzellenspende um zwei mögliche Verfahren: die Knochenmarkspende, von der vermutlich so gut wie jeder schon mal was gehört oder gelesen hat und die periphere Blutstammzellspende, bei der durch eine Stammzellapherese Blutstammzellen aus dem Blut herausgefiltert werden. In der Regel wird heute die periphere Blutstammzellspende bevorzugt.
Damit möglichst bei der Stammzellapharese möglichst viele Stammzellen gewonnen werden können, wird mit Hilfe eines Medikamentes die Mobilisierung von Blutstammzellen in das periphere Blut angeregt. Dazu wir der Granulozyten-Kolonie stimulierender Faktor (engl. Granulocyte-Colony Stimulating Factor, G-CSF) eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein Präparat mit dem Wirkstoff Lenograstim, das gentechnisch aus den Ovarialzellen des chinesischen Hamsters hergestellt wird.
Wenn nun also bei der Typisierung festgestellt wird, dass jemand als Spenderin oder Spender in Frage kommt, dann muss als nächstes geprüft werden, ob sie oder er die Einschlusskriterien bezüglich der Laborparameter und der klinischen Parameter für eine Spende erfüllen, insbesondere ob die hämatologischen (d.h. Kriterien hinsichtlich der Physiologie und Pathologie des Blutes) Einschlusskriterien erfüllt sind. Spender über 60 Jahre und Kinder werden in der Regel nicht angenommen, da es zu diesem Personenkreis keine oder keine hinreichenden Studien über die Auswirkungen von Lenograstim gibt. Ohnehin gibt es bislang nur wenige Langzeitbeobachtungen.
Dem oder der Spender/in wird über mehrere Tage hinweg mit Lenograstim subctan (unter die Haut) gespritzt oder als 30-minütige intravenöse Infusion, verdünnt in isotoner Kochsalzlösung verabreicht. Neben den bei fast allen Spendern auftretenden direkten Folgen dieser Behandlung, die sich in leichten bis mittelschweren, grippeartigen Symptomen mit Knochen und Muskelschmerzen zeigen. sind auch lokale Reaktionen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Abdominalschmerzen, Splenomegalie (Vergrößerung der Milz) bis hin zu Milzruptur, hepatobiliäre Erkrankungen, sowie Lungenödem und Entzündungen der Gefäßwände beobachtet worden. Auch Langzeitfolgen sind nicht auszuschließen. Deshalb steht in der Fachinfo des Herstellers der Hinweis: „Die periphere Stammzelltransplantation ist ein Verfahren, das für den gesunden Spender keinen direkten Nutzen hat. Sie sollte nur auf solche Fälle begrenzt werden, die sich in Übereinstimmung mit den lokalen Richtlinien für die Knochenmarkspende befinden, sofern diese anwendbar sind.“
Bei 24 % der Patienten wurde eine ausgeprägte Leukozytose (Vermehrung der weißen Blutkörperchen) und bei 42 % der Versuchspersonen apheresebedingte Thrombozytopenien (Mangel an Blutplättchen, die sind wichtig für die Blutgerinnung) beobachtet. Außerdem wird die Möglichkeit der Stimulation eines malignen myeloischen Klons (Umwandlung einer Normalzelle in eine Tumorzelle) nicht ausgeschlossen. Spender und Spenderinnen sollten daher unbedingt durch das Transplantationszentrum über einen längeren Zeitraum nachbeobachtet werden.
Langer Rede, kurzer Sinn: Eine Stammzellenspende ist vom Risiko für den Spender nicht mit einer Blutspende zu vergleichen.
Nun zum Thema Stillen: Es gibt bislang noch keine Untersuchungen, auch keine Tierversuche über den Übergang von Lenograstim in die Milch und damit ist auch keine Aussage über die Vereinbarkeit mit dem Stillen zu machen. Außerdem ist es fraglich, wie sehr die möglichen Nebenwirkungen die Stillfähigkeit einer Frau alleine dadurch beeinträchtigen, dass die Mutter sich nicht mehr in der Lage fühlt zu stillen, weil sie zu sehr mit den Nebenwirkungen kämpfen muss.
Alles alles Gute für deinen Bruder!
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.07.2009