Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen aber Baby verweigert Beikost

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Abstillen aber Baby verweigert Beikost

LenaH

Beitrag melden

Hallo, ich habe eine Frage zum Abstillen. Meine Tochter ist 9,5 Monate alt und wird nachts (sie wird jede Stunde wach, wird aber alle 2 oder 3 Stunden gestillt!!!) und morgens (um 8 und 11 Uhr) gestillt. Mittags bekommt Sie Gläschen, wobei sie nur einen halben Glas isst. Und abends bekommt sie Brei, was sie auch sehr wenig mit sehr viel Mühe isst! Nun möchte ich langsam abstillen. Wie kann ich jetzt vorgehen? Was wäre unser nächster Schritt? Habe Bedenken, da sie Beikost sehr schlecht und sehr wenig isst. Wie ist es nachts? Ich möchte Sie nachts max. zwei Mal stillen. Habe es auch schon versucht, aber Sie fängt derart zu weinen und zu schreien, so dass sie dann hell wach ist! Habe gelesen, dass Babys in ihrem Alter nachts auch ohne Essen auskommen sollen/müssen/können. Bitte um Ihren Rat, denn ich weiß nicht mehr weiter! Man bekommt von allen Seiten geraten, tue dies, tue das.... und es wird mir langsam zu viel.... Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Mühe! LG


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe LenaH, warum stillst Du Baby nicht einfach noch weiter, bis es von ganz alleine mehr isst? Selbst voll gestillte Einjährige sind nicht die ganz große Seltenheit und es gibt vereinzelte Berichte über Kinder, die sogar noch weit ins zweite Lebensjahr hinein ausschließlich gestillt wurden und dabei gut gediehen sind und sich altersentsprechend entwickelt haben. Ein Kind, das lange jegliche feste Nahrung verweigert, kann aber wohl kaum zum Essen gezwungen werden, denn was macht ein Mensch, den man mit Gewalt dazu zwingen will, etwas zu tun? Er blockiert oder zerbricht. Beides ist nicht wünschenswert, schon gar nicht in der Eltern Kind Beziehung. Druck und Zwang sind nicht geeignet, um ein Kind zum Essen zu bringen. Im Gegenteil: je mehr Druck, je mehr Kampf es gibt, umso schwieriger wird die Situation und zum Schluss gibt es in diesem Kampf ums Essen nur Verlierer. Lass dich leiten von deiner Kleinen, sie WEISS genau, was sie braucht. Wenn sie nichts oder nur wenig essen mag, dann lass sie. Sonst erzeugst du nur einen Stress, der keiner von euch gut tut; der beste Weg, ein Kind zu einem "schwierigen Esser" zu machen besteht darin, es zum Essen zu zwingen! Ein Kind darf essen, aber es muss nicht essen und eine sehr bewährte Methode lautet "Die Mutter bietet an, was es gibt, das Kind entscheidet wie viel oder wenige es davon isst". Sei getrost, dass sie solange du weiter stillst bekommt was sie braucht. Vielleicht ist auch für dich das Buch "Mein Kind will nicht essen" von dem spanischen Kinderarzt Dr. Carlos Gonzales eine interessante (und beruhigende) Lektüre. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 3 932022 12 2) bei der La Leche Liga oder auch im Stillshop hier auf der Seite erhältlich. Dr. Gonzales hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Verweigert ein Kind jedoch jetzt noch länger jegliche Beikost, ist es allerdings sicher nicht verkehrt, das Kind genauer anzuschauen und eventuell auch die Eisen und Zinkwerte zu kontrollieren. Es kommt zwar eher selten vor, doch manchmal liegt die Essensverweigerung der Kinder gerade an einem Mangel dieser Spurenelemente und dieser Mangel verschärft sich dann noch weiter, wenn das Kind nicht isst. Bitte also zum einen Geduld bewahren, dem Kind fingergerechte Nahrung und gemeinsames Essen am Familientisch und mit anderen Kindern (achahmungseffekt) anbieten und einmal von der Kinderärztin/arzt nachschauen lassen. Ich zitiere dir noch aus einem Artikel, den Denise Both IBCLC geschrieben hat: "Das am heißesten gehandelte Thema, wenn es um Mangelerscheinungen bei gestillten Kindern ist das Eisen. Stillende Frauen dürfen sich immer wieder anhören, dass Muttermilch ja nur wenig Eisen enthält und dass die Eisenspeicher des Kindes nur bis etwa sechs Monate ausreichen und dann sei es unabdingbar Beikost einzuführen, um einen Eisenmangel abzuwenden. Es stimmt, dass Muttermilch im Verhältnis zu Kuhmilch oder künstlicher Säuglingsnahrung nur wenig Eisen enthält, demgegenüber steht jedoch die bessere Bioverfügbarkeit des Muttermilcheisens für das Kind. Dennoch kann es zu einem Eisenmangel bei gestillten Kindern kommen. Besonders gefährdet dafür sind Frühgeborene, Kinder deren Mütter in der Schwangerschaft einen Eisenmangel hatten und Kinder, deutlich länger als sechs Monate jegliche feste Nahrung ablehnen. Man muss zwischen Eisenmangel und einer Eisenmangelanämie unterscheiden. Eisenmangel lässt sich nicht unbedingt an einem niedrigen Hämoglobinwert (Hb) erkennen. Es reicht also nicht, beim Kind regelmäßig den Hb zu bestimmen, um einen Eisenmangel auszuschließen, sondern es muss zusätzlich auch noch der Serum Ferritin Wert bestimmt werden. Ein Eisenmangel im Kindesalter kann wirklich schwer wiegende und vor allem nicht immer wieder behebbare Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung haben und sollte deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Dazu kommt, dass sich ein unguter Kreislauf entwickeln kann, wenn das Kind erst mal in eine Mangelsituation geraten ist: Der Eisenmangel macht das Kind appetitlos, das Kind mag erst recht keine Beikost essen, der Eisenmangel verschärft sich. Deshalb ist es sinnvoll, dass bei einem Kind, das lange jegliche Beikost verweigert, Hämoglobin und Ferritin bestimmt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können, falls sich ein Mangel bestätigt. Der Pieks für die Blutuntersuchung ist weniger traumatisch für das Kind, als ein unentdeckter Eisenmangel. Eine vegetarische Ernährung ist übrigens nicht gleichzusetzen mit einer zu geringen Eisenzufuhr. Vegetarisch lebende Familien sollten jedoch unbedingt auf eine bewusste Zusammenstellung ihrer Ernährung achten, denn das Eisen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wird nur zu 3 bis 8 Prozent verwertet, also deutlich weniger als das hämgebundene Eisen aus Fleisch, dessen Verwertbarkeit bei etwa 23 % liegt." Wenn Du gar nicht mehr stillen magst, kannst Du zur Flasche hin abstillen, besser schlafen wird dein Kind aber leider trotzdem nicht. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Hallo. Ich habe ein Problem mit dem Abstillen. Mein Sohn ist jetzt fast 5 Monate alt (allerdings 4 wochen zu früh geboren). Er wurde von Beginn an gestillt. Seit zwei Wochen isst er mittags Brei, er ist ganz gierig und kann kaum genug bekommen. Begonnen habe ich damit, weil er die letzten Wochen wohl recht wenig zugenommen hat. Da er wenn wir zu ...

Guten Tag, ich stehe vor einem kleinen Problem. Ich hole mal ein bisschen aus :) Meine Tochter ist nun neuneinhalb Monate alt und ich habe sie bis zum sechsten Monat voll gestillt. Ab dem sechsten Monat haben wir dann Schritt für Schritt die Beikost eingeführt. Das klappt auch ganz gut, außer dass sie den Milchbrei nicht so gerne hat. Mittle ...

Hallo Biggi, meine Tochter wird am Samstag 8 Monate alt. Wir haben bereits Beikost mittags, nachmittags und Abends eingeführt. Die Beikostphase ich auch nicht immer einfach. Nun seit 1 Woche verweigert sie den Brei teilweise komplett, nimmt 3 Löffel dann hört sie auf und dreht sich weg, schlägt mir den Löffel aus der Hand. Zudem wollte ich langs ...

hallo, ich möchte seit meine tochter 6 monate alt ist abstillen. nun ist sie schon 8 monate und isst eigentlich alles an brei unt trinkt wasser aus der flasche aber verweigert die flaschennahrung.habe schon alles versucht von verschiedenen marken bis hin zu sauger. ich habe die pre nahrung mit muttermilch gemischt aber sie schreit schon wenn sie nu ...

Hallo! Meine Tochter ist 13,5 Monate alt, sie wurde gestillt und Beikost, sie isst tagsüber super und gerne, nur in letzter Zeit war sie am Dauerstillen Tag und Nacht, und ich konnte es leider nicht mehr aushalten, seit Donnerstag habe ich sie "abgestillt" aber sie nimmt keine art von Milch an, keine Pre, keine Kuhmilch und keine Pflanzliche Mil ...

Liebe Biggi Welter, mein Sohn ist 10 Monate alt, isst Brei & Beikost und wird ansonsten noch gestillt. Er verweigert allerdings leider die Falsche. Wir haben jetzt schon sehr viele verschiedene Aufsätze und Saugstärken, sowie Tageszeitpunkte ausprobiert und ich hab niemals selbst versucht die Falsche zu geben. Da ich beruflich wieder einsteig ...

Liebe Frau Welter, mein kleiner Mann ist 7 Monate und verweigert seit 2 Monaten die Flasche. Davor hat er sie immer genommen. Nun ersetzt er schon gut 3 Mahlzeiten mit Beikost und ich möchte gern Abstillen. Ohne Flasche gestaltet es sich schwierig. Wir haben sämtliche Trinklernbecher, Löffel, Schnapsglas, etc. getestet. Sobald Muttermilch oder P ...

Liebe Biggy, mein Baby ist 8 Monate alt. In den ersten zwei Monaten hat es neben der Brust auch das Fläschchen mit meiner abgepumpten Milch genommen. Seitdem lehnt es jede Art von Flasche und Schnuller ab. Beikost schmeckt ihm teilweise aber nur in geringen Mengen. Ich muss in den kommenden Wochen wieder zu arbeiten beginnen und würde sehr gern ...

Hallo und guten Tag, mein Sohn ist 10,5 Monate alt und wird gestillt. Daneben ist er meist feste Kost am Familientisch mit. ich würde gerne, zumindest erstmal tagsüber , abstillen und auf Pre umsteigen. Leider verweigert er die Milch🙁 ich bin unsicher wie oft ich es probieren sollte, oder ob ich zu schnell nachgebe. Nachts würde ich vorerst ...

Liebe Biggi, herzlichen Dank für deine schnelle Antwort beim letzten Mal. Nun muss ich mich nochmal mit einem neuen Problem melden.  Meine Kleine ist bald 12 Monate alt. Ein absolutes Stillkind. Leider muss ich demnächst abstillen, da ich bald Medikamente einnehmen sollte. Tagsüber isst sie mittlerweile einigermaßen gut, besteht aber auf ihr ...