Liebe Biggi, liebe Kristina,
ich habe ein Problem beim Stillen meiner Tochter. Die Kleine ist jetzt fast 4 Wochen alt. Soweit klappt das Stillen ganz gut, sie nimmt jetzt prima zu und hat ca. 7-9 Stillmahlzeiten pro Tag. Leider ist es so, dass der Trinkrhythmus tagsüber sehr schwankt. Je später der Tag, desto größer der Hunger (das soll ja normal sein). Das geht aber so weit, dass ich an manchen Tagen einmal tagsüber abpumpen muss, weil sie nicht beide Brüste leertrinkt (ich hatte vor kurzem erst eine Brustentzündung und soll laut Hebamme schauen dass ich keinen Milchstau riskiere), gegen Abend aber mit der Milchproduktion kaum noch hinterherkomme. Ab 17, 18 Uhr ist mein Kind ständig am Trinken, ruht dazwischen kaum eine halbe Stunde und fordert dann wieder. Am schlimmsten ist es, wenn wir ins Bett wollen. Dann geht es erst richtig los. Sie wehrt sich gegen die Müdigkeit (die Äuglein fallen schon dauernd zu) und schreit. Dann nehme ich sie an die Brust, obwohl die schon ganz schlaff ist, da kann nicht mehr viel drin sein. Letzte Nacht hab ich dann aus Verzweiflung dem Drängen meines Mannes (und meiner Schwiegermutter ;-( ) nachgegeben und habe 60 ml abgepumpte Milch mit der Flasche gefüttert. Ich habe mich bisher erfolgreich gewehrt, künstliche Sauger zu verwenden. Diese Nacht hab ich den Calmasauger von Medela verwendet. Ich möchte aber nicht, dass das jetzt jeden Abend so geht, habe einfach kein gutes Gefühl dabei. Die Kleine hat total hastig getrunken (von wegen, sie müssen sich bei dem Calmasauger so anstrengen wie an der Brust- das stimmt nicht!) und das war dann wie ein Schalter. 10 Minuten später hat sie geschlafen, satt und zufrieden. Das ist für meinen Mann jetzt das Zeichen, dass wir das immer abends mit Flasche machen könnten. Ich habe aber Angst vor Saugverwirrung und anderen Stillstörungen. Gibt es nicht eine andere Lösung, mein Kind abends besser satt zu kriegen?Wie kann ich die Milchproduktion abends steigern? Gestern tagsüber hatte ich übrigens nicht abgepumpt, die Milch hatte ich eingefroren, ich hätte also auch gar nicht jeden Tag Milch übrig zum nachts Füttern. Vielen lieben Dank schonmal für die Hilfe und ein schönes Weihnachtsfest Ihnen!!!!
von
lieselotte1310
am 21.12.2012, 07:55
Antwort auf:
Abends reicht die Milch nicht- was tun?
Liebe lieselotte1310,
die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein.
Deine Tochter verhält sich also absolut so, wie es von einem so kleinen Baby zu erwarten ist.
Lass dich einfach auf dein Kind ein. Du wirst sehen, der Alltag mit Baby ist viel einfacher, wenn frau sich nicht in irgendwelche Schemata pressen lässt und so anstrengend wie die ersten Wochen mit Baby oft sein können, so bleibt das Leben mit Kind nicht auf ewig.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 21.12.2012
Antwort auf:
Abends reicht die Milch nicht- was tun?
Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Nachdem ich meine Kleine diese Nacht gefüttert habe, hat sie dann von 0:30 bis 6:30 durchgeschlafen. Das ist schon viel Schlaf für ein 4 Wochen altes Baby am Stück, finde ich. Dementsprechend voll waren meine Brüste heute morgen und ich konnte es kaum erwarten, dass sie trinkt. Ich hoffe, ihr habt eine Idee, wie man die Abstände ein bisschen ausgleichen könnte, lieber schlafe ich nicht 6 Stunden am Stück ;-).
DANKE!!!
von
lieselotte1310
am 21.12.2012, 08:29
Antwort auf:
Abends reicht die Milch nicht- was tun?
Liebe Lieselotte!
bei meiner Kleinen (jetzt 4,5 Monate, voll gestillt) war das in dem Alter genauso. Abends war sie immer schlecht gelaunt, wollte ständig trinken.
Ich hab sie gelassen, dann hat sie eben alle 30 min oder öfter getrunken (bzw. genuckelt). Nach ein paar Wochen war es vorbei. Jetzt trinkt sie schon länger abends ganz normal und ist gut gelaunt.
Zu der Zeit hat sie übrigens auch dann und wann mal so lange geschlafen, was sie jetzt garnicht mehr macht, leider... ;)
Auch jetzt ist der Stillrhythmus und die Trinkdauer tags wie nachts sehr unterschiedlich. Mal will sie alle 1,5h mal alle 4h, mal trinkt sie 2 min, mal 15... nach Bedarf eben...
Lass Dich nicht verunsichern!! Meine Mutter versucht mir auch permanent eine Flasche aufzuschwatzen. Ich bin so froh, dass ich mich "stur" an die Ratschläge von Biggi und Kristina (und mein Bauchgefühl) gehalten habe. Die Stillbeziehung mit meiner Tochter ist wunderwunderschön. Ich werde sie sehr vermissen, wenn es vorbei ist. Und das sagt eine bisherige Karrierefrau...
Viel Glück!
von
Mama_newbie
am 21.12.2012, 11:19
Antwort auf:
Abends reicht die Milch nicht- was tun?
Liebe Biggi, liebe Mama_newbie,
vielen Dank für Eure aufmunternden Worte! Ich werde auf Euren Rat hören, der voll meinem Bauchgefühl entspricht.
Liebe Grüße
von
lieselotte1310
am 21.12.2012, 11:40