Hallo,
meine Tochter ist jetzt 3 Wochen alt und war gestern den ganzen Tag sehr unausgeglichen. Sie schrie immer wieder, war nur kurzzeitig zu beruhigen, nickte zwischendurch für 5 Minuten weg, um dann wieder aufzuwachen und weiterzuschreien.
Ich habe ihr immer wieder die Brust angeboten, teilweise im Abstand von 20 Minuten. An der hat sie ca. 3 Minuten getrunken und genuckelt. Manchmal ist sie dabei kurzzeitig weggenickt. Aber oft hat sie sich abgedockt, geschrieen und wollte nicht weiter trinken.
Es schien so, als ob sie eigentlich total müde war, aber keine Ruhe finden konnte.
Wir haben dann zum ersten Mal den Schnuller versucht, und durch das Nuckeln konnte sie sich wenigstens zeitweise gut entspannen. Ein fahler Nachgeschmack blieb dabei, weil sie erst 3 Wochen alt ist und ich gern ohne Schnuller auskommen würde.
Heute war sie tagsüber entspannt und jetzt zum Abend hin wird sie wieder unruhig, schreit viel und lässt sich kaum beruhigen. Wir bieten ihr gerade unsere kleinen Finger an zum Saugen, wodurch sie sich beruhigt. An meiner Brust habe ich sie eben gestillt, bis sie zu schreien anfing. Nun, 5 Minuten später nuckelt sie am kleinen Finger und ist zufrieden mit der Welt.
Meine Fragen lauten:
1. Ich habe bereits gelesen, dass Sie von Schnullern abraten. Offensichtlich braucht mein Kind aber etwas, mit dem es sein Saugbedürfnis befriedigen kann. Meine Brust lehnt das Kind nach ein paar Minuten ab. Mit Schnuller oder Finger kann es sich beruhigen. Wird man dann den Bedürfnissen des Kindes nicht gerechter, wenn man ihm den Schnuller/Finger gibt, und es sich beruhigen kann, als wenn man sich auf die Brust als Saugmittel beschränkt, die das Baby aber unbefriedigt zurücklässt?
2. Ist der kleine Finger als Sauger dem Schnuller zu bevorzugen oder ist das egal, da beide nur Brustattrappen sind?
Vielen Dank vorab. Ihre Ratschläge in diesem Forum haben mir bereits bei anderen Stillfragen geholfen und ich bin auf Ihre Antwort sehr gespannt.
PS. Ich habe ihre Hinweise zum Anschreien der Brust wegen zu viel Milch auf einmal/Milchspendereflex gelesen und beim Stillen berücksichtigt. D.h. ich mache viele Pausen, docke bei zu viel Milch ab und lasse das Baby Bäuerchen machen. Dennoch saugt mein Kind generell selten länger als 4 Minuten am Stück. Das heißt, ich stille meistens kurz aber häufig.
von
sepha
am 14.03.2017, 19:13
Antwort auf:
3 Wochen altes Baby und Schnuller
Liebe sepha,
vom Finger rate ich nicht ab, nur vom Schnuller ;-).
Ein Schnuller ist kein zwingend notwendiger Bestandteil der Babyausstattung (eben so wenig wie die Flasche). Es ist auch nicht das Baby, das den Schnuller braucht, sondern es sind die Eltern, das sollte sich jede Mutter und jeder Vater bewusst machen. Beim Schnuller handelt es sich um nichts anderes als um eine Brustattrappe, eine Kopie. Und nun ist es eben so, dass eine Kopie nie wirklich das Original vollständig erreicht und das gilt auch und besonders für den Schnuller. Diese Attrappe kann manchmal sinnvoll und hilfreich sein, wenn sie überlegt und wohl dosiert eingesetzt wird. Aber Eltern sollten sich auch der Nebenwirkungen des Schnullers bewusst sein:
Schnuller sind künstliche Sauger und können beim Baby zum falschen Saugen an der Brust führen. Diese sogenannte Saugverwirrung kann ernsthafte Stillprobleme nach sich ziehen.
Das Risiko, dass ein Kind eine Saugverwirrung vom Finger entwickelt ist um ein Vielfaches geringer, als bei einem künstlichen Sauger.
• Durch Schnuller wird die Zeit, die das Baby an der Brust der Mutter verbringt eingeschränkt, was die Milchbildung der Mutter negativ beeinflussen kann.
• Kinder ohne Schnuller erkranken seltener an Mittelohrentzündungen.
• Schnullergebrauch kann Kieferfehlstellungen begünstigen.
• Schnullergebrauch kann zu einer ungünstigen Mundatmung führen. Eine offene Mundatmung führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und kann Haltungsprobleme begünstigen.
• Kinder, die einen Schnuller hatten, brauchen häufiger eine logopädische Behandlung
Ein Aspekt, der auch nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass Eltern dem Kind den Schnuller zunächst angewöhnen und dann (nach einer mehr oder weniger langen Zeit) wieder abgewöhnen. Das Abgewöhnen des Schnullers kann sehr nervenaufreibend für alle Beteiligten sein. Ein „schnullerabhängiges“ Kind kann in der Nacht sehr oft die Eltern aus dem Bett springen lassen, weil es zum Wiedereinschlafen oder Weiterschlafen den Schnuller braucht und ihn alleine nicht findet.
Wenn schon Schnuller, dann wirklich überlegt, wie ein Medikament überlegt eingesetzt werden sollte und auch mit Blick auf die Zukunft und nicht nur auf den momentanen „Vorteil“
Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen.
• Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun.
• Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen.
• Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt.
• Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen.
Probiere es aus, es gibt Kinder, die mit dem Wechsel gut zurecht kommen.
Wenn dein Baby ausreichend zunimmt, ist es völlig egal, wie lange dein Kind an der Brust trinkt.
Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.03.2017