Sehr geehrter Herr Dr. Bluni!
Wie gefährlich ist eine Erstinfektion mit der Toxoplasmose im 3. Trimester (8-9. Monat)? Was kann es für Schäden bei dem Ungeborenen verursachen? Wie effektiv ist die Behandlung mit Antibiotika?
Vielen Dank in Voraus!
Stella
Mitglied inaktiv - 18.12.2009, 13:34
Antwort auf:
Toxoplasmose
Liebe Stella,
1. zur Frage der Häufigkeit gibt es in Mitteleuropa erhebliche geographische Unterschiede in der Durchseuchungsrate mit Toxoplasma gondii.
In Großbritannien sind zum Beispiel circa 20 Prozent der schwangeren Frauen seropositiv. In Österreich und der Schweiz liegt diese Rate bei 46 bis 53 Prozent und in Frankreich sogar bei bis zu 90 Prozent
In Deutschland weisen einzelne Studien darauf hin, dass 26 bis 54 Prozent der schwangeren Frauen eine spezifische Immunität besitzen. Es gibt aber, wie in so vielen Fällen, in Deutschland keine systematischen Erfassungen.
Die Zahlen der der während der Schwangerschaft erworbenen Erstinfektion liegen bei 0,5 bis 0,6 Prozent liegt. Etwa 50 Prozent aller Erstinfektionen führen während der Schwangerschaft zu einer angeborenen Infektion des Kindes. Die Häufigkeit pränataler (vorgeburtlicher) Infektionen mit Toxoplasma gondii liegt weltweit zwischen 0,12 und 2 Promille.
Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto wahrscheinlicher wird eine Infektion des Kindes, aber desto harmloser sind ihre Folgen:
Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung des Kindes
im zweiten Drittel ca. 30%
im dritten Drittel ca. 70%
Wahrscheinlichkeit, dass die Ansteckung schwere Folgen hinterlässt
im zweiten Drittel ca.20%
im dritten Drittel ca.1%
2. Die Kombinationstherapie hat eine Erfolgsrate von ca. 70 %, was heißt dass hiermit in sehr vielen Fällen etwaige Folgen für das Ungeborene vermieden werden können.
3. Bei nachgewiesener Infektion wird dann auch eine Ultraschallfeindiagnostik in einem speziellen Zentrum empfohlen, um eine Schädigung des Kindes auszuschließen. Zudem kann nach der 20. Schwangerschaftswoche eine Fruchtwasseruntersuchung Aufschluss darüber geben, ob die Toxoplasmen das Kind überhaupt erreicht haben und das kindliche Immunsystem darauf reagieren musste.
Das für Sie sinnvollste Vorgehen besprechen Sie am besten mit den Spezialisten vor Ort.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 18.12.2009