Hallo Herr Dr. Bluni.
Ich bin in der 9. SSW und habe ein Problem und weiß nicht was ich machen soll. Ich habe seit einigen Tagen heftige Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich, hauptsächlich nachts wenn ich in Ruheposition bin. Tagsüber spüre ich sie nicht soo sehr. Hab zwar keinen Bandscheibenvorfall aber so ungefähr stell ich mir die Schmerzen vor. Die Schmerzen sind mittlerweile so schlimm, dass ich nachts überhaupt nicht schlafen kann. Ich weiß nicht ob das daran liegt, dass mein Bauch schon angefangen hat zu wachsen und das auf den Rücken schlägt oder ob ich mich irgendwie überanstrengt habe. Mittlerweile ziehen die Schmerzen rechts und links in meine Seiten, so dass ich nachts weder auf dem Bauch, noch auf der Seite liegen kann. Bin voll verzweifelt weil ich so schlecht schlafe und tagsüber total übermüdet bin. Außerdem hab ich auch noch Schmerzen im linken Bein, vom Po bis runter in den Fuß. Diese Schmerzen hatte ich schon mal vor der SS und da hieß es, der Ischias-Nerv ist eingeklemmt. Jetzt weiß ich nicht was ich machen soll wegen diesen beiden Schmerzzonen, da ich momentan zu Besuch bei meinen Schwiegereltern in Österreich bin.
Vielleicht können Sie mir helfen oder mir einige nützliche Tipps geben.
Besten Dank im Voraus.
Mitglied inaktiv - 28.12.2009, 21:03
Antwort auf:
Rückenschmerzen + Ischias
Hallo,
1. Sprechen Sie bei anhaltenden Beschwerden grundsätzlich mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt, auch schon deshalb, um auszuschließen, ob für Ihre persönliche Situation die Beschwerden eine andere Ursache haben als Rücken- oder Ischiasbeschwerden..
2. die sich vergrößernde Gebärmutter und die sich verändernde Anatomie des kleinen Beckens bringt es mit sich, dass es in der Schwangerschaft mal "ziepen", ziehen, oder drücken kann - und dieses auch im Rücken - wobei man nicht generell sagen kann, woher es kommt, oder ob es noch normal ist.
Hinzu kommt, dass die hormonelle Veränderung zu einer Auflockerung des Bandapparates, auch im Bereich des Beckens und der Wirbelsäule, führt und dass das Wachstum des Bauches eine zunehmende Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne bewirkt, mit daraus resultierender Hohlkreuzbildung und entsprechenden Beschwerden.
In der Schwangerschaft kann es darüber hinaus häufiger zur Beeinträchtigung des Sitzbeinnerves (Nervus ischiadicus) kommen, was entsprechende Beschwerden im Rücken und dem Gesäß verursachen kann. Der Sitzbeinnerv verläuft von der Wirbelsäule an der Rückseite des Gesäßes über den Oberschenkel und über die Wade bis in den Fuß. Erfahrungsgemäß treten die Beschwerden einseitig, entweder links oder rechts, auf. Die dabei entstehenden Schmerzen können über das Bein bis hin in die Kniekehle ausstrahlen.
Rückenbeschwerden können sich hier bessern, wenn langes Stehen vermieden wird und auf eine gerade Sitzhaltung geachtet wird. Eine nicht zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft kann Muskeln und Gelenke schonen.
Schwimmen als körpergewichtsentlastende Sportart ist sicher sehr empfehlenswert. Es stärkt die Rückenmuskulatur und beugt damit nicht nur eventuellen Beschwerden vor, sondern lindert sie auch. Darüber hinaus kann ein gelegentliches Entspannungsbad eine deutlich entkrampfende Wirkung entfalten.
Therapeutisch stehen neben der Massage und Fangopackungen auch die krankengymnastischen Übungen zur Auswahl.
Dabei können unterstützend entkrampfende Medikamente eingesetzt werden. Ihr behandelnder Arzt kann mit einer schmerzstillenden und entzündungshemmenden Injektion Abhilfe leisten. Aber auch mit Verabreichung von B-Vitaminen oder mit schmerzstillenden Medikamenten kann Linderung herbeigeführt werden, wenn z.B. der Ischiasnerv betroffen ist.
Dieses kann durch lokale Einreibungen, z.B. mit Johanniskrautöl, Kamillenöl oder Olivenöl im Lendenwirbel-Bereich abgerundet werden.
Tipps zur Entlastung des Rückens sind
•das Meiden von gebeugten Körperhaltungen (beim Sitzen oder beim Stehen)
•Vermeiden Sie das Heben schwererer Gegenstände und gehen Sie beim Heben mit geradem Rücken in die Knie
•Achten Sie bei den Schuhen auf weiche Sohlen und niedrige Absätze
•Zum Schlafen können eine Gesundheitsmatratze und ein flaches Kissen sehr hilfreich sein
•Beginnen Sie den Morgen nach dem Aufwachen mit einem Strecken und Lockerungsübungen neben dem Bett
•Daheim und am Arbeitsplatz sollten Sie hier einen Stuhl haben, der den orthopädischen Anforderungen entspricht
•Schwimmen und insbesondere Rückenschwimmen, wie auch Gymnastik stärkt die Rückenmuskulatur und entlastet den Rücken
Schmerzmittel der Wahl ist Paracetamol. Weiterhin können ältere Wirkstoffe, wie Ibuprofen und Diclofenac in den ersten zwei Schwangerschaftsdritteln bei strenger Indikationsstellung eingesetzt werden.
Nach bisheriger Datenlage sind sie unbedenklich. Jedoch sollten diese beiden Substanzen im letzten Schwangerschaftsdrittel wegen eines möglichen vorzeitigen Verschlusses des kindlichen Kreislaufs im Herzen (Ductus botalli) nicht eingesetzt werden.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 29.12.2009