Hallo,
ich war heute beim Frauenarzt, der mir meine Schwangerschaft ( 4+1) bestätigt hat.
Gleichzeitig hat er aber eine Pilzinfektion festgestellt und meinte, dass dies die Schwangerschaft gefährden kann. Deshalb hat er mir KadeFungin Milchsäurebakterien verschrieben.
Ich bin nun ein bisschen verunsichert, wie gefährlich eine solche Pilzinfektion in der Frühschwangerschaft tatsächlich ist, da ich zwar einen gesunden Sohn, aber auch schon 2 Fehlgeburten hatte.
Danke für Ihre Antwort.
Mitglied inaktiv - 23.11.2010, 18:21
Antwort auf:
Pilzinfektion
Hallo,
ein Scheidenpilz stellt während der Schwangerschaft kein Risiko dar. Bei einer Infektion kurz vor der Geburt sollte der Geburtshelfer informiert sein. Die Neugeborenen können in den ersten Lebenswochen einen Pilzbefall im Mund- oder Windelbereich bekommen. Auf der Kopfhaut des Neugeborenen kann es zu einem schuppigen Belag kommen.
Liegt eine solche Pilzinfektion in der Schwangerschaft vor, können die zur Verfügung stehenden, antimykotischen Maßnahmen ergriffen werden. In der Schwangerschaft soll gem. der Empfehlungen in den Leitlinien eine symptomlose Pilzinfektion im letzten Schwangerschaftsdrittel behandelt werden.
Nach den geltenden Leitlinien zur Therapie der Vulvovaginalcandidose wird für die Schwangerschaft folgendes Vorgehen empfohlen:
- ab der 34. Schwangerschaftswoche Anlegen einer Pilzkultur aus der Vagina (das mikroskopische Präparat hat bei symptomfreien eine zu geringe Aussagekraft)
- Intravaginale Therapie spätestens 1 Woche vor Wehenbeginn mit geeigneten Polyen- oder Azolantimykotika, am besten als Eindosistherapie, bei positiver Pilzkultur unabhängig von den klinischen Beschwerden ohne Partnertherapie.
- Frühgeborene, insbesondere unter 1500 g Geburtsgewicht, sind besonders gefährdet
Für den Wirkstoff Nystatin und den Wirkstoff Clotrimazol liegen die besten Erkenntnisse vor. Beide können zur Therapie eingesetzt werden. Wenn auch bei Clotrimazol ein entsprechender Vermerk im Beipackzettel vorhanden ist, gibt es bisher keine dokumentierten Schäden bei Kindern nach Anwendung von Clotrimazol.
Bei vorsichtiger Handhabung dürfen hier auch Vaginaltabletten eingesetzt werden. Dieses ist für eine optimale Therapie häufig auch unerlässlich.
VB
Quellen
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Haram K, Digranes A., Vulvovaginal candidiasis in pregnancy treated with clotrimazole. Acta Obstet Gynecol Scand. 1978; 57(5):453-5.
Mendling W, Koldovsky U (1996): Investigations by Cell-Mediated Immunologic Tests and Therapeutic Trials with Thymopentin in Vaginal Mycoses. Inf Dis Obstet Gynecol 4 (4): 225 – 231
Mendling W, Spitzbart H (1994): Empfehlungen zur antimykotischen Therapie der vaginalen Hefepilz-Kolonisation der Schwangeren zur Verhütung von Candidamykosen beim Neugeborenen. Frauenarzt 1: 35 - 36
Sobel JD, Faro S, Force RW, Foxman B, Ledger WJ, Nyirjesy PR, Reed BD, Summers PR. Vulvovaginal candidiasis: epidemiologic, diagnostic, and therapeutic considerations. Am J Obstet Gynecol. 1998 Feb;178(2):203-11.
Watson MC, Grimshaw JM, Bond CM, Mollison J, Ludbrook A. Oral versus intra-vaginal imidazole and triazole anti-fungal treatment of uncomplicated vulvovaginal candidiasis (thrush) (Cochrane Review). The Cochrane Library, issue 2, 2001
Young G, Jewell D. Topical treatment for vaginal candidiasis (thrush) in pregnancy. Cochrane Database of Systematic Reviews 2001, Issue 4. Art. No.: CD000225. DOI: 10.1002/14651858.CD000225.
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 23.11.2010