Latente Schilddrüsenunterfunktion - wie gefährlich für das Kind?

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Latente Schilddrüsenunterfunktion - wie gefährlich für das Kind?

Sehr geehrter Herr Dr. Bluni, ich bin wegen meinen Schilddrüsenwerten sehr verunsichert. Ich habe seit meiner Teenagerzeit, also schon rund 20 Jahre (bin aktuell 35) eine Schilddrüsenunterfunktion. Sie war all die Jahre mit L-Thyroxin 100 gut eingestellt. Die letzte Rountinekontrolle erfolgte im Mai 2011, da lag der TSH-Wert bei "perfekten" 0,9. Daher habe ich überhaupt nicht daran gedacht, dass das ein Problem werden könnte. Ende Juli 2011 wurde ich schwanger. Ich wusste nicht, dass der L-Thyroxin-Bedarf in der Schwangerschaft steigt, auch keiner meiner Ärzte hat mich darauf hingewiesen. In der 8. SSW wurde erstmals der TSH-Wert kontrolliert und lag plötzlich bei 3,12. Diese Blutabnahme fand am späten Nachmittag statt, und meine letzte Medikamenteneinnahme lag dabei erst 12 Stunden zurück. Ich war ziemlich verunsichert und habe dann darauf bestanden, dass nochmal "richtig" gemessen wird, also morgens, nüchtern, ohne vorherige Medikamenteneinnahme. Diese zweite Blutabnahme fand 4 Tage später statt und ergab einen TSH-Wett von 8,86! FT3 und FT4 lagen beide Male im unteren Normbereich, aber eben noch im Normbereich. Nun meine Fragen: 1. Ist ein Anstieg des TSH-Werts von 3,12 auf 8,86 innerhalb von 4 (!) Tagen überhaupt möglich, oder muss da ein Messfehler vorliegen? Könnte der unterschiedliche Abstand zur letzten LThyroxin-Einnahme (einmal 12 Stunden, das zweite Mal dann 24 Stunden) eine so starke Schwankung des TSH-Werts begründen? 2. Mein Internist war ebenfalls besorgt und hat die Dosis auf L-Thyroxin 125 erhöht, allerdings fand diese Erhöhung eben leider erst ab der 9. SSW statt. Kann die vorherige latente Unterfunktion dem Kind schon geschadet haben? Im Internet findet man leider völlig widersprüchliche Angaben dazu. Oder hätten Schäden in dieser frühen Phase "ohnehin" zu einer Fehlgeburt geführt, so dass ich (da ja keine Fehlgeburt eintrat) einigermaßen beruhigt sein kann, dass sich keine negativen Auswirkungen ergeben haben? 3. Falls Schädigungen möglich sind - welche Art würde besonders häufig auftreten? Körperliche Missbildungen, oder geistige Entwicklungsstörungen? Kann man in irgendeiner Weise feststellen, ob schon Schäden entstanden sind? Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.

von Marion76 am 15.09.2011, 19:34



Antwort auf: Latente Schilddrüsenunterfunktion - wie gefährlich für das Kind?

Liebe Marion, 1. die von Ihnen genannten Werte und die dafür besten Maßnahmen lassen sich in jedem Fall nur durch einen Internisten oder Endokrinologen vor Ort beantworten. DAs geht schon wegen des Faches und der Entfernung von hier aus nicht. 2. erfahrungsgemäß bleiben die meisten Veränderungen folgenlos 3. im Vordergrund stehen bei Funktionsstörungen das erhöhte Fehlgeburtsrisiko und Wachstumsminderungen, die in Frage kommen könnten. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 16.09.2011



Antwort auf: Latente Schilddrüsenunterfunktion - wie gefährlich für das Kind?

Hallo Marion! Ich bin auch schwanger und habe eine latente Schilddrüsenunterfunktion. Ich muss tgl L-Thyrox 125 nehmen. Bis zur 14.SSW hatte ich keine Probleme, doch dann bekam ich stark zu spüren, das sich die typischen Symptome der UF verstärkten. Mein TSH war auch gestiegen von 1,00 auf 3,94. Ich musste L-Thyrox erhöhen auf 150 tgl. Ich habe so das Gefühl, das kein Allgemeinmediziner dieser Welt so richtig Ahnung hat davon. Hattest Du keine Symptome bei einem TSH von 8,86? Ich verspüre schon sehr geringe Schwankungen. Mein Wohlfühl TSH liegt bei 1,00. Ich habe auch bisher mich im Net belesen zu diesem Thema. Es gehen auch die Meinungen weit auseinander, wie oft in der SS der TSH kontrolliert werden muss. Bei meinem Hausarzt habe ich das Gefühl, es geht nur um das liebe Geld. Kontrolle alle 7 Wochen- finde ich zu wenig! Viele Grüße Nici

von mama2512 am 15.09.2011, 20:00



Antwort auf: Latente Schilddrüsenunterfunktion - wie gefährlich für das Kind?

Hallo Nici, vielen Dank für deine Antwort! Ja, mir geht es auch so, dass ich das Gefühl habe, dass viele Ärzte sich mit dem Thema nicht auskennen bzw. es nicht ernst nehmen. Zu Beginn meiner Schwangerschaft wurde mir 2mal Blut abgenommen, um das HCG zu kontrollieren, da hätte mein Frauenarzt eigentlich auch schon die Schilddrüsenwerte überwachen können (er weiß seit Jahren, dass ich eine Unterfunktion habe). Hat er aber nicht gemacht. Was ich leider als "Laie" absout nicht richtig einschätzen kann, ist, wie groß das Risiko für das Kind nun wirklich ist, insbesondere bei "nur" latenter Unterfunktion. Mein Frauenarzt meinte, solange das FT3 und FT4 im Normbereich liegen, müsse man sich da keine Sorgen machen. Im Internet liest man aber teilweise, dass auch schon eine latente UF gefährlich sein kann. Allerdings konnte ich nirgendwo vernünftige Informationen dazu finden, wie hoch die Risiken nun wirklich sind - also vereinfacht gesagt, ob das sowas ist, wo bei einem von tausend Fällen was passiert, oder ob wirklich gehäuft Schädigungen auftreten können. Hat denn dein Arzt dir dazu etwas gesagt? Ich muss ständig an das Thema denken und mache mir große Sorgen um mein Kind (es ist meine erste Schwangerschaft). Symptome der UF hatte ich keine - ich fühle mich oft sehr müde, aber das liegt wohl allgemein an den Hormonumstellungen der Schwangerschaft, und das hat sich auch jetzt nicht geändert, wo ich die höhere L-Thyroxin-Dosis bekommen habe. Der TSH-Wert von 8,86 hat mich auch total geschockt. Wobei ich mir einfach nicht erklären kann, wie der Wert innerhalb von 4 Tagen von 3,12 auf 8,86 gestiegen sein soll. Ich meine, so eine extreme Auswirkung kann der Abstand zur Tabletteneinnahme ja auch wieder nicht haben, oder? Hm, weiß auch nicht. Mein Internist konnte es sich auch nicht erklären und meinte, einer der Werte müsste bestimmt ein Messfehler sein. Na ja, nach der nächsten Kontrolle weiß ich dann mehr.

von Marion76 am 15.09.2011, 20:43



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