Klinik oder Geburtshaus - ein etwas langer Beitrag :-)

Dr. med. Vincenzo Bluni Frage an Dr. med. Vincenzo Bluni Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Frage: Klinik oder Geburtshaus - ein etwas langer Beitrag :-)

Lieber Dr. Bluni, ich bin am überlegen, ob ich im Geburtshaus oder in der Klinik entbinden soll (habe aber noch etwas Zeit, bin 27. SSW). Ich weiß, dass ich die Entscheidung selber treffen muss, wollte aber trotzdem Ihren Rat bzw. Ihre Meinung. Meinen Sohn habe ich vor 7 Jahren im Klinikum entbunden. Negativ an einer Klinikgeburt finde ich, dass man sich so "massenabgefertigt" fühlt. Man lernt in der Zeit im Kreißsaal mehrere Hebammen kennen durch den Schichtwechsel. Wie ich bei meiner Entbindung feststellen musste, ist auch jede Hebamme anders motiviert. Außerdem habe ich mich im Bezug auf mein Neugeborenes Baby bevormundet gefühlt. Positiv finde ich an einer Klinikgeburt, dass man die Sicherheit hat, dass jederzeit Kinderärzte und auch Ärzte für die Mutti da sind im Notfall. Bei uns im Klinikum ist auch eine Kinderklinik. Beim Geburtshaus finde ich die liebevolle Atmosphäre gut. Man entbindet in einem gemütlichen Zimmer. Während der Entbindung sind sogar 2 Hebammen an der Seite der Mutti. Es wird mit keinen Medikamenten gearbeitet, sondern bespielsweise mit homöopathischen Mittelchen. Das Baby hat man nach der Entbindung bei sich und wird nicht, wie im Klinikum, gleich gewogen, gemessen und kommt gleich ins Kinderzimmer ... Das Geburtshaus ist ca. 5-8 Autominuten vom Klinikum entfernt. Die Hebamme aus dem Geburtshaus meinte, dass, wenn Komplikationen abzusehen sind, sie die Mutti´s ins Klinikum begleitet und dort entbinden lässt. Das ist ja auch o.k. Aber wie ist es, wenn mitten bei der Entbindung im Geburtshaus unvorhersehbar etwas ist. Man hört ja auch manchmal von Notkaiserschnitten. Wenn bei einer Entbindung im Geburtshaus ein solcher nötig wäre, würde man das doch nicht mehr rechtzeitig bis ins Klinikum schafffen, oder wie sehen Sie das ? Ich hoffe, dass sie mit Ihren fachlichen Ratschlägen zu einer Entscheidung beitragen können. Liebe Grüße Yvonne

Mitglied inaktiv - 14.01.2009, 08:48



Antwort auf: Klinik oder Geburtshaus - ein etwas langer Beitrag :-)

Liebe Yvonne, 1. gegen eine ambulante Entbindung, z.B. in einem Geburtshaus, ist erst mal nichts einzuwenden, sofern medizinisch seitens der Schwangerschaft oder der Vorgeschichte der Schwangeren nichts dagegen spricht. Es wird allerdings jeder Frauenärztin/Frauenarzt von erfahrenen Juristen empfohlen, die Frau eingehend darauf hinzuweisen, dass bei etwaigen Komplikationen, das Risiko sowohl für das Kind als auch für die Mutter höher sind, als in einer Geburtsklinik. Dieses ist dann auch zu dokumentieren. Deshalb sollte auch die Hebamme sehr gewissenhaft die Frauen aussuchen, um das Risiko für Mutter und Kind zu minimieren. Das klappt sicher auch in den meisten Fällen, aber leider hören wir (und nicht die Frauen oder die Presse) von Fällen und Verläufen, die so sicher nicht wünschenswert sind, gerade deshalb, weil eben unter anderem auch nicht wie in der Klinik innerhalb weniger Minuten (15-20) ein komplettes Team für eine Notsituation da ist, oder auch kurzfristiger der diensthabende Arzt/Ärztin. Wichtig ist in dem Zusammenhang das offene und wertfreie, aber dennoch objektive Gespräch mit den Eltern. Dieses sollte auch auf die möglichen Risiken, soweit es geht, eingehen Es sollte aber meines Erachtens die mittlerweile überwiegend positive und unkritische Berichterstattung zur Geburt im Geburtshaus oder Hausgeburt, die die "technisierte Entbindung unter der sterilen Klinikatmosphäre" als zunehmend überholt darstellt, ersetzt werden durch eine objektivere Form der Darstellung. Es darf nicht vergessen werden, dass erstens das Klientel der so genannten Geburtshäuser vorselektiert ist, da Risikofrauen in die Klinik geschickt werden und somit die Ergebnisse zwangsläufig gut ausfallen müssen. Darüber hinaus sollte man bedenken, dass bekanntermaßen in einigen Fällen die Sorgfaltspflicht zumindest zu denken gibt. 2. aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, die noch durch gelegentliche Anwesenheiten bei Geburten –auch in großen geburtshilflichen Abteilungen – gekennzeichnet ist, kann ich Ihre Ausführungen zur Klinikgeburt nicht bestätigen. In sehr vielen Fällen werden die Frauen eben auch in einer sehr persönlichen Atmosphäre betreut, Medikamente kommen nur bei Indikation oder Wunsch zum Einsatz und auch die geborenen Kinder bleiben zunächst für 1-2 Stunden bei der Mutter, ohne, dass sie umgehend gewogen und gemessen werden würden. Dass das Personal dann wechselt, lässt sich nur durch die Wahl einer Beleghebamme umgehen. VB

von Dr. med. Vincenzo Bluni am 14.01.2009



Antwort auf: Klinik oder Geburtshaus - ein etwas langer Beitrag :-)

Hallo! Ich hätte noch eine 3. Option! Eine Beleghebamme! Sie begleitet dich während der Schwangerschaft, der Geburt, anfangs zu Hause, dann in der Klinik, und auch danach, das heißt ein Schichtwechsel würde wegfallen, Homäophatische Mittelchen statt Medikamente könntest du mit ihr klären, so hättest du das private nicht Massenabgefertigte im Krankenhaus, aber trotzalledem die Sicherheit, das im Notfall alles schnell genug gehen könnte. Ich hoffe ich habe dich nicht allzu durcheinander gebracht. Ich persönlich finde Geburtshäuser Klasse, hätte aber selber nicht den Mut, da meine 1. Geburt so ewig gedauert hat und sehr schmerzhaft war und ich beim 2. auf alle Fälle wieder eine PDA haben möchte und da fällt ja das Geburtshaus weg! Wünsch dir alles Gute Lg Gesa

Mitglied inaktiv - 14.01.2009, 12:13



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

falscher Entbindungstermin! was tun bei Wunsch auf Geburtshaus?

Guten Tag, ich war erst im September zur Schwangerschaftsfeststellung, da ich selbst überzeugt war, dass es am 22.5.2016 (notierter Konz.termin) nicht klappte, denn ich hatte vom 4.-8.6. ganz normal eine Regel. Das erklärte ich auch der Ärztin, aber sie setzt bis jetzt (auch nach von ihr selbst druchgeführter Feindiagnostik) diese Regel als letzte...


Krankenbesuch Klinik

Hallo, mein Partner und ich möchten gerne Nachwuchs. Wir verhüten momentan nicht. Jetzt würde ich gerne einen Krankenbesuch in der Klinik machen. Ich habe noch ein paar Tage bis meine Regel einsetzen müsste oder evtl. ja auch ausbleibt. Kann ich den Besuch in der Klinik bedenkenlos machen oder wäre hier schon eine Infektionsgefahr mit Krankenha...


Leichter Sturz - muss ich wirklich in eine Klinik?

Lieber Herr Dr. Bluni, ich wollte mich heute auf einen Stuhl setzen wo keiner war, somit bin ich ins Leere auf den Po gefallen. Allerdings war der "Sturz" - wenn man es denn überhaupt so nennen kann - wirklich alles andere als schlimm und schmerzhaft, habe mich einfach erschrocken und das Kind hat anschließend fleißig vor sich hingestrampelt. Is...


weiterer Versuch oder KiWu-Klinik

Sehr geehrter Dr. Bluni, aufgrund von 2 Eileiterschwangerschaften (Dez. 17 und Mai 18) wurde mir der linke Eileiter entfernt (beide ELSS in der linken Tube). Laut den Ärzten sieht der rechte Eileiter gut aus. Ich hatte nie Entzündungen (zumindest weiß ich von keiner), nie eine Chlamydien-Infektion, habe auch keine Endometriose und es wurden bei ...


Fgs und KiWu Klinik

Hallo Ab wieviele Fehlgeburten schickt ein FA Frauen in eine KiWu Klinik? Ich werde zwar Schwanger, kann es aber nie austragen und erleide im frühen Statium bis zur 5/6 SSW immer Fehlgeburten. Ich möchte nicht mehr länger warten und immer wieder aufs Neue enttäuscht werden.


KIWU Klinik

Hallo Leider haben wir nicht mehr die Voraussetzungen für die KIWU Klinik. Welche Alternativen gibt es noch, die uns helfen schwanger zu werden bzw nach vielen Fehlgeburten doch noch ein Kind im Arm halten zu dürfen ? LG


Braune Blutung in SSW 6 ( 5+3) Abklärung am We in Klinik nötig?

Guten Morgen Dr Bluni, Ich hatte einen positives Schwangerschaftstest und befinde mich in Woche 5+3. Ich habe kommenden Freitag meinen ersten Termin bei meiner Gynäkologin. Seit ca 1 Woche habe ich ein leichtes Ziehen und ab und zu Stechen im Unterleib, mehr rechts aber auch links (stechen), dumpfes Drücken wie bei Periode permanent. Würde dies ...


Medikamentöser Abbruch auch in der Klinik unter Bewachung möglich? 8+0

8+0 nur Fruchthöhle & Dottersack Guten Tag Herr Karle, kurz zu meiner Geschichte. Ich habe am 25 April das erste Mal positiv getestet (ich habe jeden Tag getestet da es ein wunschkind ist) am 26.April war ich beim Frauenarzt und er konnte nur einen kleinen Punkt entdecken,hat aber eine Schwangerschaft festgestellt und mich auf 4+0 geschätzt. Ich ...


Wahl der Klinik

Lieber Herr Karle, ich habe eine Frage zum Geburtsmodus und zur Wahl der Klinik. Aktuell bin ich in der 36.SSW, das Kind liegt noch in BEL, hier wäre der Modus für mich klar. Um meine Frage zu stellen, muss ich von meiner ersten Geburt erzählen: Nach 22 Stunden Wehen, erst kaum Öffnung des Muttermundes, dann zu schneller Öffnung sodass vorers...