Hallo,
mein Blutdruck ist seit Beginn der Schwangerschaft grenzwertig (zwischen 130/80-140/95) und ich habe bei der letzten Vorsorgeuntersuchung 2 kg innerhalb von 4 Wochen zugenommen, obwohl ich sonst immer nur grammweise zugenommen habe und auch in den letzten Schwangerschaften bis zur 32./33. SSW nur grammweise zugenommen.
Mir ist seit 2 Wochen dauerschwindelig. Die Schwindelanfälle hab ich zwar häufiger in der Schwangerschaft, aber noch nie 2 Wochen am Stück.
Mein FA hat mich jetzt zum Doppler überwiesen, der nächste Woche ist. Hab allerdings keinerlei Wassereinlagerungen (außer morgens dicke Finger, aber die werden im Lauf des morgens wieder schmal).
Deshalb meine Frage: Muss man bei einer Gestose unbedingt Wassereinlagerungen haben oder reichen die anderen Symptome schon aus?
Und wie sieht es bei einer evtl. Gestose mit der Behandlung aus? Muss man dann ins KH oder kann man sich auch ambulant behandeln lassen?
Lg. Melanie
Mitglied inaktiv - 04.06.2009, 12:35
Antwort auf:
Gestose ohne Wassereinlagerung möglich? Gerne auch an alle anderen hier
Liebe Melanie,
der Begriff „Gestose“ oder „EPH-Gestose“ ist eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Wir sprechen heute von der Präeklampsie. Noch älter ist der historische Begriff der „Schwangerschaftsvergiftung“
Es sind ungefähr fünf bis zehn Prozent aller Schwangerschaften betroffen.
Die drei Buchstaben stehen für folgende Begriffe:
E= Edema=Oedeme/Wassereinlagerungen
P=Proteinurie= vermehrte Eiweißausscheidung im Urin
H=Hypertension= zu hoher Blutdruck
für diese Erkrankung gibt es keine einzelne Ursache, sie wird z.B. nicht durch Bakterien oder Viren ausgelöst. Es gibt aber viele Hinweise darauf, dass die klassische Gestose mit den Symptomen Wassereinlagerungen in den Beinen und Händen (Ödeme), erhöhtem Blutdruck und Eiweiß im Urin durch akuten Nährstoffmangel entsteht. Deswegen wird sie auch zunehmend "Stoffwechselstörung der Spätschwangerschaft" genannt.
Auch gibt es noch andere Erscheinungsformen, bei denen z.B. die Ödeme fehlen können, das Baby aber nicht ausreichend versorgt wird (Plazentainsuffizienz). Diese Form entsteht meist durch Nährstoffmangel zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft, manchmal sogar schon vor der Empfängnis. Man weiß seit kurzer Zeit, dass auch immunologische Ursachen bei manchen Frauen zu dieser Erkrankung führen können.
Die Präeklampsie ist bis zu 50 % verantwortlich für Frühgeburten.
Deswegen sollte es das größtes Ziel sein, eine zu frühe Entbindung so weit wie möglich zu verhindern. Manchmal muss aber trotzdem im Interesse von Mutter und Baby die Geburt vor dem Termin stattfinden.
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine gute, ausgewogene Ernährung mit eiweißreicher, kalorienreicher und keineswegs salzarmer Kost, einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft hat und das Auftreten einer Prä-Eklampsie in vielen Fällen zu verhindern oder zu lindern hilft. Selbst bei schon bestehenden Beschwerden, vor allem Ödemen, können diese erheblich gemindert werden.
Die bisher übliche Behandlung mit Reis-/Obsttagen, salzarmer und flüssigkeitsreduzierter Kost sollte von jeder werdenden Mutter strikt abgelehnt werden, da sie nicht hilft und die Erkrankung sogar noch verschlimmern kann.
Entwässerungsmittel dürfen schon seit 1986 nicht mehr eingesetzt werden, auch pflanzliche Entwässerungsmittel, wie zum Beispiel Brennesseltee usw., sollten nicht stattdessen benutzt werden.
Nicht zu vergessen ist die Magnesiumeinnahme, die sich erwiesenermaßen prophylaktisch erweist.
Eine besondere Variante ist das sog. HELLP-Syndrom, bei dem die Leberfunktion nachlässt und so zu Gerinnungsstörungen führen kann. Es macht sich u.a durch starke Oberbauchbeschwerden und typische Laborveränderungen bemerkbar.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 04.06.2009
Antwort auf:
Gestose ohne Wassereinlagerung möglich? Gerne auch an alle anderen hier
Achso und ich habe auch in den letzten Vorsorgeuntersuchungen laufend Eiweiss im Urin. Mein Schwager meinte ich solle eiweißärmer essen.
Mitglied inaktiv - 04.06.2009, 12:46