Frage im Expertenforum Schwangerschaftsberatung an Dr. med. Vincenzo Bluni:

Frühschwangerschaft und Nachtschichtdienst und Fitneßstudio

Dr. med. Vincenzo Bluni

Dr. med. Vincenzo Bluni
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

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Frage: Frühschwangerschaft und Nachtschichtdienst und Fitneßstudio

MamiKatja

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Hallo Herr Bluni! Ich bin 33 Jahre alt und habe bereits 7 Kinder.Leider habe ich vor 4 Jahren eine FG mit As gehabt und bin seither sehr ängstlich in meinen SS geworden. Ich habe heute morgen einen SS Test gemacht,der positiv ist.Ich hab mich sehr gefreut,aber jetzt mache ich mir Sorgen.Ich müßte so Anfang 5 SSW sein.Meine Ärztin ist im Urlaub und im US wär bestimmt noch nichts zu sehn. Ich arbeite an den Wochenenden nachts in einer Diskothek,Ich arbeite nicht schwer körperlich,sondern es ist eine sehr leichte Tätigkeit ,teilweise sitze ich auch,wenn ich an der Kasse arbeite. Trotzdem meine Sorge, ob es dem Embryo schadet ,wenn ich nachts bzw. in einem anderen Rhythmus lebe,als ungewohnt.Ich schlafe dann vormittags und teilweise abends nochmal vor Dienstbeginn. Ich möchte eigentlich auch trotz SS noch weiter arbeiten und erstmal meinem Chef nichts sagen ,wenigstens so lange bis mich die Übelkeit sehr anfängt zu quälen,denn damit hatte ich sehr zu tun in meinen ganzen SS. Bitte können Sie mir was raten?Kann ich weiter arbeiten oder schadet es und kann evtl.eine FG auslösen? Dann habe ich noch ein Anliegen.Ich gehe seit 3 Monaten regelmäßig ins Fitnessstudio und habe dadurch auch schon abgenommen und das Training macht mir auch Spaß. Was ist denn jetzt noch erlaubt?Darf ich noch Kraftübungen machen oder auch Ausdauer oder lieber für die Zeit der SS von FA ein Attest geben lassen?Ich muß ja Gebühren zahlen hab ein 24 Monatsvertrag! Für Ihren Rat bin ich sehr dankbar. MFG Katja


Dr. med. Vincenzo Bluni

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Liebe Katja, 1. zuänchst einmal kann ich Sie beruhigen, dass die Chance für einen Verlauf ohne frühe Fehlgeburt insgesamt sehr hoch sind: bei etwa 90%. 2. die Tätigkeit in der Diskothek wird wohl nicht zwangsläufig das Fehlgeburtsrisiko erhöhen, jedoch wird Schwangeren Frauen in jedem Fall von der Nachtarbeit abgeraten und nach Mutterschutzgesetz ist dieses auch nicht erlaubt. Wenn in der Einrichtung geraucht wird - was ich mal stark annehme - wäre das ein weiterer Grund, davon abzusehen. 3. allgemein gilt Sport unter Berücksichtigung gewisser Einschränkungen für werdende Mütter als durchaus empfehlenswert. Nicht nur im Zusammenhang mit der Bewältigung des Geburtsschmerzes hat sich physische Aktivität sowohl in präventiver als auch in therapeutischer Hinsicht als sinnvoll und positiv bewährt. Neben der deutlich verringerten Häufigkeit an typischen, schwangerschaftsbedingten Unterbauchbeschwerden zeigt sich eine schmerzunterdrückende Wirkung bei Wehen und es gibt eine positive Wirkung auf den späteren Geburtsverlauf-und fortschritt. Gibt es Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft? Ja, die gibt es und wir können uns am besten an den Empfehlungen der Amerikanischen Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe aus dem Jahr 2002 (Quelle unten) orientieren, da wir solche in Deutschland bis heute nicht haben. Absolute Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft • Hämodynamisch bedeutende Herzerkrankung • Restriktive Lungenerkrankung • Zervixinsuffizienz, Cerclage/Muttermundverschluss • Mehrlingsschwangerschaft mit dem Risiko vorzeitiger Wehen • Anhaltende Blutungen im 2.oder 3. Schwangerschaftsdrittel • Plazenta praevia nach der 26. Schwangerschaftswoche • Vorzeitige Wehen in der laufenden Schwangerschaft • Vorzeitiger Blasensprung • Präeklampsie oder erhöhter Blutdruck, der in der Schwangerschaft erstmalig aufgetreten ist Relative Kontraindikationen für die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft • Ausgeprägte Schwangerschaftsanämie • Ungeklärte Herzrhythmusstörungen • Chronische Bronchitis • Schlecht eingestellter Typ I-Diabetes • Extremes Unter- oder Übergewicht • Sehr unsportliche Lebensweise • Fetale Wachstumsretardierung in der laufenden Schwangerschaft • Schlecht eingestellter Bluthochdruck • Orthopädische Vorerkrankungen • Schlecht kontrolliertes/eingestelltes Anfallsleiden • Schlecht eingestellte Schilddrüsenüberfunktion • Starkes Rauchen Warnzeichen, die dazu führen müssen, die sportliche Betätigung in der Schwangerschaft umgehend einzustellen • Vaginale Blutung • Luftnot schon vor körperlicher Belastung • Schwindel • Kopfschmerzen • Schmerzen im Brustkorb • Muskelschwäche • Wadenschmerzen • Vorzeitige Wehen • Verringerte Kindsbewegungen • Flüssigkeitsabgang mit Verdacht auf Blasensprung Welche Sportart für welche Schwangere ist zu empfehlen? Die Beantwortung dieser Frage orientiert sich neben medizinischen und allgemeingültigen Kriterien am subjektiven Wohlbefinden der Schwangeren. Grundsätzlich sollte die Schwangere nicht an ihre persönliche Leistungsgrenze gehen ("suboptimale Leistungsgrenze" Prof. Dr. Jung, Sportmediziner) und sollte immer wieder kurze Pausen einlegen. Die Herzfrequenz sollte nicht über 140/Minute steigen. Sofern eine schwangere Frau schon vor der Schwangerschaft Leistungssport betrieben hat, können diese Geübten, wie auch Bergaktive solche Pulsspitzen nach Ansicht der Experten gut verkraften. Die körperliche Belastung sollte, wenn möglich immer im so genannten aeroben Bereich bleiben. Hier gilt die Faustregel: Lässt sich weiter sprechen, ohne aus der Puste zu kommen? Dieses dient dazu, die Sauerstoffbilanz nicht zu ungunsten des Kindes zu verschlechtern, die Körperkerntemperatur nicht übermäßig zu erhöhen und nicht in eine Unterzuckerung des mütterlichen Organismus zu gelangen. Vor und nach der sportlichen Belastung sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, um eine Austrocknung zu verhindern. Zur Frage, welche Sportarten allgemein zu empfehlen sind kann man sagen, dass insbesondere körpergewichtsentlastende Sportarten wie das Schwimmen und das Radfahren eher zu empfehlen sind als Sportarten, bei denen das Körpergewicht selbst getragen werden muss (Laufen, Aerobics).Bei letzteren ist der Energieverbrauch und die Gelenkbelastung höher. Darüber hinaus sind aerobe (positiv für die Sauerstoffbilanz der Mutter) Sportarten, bei denen große Muskelgruppen beansprucht werden, und die rhythmischer Natur sind, vorzuziehen. Das Schwimmen stellt nach dem Spazierengehen und dem Radfahren die am meisten zu empfehlende Sportart während der Schwangerschaft dar, da sie alle großen Muskelgruppen beansprucht, die Gelenke und Bänder schont, ein günstiges thermisches Medium bereitstellt und ein geringes Verletzungsrisiko birgt. Wie ist es mit Krafttraining? Untersuchungen der I. Münchener Universitätsfrauenklinik (LMU) zufolge wurden für ein leichtes bis moderates Krafttraining mit freien Gewichten oder an Geräten keine negativen Effekte beschrieben. Deren Untersuchungen konnten hier im Gegenteil belegen, dass Krafttraining in Verbindung mit Stretching zu einer Verbesserung der Kraft und Beweglichkeit führen, was der schwangeren Frau den Umgang mit dem erhöhten Körpergewicht und dem veränderten Schwerpunkt erleichtert. Außerdem beugt die Stärkung der Rückenmuskulatur Rückenschmerzen vor. Schwere Gewichte oder maximale isometrische Kraftanstrengungen sollten allerdings gemieden werden und Anfängerinnen sollten bezüglich der Atemtechnik angeleitet werden, um Atemanhalten zu vermeiden. Bei unauffällig verlaufender Schwangerschaft ohne Frühgeburtsrisiko gilt für Bauche-Beine-Po, dass die Bauchübungen sukzessive reduziert werden sollten, um sie spätestens - je nach Wohlbefinden - nach dem 7. Monat ganz wegzulassen. Welche Sportart ist für die schwangere Frau nicht zu empfehlen? Kampf- oder Kontaktsportarten mit hoher Wahrscheinlichkeit von Körperkontakten, so z. B. Hockey oder Basketball. Abgeraten wird auch von Sportarten mit erhöhtem Sturzrisiko (Reiten, Mountainbiking) und auch von Abenteuersportarten wie Bungeejumping, Drachenfliegen und Fallschirmspringen. Auch Gerätetauchen ist in der Schwangerschaft tabu. Schnorcheln gelten dagegen als relativ ungefährlich. Rechtlich ist es bei Schwangerschaft wohl so, dass der Vertrag während der Schwangerschaft ruht, wenn Sie dieses wünschen. In dieser Frage wird sicher unsere Rechtsanwältin bei Rund-ums-baby.de, Frau Nicola Bader, weiterhelfen können. Hierzu bitte mal auf den link http://www.rund-ums-baby.de/recht/mebboard.php3?forum=115 klicken. VB Quellen: Kelly, Amanda, Practical exercise advice during pregnancy, The Physician and Sportsmedicine 2005, Band 33 (Ausg. 6) Davies, G.A.L.; Wolfe, L.A.; Mottola, M.F.; and MacKinnon, C. (2003). Joint SOGC/CSEP Clinical Practice Guideline: Exercise in pregnancy and the postpartum period. Can. J. Appl. Physiol. 28(3): 329-341. Kramer MS, McDonald SW. Aerobic exercise for women during pregnancy. Cochrane Database Syst Rev. 2006;(3): CD000180 ACOG committee opinion: exercise during pregnancy and the postpartum period. Number 267, January 2002. American College of Obstetricians and Gynecologists. Int J Gynaecol Obstet. 2002;77:79-81. http://bjsm.bmj.com/content/37/1/6.full.pdf (Artal, R. and O'Toole, M Guidelines of the American College of Obstetricians and Gynecologists for exercise during pregnancy and the postpartum period, Stand: 2002, letzter Abruf: 29.12.2010) Macera CA, Ham SA, Yore MM, et al. Prevalence of physical activity in the United States: Behavioral Risk Factor Surveillance System, 2001. Prev Chronic Dis. 2005;2:A17. Exercise during pregnancy and the postpartum period. ACOG Technical Bulletin Number 189 -- February 1994. Int J Gynaecol Obstet. 1994;45:65-70. Wolfe LA. Pregnancy. In: Skinner JS, ed. Exercise Testing and Exercise Prescription for Special Cases: Theoretical Basis and Clinical Application. 3rd ed. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins; 2005:377-391. Sternfeld B, Quesenberry CP Jr, Eskenazi B, Newman LA. Exercise during pregnancy and pregnancy outcome. Med Sci Sports Exerc. 1995;27:634-640. Cook CL, Pridham DD., Recurrent pregnancy loss, Curr Opin Obstet Gynecol. 1995 Oct;7(5):357-66. T.Philipp, K.Philipp, A.Reiner, F.Beer and D.K.Kalousek, Embryoscopic and cytogenetic analysis of 233 missed abortions: factors involved in the pathogenesis of developmental defects of early failed pregnancies, Human Reproduction Vol.18, No.8 pp. 1724±1732, 2003 Risch HA,Weiss NS,Clarke EA,Miller AB., Risk factors for spontaneous abortion and its recurrence, Am J Epidemiol.,1988 Aug;128(2):420-30


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