Guten Tag Hr. Dr. Bluni,
bin in der 11. SSW und die Entscheidung ob Ersttrimesterscreening steht an.
Bin 35 Jahre alt, es ist das erste Kind (vorher zwei frühe FG).
Ich weiß sicher dass ich auch ein Kind mit Behinderung annehmen könnte und eine Abtreibung nicht in Frage käme. Trotzdem würde ich mir bestimmt bei einem hohen persönlichen Risiko viele Gedanken machen und die SS nicht unbeschwert erleben können. Auch eine Fruchtwasseruntersuchung kann ich mir nicht vorstellen - ein 1%iges Risiko ist mir viel zu hoch.
Spricht also eigentlich alles gegen ein Screening...
Gibt es sonst gute Gründe, das Screening vorzunehmen (mein FA meinte es könne wichtig sein um ggf. die Geburt gut vorzubereiten???)
Danke im Voraus und Gruß
Linnea1
Mitglied inaktiv - 12.02.2009, 11:50
Antwort auf:
Ersttrimesterscreening
Hallo,
1. Pränataldiagnostik (vorgeburtliche Diagnostik zum Ausschluss oder Risikoeinschätzung genetischer Störungen und Missbildungen) ist sicher immer mehr auch ein sehr sensibles Thema, bei dem die objektive Information und Aufklärung durch Frauenärztin/Frauenarzt im Vordergrund stehen sollte, wenn die schwangere Frau dieses anspricht oder sich aus der Vorgeschichte die Notwendigkeit ergibt, darüber zumindest zu sprechen.
Sofern kein besonderes familiäres Risiko für genetische Störungen oder Missbildungen vorliegt, die Frau nicht 35 Jahre oder älter ist und sie auch nicht schon vorweg ein entsprechendes Bedürfnis nach Informationen zur vorgeburtlichen Missbildungsdiagnostik äußert, würde sicher nicht generell zu einer weiterführenden Diagnostik geraten werden.
Dem behandelnden Arzt obliegt hier eher die Aufgabe, objektiv zu informieren; weniger, zu einer bestimmten Entscheidung oder einem bestimmten Verfahren zu drängen.
Die Besprechung zu diesem Thema kann natürlich auch schon zu jedem Zeitpunkt vor diesem Alter stattfinden.
Ist die schwangere Frau 35 Jahre oder älter und/oder gibt es ein familiäres Risiko für genetische Erkrankungen oder Missbildungen, sollte man mit ihr bei Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft schon über die damit verbundenen Risiken für Mutter und Kind sprechen und dazu gehört eben auch das Thema Pränataldiagnostik inklusive der Möglichkeit einer unabhängigen genetischen und ggf. psychosozialen Beratung in einer unabhängigen Einrichtung.
Bestandteil der Aufklärung/Information von Frauenärztin/Frauenarzt zu diesem Themenkomplex sollte immer auch die individuelle Information über mögliche Konsequenzen, Grenzen der Verfahren und Risiken sein, so dass die Eltern den Sachverhalt gut nachvollziehen können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, dann eine eigene Entscheidung für oder gegen eine weiterführende Diagnostik zu treffen.
Es steht meines Erachtens also zunächst die ausführliche Information der jeweiligen Methoden im Vordergrund stehend. Die Entscheidung selbst kann und sollte aber nur das betroffene Elternpaar selbst fällen.
2. insofern kann ich Ihre Bedenken völlig verstehen und denke, dass Sie hier zusammen mit Ihrer Frauenärztin/Frauenarzt die für Sie beste Entscheidung treffen sollten.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 12.02.2009