Guten Morgen Herr Dr. Bluni,
hallo Muttis,
ich bin ein echter Käseesser - ... und nun habe ich (wie vermutlich sehr viele Schwangere) mit Blähbauch zu kämpfen. Man sagte mir, daß es sein kann, ich verwerte die Milchprodukte nun anders, als vor der Schwangerschaft. In der Tat ist es so, daß ich sonst morgens 1 Glas Milch mit Honig trinke, dann 1 Brötchen mit Frischkäse/Käse esse,... und tagsüber auch einen Joghurt esse. Kann das schon so doll einen Blähbauch ausmachen?
Wäre es eine Alternative auf Lactosefreie Produkte umzusteigen, um es zu versuchen, oder ist es Quatsch? Also Quatsch in so fern, daß man Milch entweder immer verträgt oder nie?
Beim Käse: man liest immer: keine Rohmilch. Gut,... und man soll jegliche Rinde abschneiden. Wie ist es bei Camenbert? Da ist ja eine Schimmelkultur drauf. Darf man den dann gar nicht essen, oder ist der okay, wenn die Rinde abgeschnitten wurde? Oder sollte man nur bei Hartkäse bleiben?
Und abschließend noch eine Frage zum Teetrinken:
Grüner Tee lindert meine Übelkeit bislang am Besten,... Ich trinke davon täglich 1 Kanne (1 L) - den bereite ich morgens zu - gebe den Saft einer 1/4 Zitrone zu und trinke ihn über den Tag verteilt lauwarm... Ist 1 l davon zu viel? Sonst trinke ich nur Wasser ohne Kohlensäure.
Danke für die Tipps!
Mitglied inaktiv - 08.02.2010, 07:53
Antwort auf:
Ernährung in der Schwangerschaft
Hallo,
1. sicher kann es in der Schwangerschaft beim Käsegenuss verstärkt zu solchen Blähungen kommen, was aber noch lange nicht heißt, das Sie auf lactosefreie Produkte umsteigen müssten.
2. Blähungen sind eine bekannte "Begleiterscheinung" für einige Schwangere, die unter anderem infolge der hormonell bedingten Trägheit des Darmes zustande kommt, wo die Nahrungsreste einfach länger verweilen und es zur verstärkten Gasbildung kommen kann.
Es sollten "Säurelocker" wie Bohnenkaffee, stark gewürzte Speisen, kohlensäurehaltige Getränke, evtl. auch Fruchtsäfte gemieden werden. Wichtig ist die ausreichende Bewegung und Flüssigkeitsaufnahme. Die Blähungen werden auch durch Hülsenfrüchte, Zwiebeln oder Kohl gefördert. Bei argen Beschwerden können in Rücksprache mit der Frauenärztin/Frauenarzt häufig auch leichte Mittel aus der Apotheke als auch homöopathische Präparate angewandt werden.
Wenn die vorsorglichen Maßnahmen nicht helfen, dürfen in der Schwangerschaft Füll- und Quellstoffe, wie z.B. Methylcellulose, Leinsamen, Kleie, Agar-Agar, eingesetzt wird. Sie sind hier die erste Wahl.
Weiterhin dürfen in der Schwangerschaft eingesetzt werden:
Osmotische Abführmittel wie Lactulose oder Sorbit
salinische Abführmittel wie Magnesiumsulfat
Bisacodyl oder Natriumpicosulfat
Bei Blähungen sind prinzipiell auch Präparate wie z. B. Sab simplex® und Lefax® erlaubt.
3. der Verzicht auf Rohmilchprodukten bezieht sich auf das Risiko, sich mit Listerien zu infizieren.
Frische Vollmilch ist nicht gleich Rohmilch, da sie wärmebehandelt ist. Rohmilch ist die auf dem Bauernhof erhältliche, unbehandelte Milch.
Schwangere und kranke Personen sollten Rohmilch und Rohmilchprodukte wie Rohmilchkäse meiden, da in ihnen krankheitserregende Keime wie Listerien und E-coli-Bakterien enthalten sein könnten, die zu entsprechenden Krankheitserscheinungen bei den Patienten oder gar den ungeborenen Kindern führen können.
Rohmilchkäse ist höchstens auf 40 Grad erhitzt (beim herkömmlichen Käse werden durch das starke Erhitzten (Pasteurisieren) der Milch etwa 99 % der natürlichen Bakterien abgetötet), dadurch bleiben im Rohmilchkäse die Keime erhalten, wodurch er ein vollmundigeres Aroma bekommt. Dadurch können eventuell in der Milch vorhandene Keime in den Käse gelangen.
Nach veterinärmedizinischer Begutachtung ist der Verzehr eines lang gereiften, harten Rohmilchkäses nach dem Typ Edamer oder Emmentaler wesentlich weniger bedenklich, als der eines frischen Rohmilchkäses, der aus dem Quark direkt gewonnen wird. Frische Weichkäse können eher gesundheitsgefährdende Keime enthalten als Hartkäse, die monatelang lagern.
Welcher Käse jetzt im Einzelnen einem Rohmilchkäse zuzuordnen ist, kann ich Ihnen am besten der Käsehändler sagen.
4. der Schimmel auf dem ein oder anderen Käse ist in aller Regel unbedenklich, wenn es kein Rohmilchkäse ist.
5. bitte bei diesem Tee nur die üblichen Mengen (2-3 Tassen am Tag) trinken.
VB
von
Dr. med. Vincenzo Bluni
am 08.02.2010