Patchwork - Familien

Patchwork - Familien

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Windpferdchen am 01.03.2017, 15:09 Uhr

Du musst vielleicht ein paar falsche Weichenstellungen korrigieren...

Hallo,

ich schreibe mal ein bissl offen, ist aber nicht böse gemeint, gell! Also, die Schwachsinns-Regel, dass man nicht mit seinem Kind vor dem anderen Partner kuscheln darf, grenzt schon ans Psycho-Pathologische. Das hättest Du sofort als Blödsinn entlarven und im Keim ersticken müssen! Du musst nicht jeden Quatsch mitmachen, den Dein Partner vorschlägt. Die richtige Reaktion war nicht, das zu akzeptieren - und dann sauer zu sein, wenn er trotzdem mit seiner Tochter kuschelt. Sondern richtig wäre es gewesen, die Wahrheit sofort und ohne Angst auszusprechen: "Du, das ist Unsinn. Diese Regel werden wir nicht aufstellen." Fertig. Thema beendet.

Du musst Dich vielleicht etwas mehr als bisher trauen, Dinge wahrzunehmen, die seltsam sind. Und sie dann vor allem auch auszusprechen! Eine gute Partnerschaft hält die Wahrheit aus - und ein psychisch gesunder Partner hält es aus, wenn er in Fehlhaltungen und unklugen Ideen korrigiert wird. Das ist sogar eine der Stärken einer guten Beziehung - man erdet sich gegenseitig, wenn einer mal herumspinnt.

Fang an, noch besser auf Dein Bauchgefühl zu hören. Spüre in seltsamen Situationen sofort, ob sie sich für Dich richtig anfühlen. Wenn nicht, sag' Nein! Freundlich, aber glasklar. Du scheinst (vielleicht auch schon in früheren Beziehungen?) vielleicht ein Problem damit zu haben, Dich selbst wahrzunehmen. Dazu werden ja viele von uns schon als Mädchen erzogen. Wir dürfen nicht merken, dass etwas nicht stimmt, und wir dürfen es erst recht nicht sagen - denn sicher liegt das Problem nur bei uns. Fang an, auf Deine Wahrnehmung noch mehr zu vertrauen. Sonst rutscht Du mit der Zeit in eine immer neurotischer werdende Beziehung, aus der Du seelisch nicht heil herauskommst.

Was das Problem mit der allzu verwöhnten Tochter Deines Partners angeht: Da hast Du in allen Punkten völlig Recht. Aber ich glaube, es gibt keine heile Patchwork-Familie, nirgendwo. Sondern es gibt fast immer die zwei Parteien: Vater und seine Kinder, Mutter und ihre Kinder. Es ist eine Illusion, dass man diese Grenze ganz verwischen kann. Das gelingt allenfalls teilweise - wenn überhaupt.

Es hilft aber schon sehr, das zu akzeptieren: zu akzeptieren, dass Dein Partner mit seiner Tochter einfach sein Ding macht - und dass Du natürlich mit Deinen eigenen Kindern auch Dein Ding machst. Mischt Euch gegenseitig so wenig wie möglich ein, auch wenn's schwer fällt. Denn das bringt mehr Verwirrung und Schaden, als Nutzen. Bei Eurem gemeinsamen Kind werdet Ihr dann natürlich gemeinsam zuständig sein. Klingt kompliziert, aber das Leben IST kompliziert.

Scheitern werdet Ihr vor allem dann, wenn Du dem Ideal der intakten Familie nachhängst, wo alles mit etwas Mühe doch noch eitel Sonnenschein werden kann. Wo Du als Ersatzmutter des Mädchens von diesem selbst und auch von Deinem Freund akzeptiert wirst. Und es okay findest, wenn umgekehrt Dein Partner sich in die Erziehung Deiner Kinder einmischt. So wird es nicht sein. Eure Familie kann aber funktionieren, wenn Ihr es schafft, Eure Vorstellungen an die Wirklichkeit anzupassen. Pragmatisch zu sein. Zu sagen: Also, es ist so, wie es ist. Es hakt hier, und es hakt da, und auch dort ist noch eine Baustelle. Wir werden das irgendwie managen, jeden Tag aufs Neue. Immer provisorisch, immer irgendwie, aber es wird gehen.

LG

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Patchwork-Familien
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.