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Verzweifelt

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Lizzy96

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Hallo! Ich habe vorige Woche erfahren, dass ich eine schwere Krankheit habe. Kinder sind 2 und 4 Jahre alt. Mache mir natürlich viele Gedanken und zu allem Verdruss habe ich mich heute auch noch mit meinem Partner und Vater der Kinder gestritten. Da ich gerade nicht klar denken kann bitte ich euch um eure Meinung. Ich habe riesen Angst um mein Leben bzw viel mehr was mit unseren Kindern wäre, würde das nicht gut ausgehen. Reden kann ich mit meinem Partner darüber irgendwie gar nicht. Er sagt, das geht schon gut aus. Und sonst sind ja die Omas auch noch da. Die Aussage verletzte mich sehr. Bin ich einfach grad nicht normal drauf? Kann man sowas mit einem Satz abtun? Mir geht es gesundheitlich derzeit nicht total schlecht, ich sollte mich aber etwas schonen. Es steht eine große Operation bevor die Risiken birgt. Das weiß mein Partner und gibt sich Mühe mit Haushalt und Kinder. Hauptsächlich packt er jedoch die Kinder zusammen und fährt zu seinen Eltern. Dann bin ich alleine zu Hause und mache den Haushalt. So stell ich mir das auch nicht vor. Er wirft mir dann vor, mir passt überhaupt nichts was er macht. Vielleicht verlange ich einfach zu viel? Es ist halt schon ein blödes Gefühl, wenn ich dann alleine zuhause sitze und den Haushalt mache. Mit den Gedanken im Kopf, ob alles gut ausgeht. Soll ich einfach froh sein, dass er sich um die Kinder kümmert? Bzw seine Mama das für uns übernimmt. Mir wärs schon lieber alle wären zuhause und er macht einen Teil von dem was ich bisher gemacht habe. Er ist damit aber total überfordert und musste heute erst mal ausschlafen weil unsere 2-jährige in der Nacht eine Stunde wach war. Er war bisher nachts nicht für die Kinder verantwortlich weil er so früh zu arbeiten beginnt. (Letzte Woche musste er nicht arbeiten.) Ich breche gerade total zusammen. Stelle in dieser eh schon schweren Situation die Beziehung in Frage. Verlange ich zu viel? Ist es für Männer so anstrengend plötzlich nachts nicht durchschlafen zu können und trotzdem am nächsten Tag für die Kinder da zu sein? Wäre es für euch ok, dass der Mann mit Kindern zur Schwiegermama fährt? Und ihr dann alleine zuhause hockt?


jannas

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Antwort auf Beitrag von Lizzy96

Hallo, dein Mann wird mir der Situation genauso überfordert sein wie du. Wenn du dich ausruhen sollst, warum machst du dann die Hausarbeit? Sag deinem Mann genau, was du dir wünschst. Ihr seid beide in einer Ausnahmesituation. Man vergisst oft, wie die Erkrankung eines Angehörigen die ganze Familie belastet. Alles Gute für euch!


User-1736455377

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Für den Partner ist die Erkrankung auch belastend - das vergessen viele.Denn erwartet wird ja, dass der Gesunde doch keine Sorgen hat und mit möglichst guter Laune den Erkrankten aufbaut, den Haushalt schmeißt, die Kinder bespaßt und natürlich auch noch arbeiten geht. Schließlich ist ER ja nicht krank. Dazu kommt: ihr habt einen eingespielten Tagesablauf, der plötzlich umgeworfen wird und sich erst malneu einspielen muss. Jetzt die Karte "bisher hat er noch nie in der Nacht..." ist doof - du hast es eben auch nie gefordert bzw. es war so die Beste Lösung.Also nicht jetzt daraus einen Strick drehen. Er fährt zu seinen Eltern - das ist gut! Denn er braucht auch evt .jemanden, mit dem er reden kann? Er kann schlecht dir mit seinen Ängsten auf die Pelle rücken , oder? Ich würde sagen: ihr seid sicher beide gerade in einer Ausnahmesituation und solltet nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und plötzlich alles in Frage stellen, was vorher offenbar gut genug warum 2 Kinder miteinander haben zu wollen.


Pamo

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Erst mal gute Besserung. Dein Mann ist mit den Kindern weggefahren, um dich zu entlasten. Lass das jetzt mit der Hausarbeit so weit wie möglich. Bis auf ein Minimum wie Geschirr spülen und Wäsche machen wird das vermeidbar sein. Du putzt jetzt hoffentlich nicht, das wäre Unsinn. Sortier dich ein bisschen, sprich mit Freunden, Familie, mach einen Plan wie du deine Erkrankung in den Alltag integrieren kannst. Kümmere dich jetzt um dich selber. Und lass deinen Mann sich auch neu organisieren. Offenbar hast du bisher alles bezüglich Haushalt/Kinder für ihn erledigt - das ist eine Umstellung für ihn. Und lass ihn jammern über den Schlafmangel, er wird sich dran gewöhnen wie alle anderen auch. Wenn er ausschlafen will, dann muss er - genau wie du - sehen, ob er jemanden findet, der die Kinder in der Zeit leise beschäftigt. Du musst nicht unbedingt diese Person sein. Sei ein bisschen mehr wie er ...


Bonnie95

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Ich bin selber schwer und chronisch krank (unheilbar)und hab schon einige OPs hinter mir. Als wir damals die Diagnose bekamen, da standen wir beide derartig unter Schock. Während ich wie ferngesteuert durch die Gegend lief, hat mein Mann sich in die Arbeit und Fußball gestürzt. Das war für mich völlig unverständlich & ich hab mich sehr alleine gelassen gefühlt. Aber auch für meinen Mann ist damals eine Welt zusammengebrochen & jeder geht anders damit um. Während andere all ihre Emotionen rauslassen können und immer reden, sind manche sehr in sich gekehrt und wissen nicht, was sie sagen sollen. Und wenn sie dann was sagen, ist es manchmal unbeholfen und tut weh. Obwohl es nicht so gemeint ist. Wenn du dich schonen sollst, dann tu das. Freu dich, dass dein Mann dich entlastet und mit den Kindern zur Oma fährt Leg dich in die Wanne, mach dir schöne Musik rein, schau dir einen Film an - what ever. Wenn dir das „Mitgefühl“ fehlt, dann such das Gespräch mit einer Freundin? Oder deiner Familie? Männer können oft sehr kalt wirken. Mein Mann sagte auch immer „Wird schon gut gehen, alles nicht so wild“. Aber ich weiß, dass er eine riesige Angst hatte. Der Haushalt, der läuft dir nicht weg. Lass ihn liegen & red mal in einer ruhigen Sekunde mit deinem Mann. By the way: Erdkundige dich mal, ob du eine Haushaltshilfe bekommen könntest. Je nach Diagnose steht dir eine zu. Alles Gute dir und gute Besserung!


wolfsfrau

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Ich würde sagen, dass das sogar total normal ist einer extrem belastenden Situation. Ihr seid beide gerade am Limit. Deshalb: keine Grundsatzentscheidungen treffen. Sich überlegen, welche Diskussionen jetzt geführt, welche Kämpfe jetzt ausgefochten werden müssen. Statt Haushalt würde ich mich jetzt auf meine Kinder konzentrieren. Und auf mich selber.


Sturmläufer

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Hallo, Ich habe vor 3 Jahren auch keine gute Diagnose bekommen und bin echt am Ende gewesen... Mein Mann hat immer gesagt wir nehmen es wie es kommt. In meinem Kopf war echt Chaos. Ich kann auch nach 3 Jahren nicht mit meinem Mann drüber reden. Er kann es einfach nicht. Ich hab eine Erwerbsminderung beantragt, der einzige Satz war dazu, hoffentlich verlieren wir nicht viel Geld... Und eigentlich stimmt es schon, wir wissen nicht was kommt und müssen es so nehmen. Aber für mich persönlich sehr schwer. Grüße


ml1820

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Liebe Lizzy! Fühl dich erstmal gedrückt. Ich war bzw bin in einer ähnlichen Situation. Habe letzten Herbst die Diagnose Darmkrebs bekommen, meine Kinder waren zu dem Zeitpunkt 2 und 4. Du kannst mich gerne per pn anschreiben, wenn du dich mit mir austauschen möchtest. Liebe Grüße!


Monroe

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Fühl dich erstmal gedrückt. Das klingt sehr belastend. Ich weiß nicht wie ihr kommuniziert was gewünscht/erwartet wird. Evtl gibt es da noch etwas was unausgesprochen ist. Man neigt ja doch oft irgendwie dazu zu erwarten, dass der Partner sieht was zu tun ist, wie es einem selbst geht und was man von ihm erwartet. Es ist allerdings schwierig sich in jemanden hineinzudenken, wenn das meiste, was bei ihm im Kopf vorgeht, unausgesprochen bleibt, aber trotzdem zu einer Erwartung heranwächst. Sprecht miteinander, ganz in Ruhe. Vielleicht können die Kinder für einen Nachmittag bei einer Oma untergebracht werden und ihr nehmt euch Zeit füreinander und sprecht über das,was euch im Kopf herum geht. Mein Mann wäre übrigens ganz genauso. Ich erzähle ihm von meinen Ängsten, er sagt "es wird schon alles gutgehen" ohne näher darauf einzugehen. Das hat nichts damit zu tun, dass er gefühlskalt ist, sondern für sich selbst erstmal diese Hoffnung halten "muß" damit er selbst nicht überschnappt und sich zu viele Sorgen macht. Mir nimmt dieses Verhalten von ihm dann tatsächlich oft meine Ängste. Ich könntemir gut vorstellen, dass es bei deinem Mann ähnlivh ist. Er hat schon gemerkt,dass du dir Sorgen machst, wollte pragmatisch nach Lösungen suchen, um dir deine Ängste zu nehmen und dich zu beruhigen. Ein bisschen tapsig und tollpatschig war es wohl schon von ihm. Er kann ja aber auch nicht riechen was du erwartest. Diese Situation ist sicher in euer beider Leben ziemlich neu. Unbekanntes macht oft Angst. Nicht nur dir. Ich drücke dir alle Daumen für deine Genesung und wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit.


Lizzy96

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Danke für eure Antworten und lieben Worte! Es hat mich echt weiter gebracht, obwohl ich sicher noch viel lernen muss durch diese Situation. Mir wurde beim Durchlesen bewusst, dass es ja im Grunde überhaupt nicht um diese "Kleinigkeiten" geht, die ich beschrieben habe. Es geht viel mehr darum, auch anderen mal die Kinder und Verantwortung zu überlassen. Das war bei mir vorher schon Thema und wird es durch diese Umstände noch viel mehr. Dass die Situation natürlich auch für meinen Partner sehr schwer ist und es jetzt höchste Zeit ist, dass ich lerne nicht alles und jeden unter Kontrolle zu haben . Wir werden uns jedenfalls auch professionelle Hilfe holen. Danke auch für diese Anregung!


desireekk

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Ich sehe zwei Menschen, die völlig unterschiedlich auf die Situation reagieren. Die eine möchte Liebe und Aufmerksamkeit und so viel Gemeinsamkeit wie möglich. Die andere versucht, so viel wie möglich zu entlasten, und eventuell auch etwas, die Augen zu verschließen. Das erstes typisch weiblich, das zweite ist typisch männlich. Wichtig ist wirklich, dass ihr den Dialog nicht verliert. Euch gegenseitig sagt, was euch wichtig ist und wie ihr euch fühlt, und euch wirklich auch gegenseitig an erkennt, in dem, was ihr tut und das nicht klein redet. So eine Krankheit betrifft nicht nur dich, sondern wirklich auch deinen Partner (und auch manchmal die Kinder). Er hat versucht, dich zu entlasten, auf seine Weise. Geh zusammen spazieren (ja wirklich spazieren gehen!) Und erkläre ihm im gehen, was dir jetzt am besten tun würde, und frage ihn, was er davon leisten kann. Und ja, Männer fühlen sich oft sehr überfordert, wenn sie von jetzt auf gleich Schlafentzug haben und am nächsten Tag funktionieren sollen. Er wird da schon rein wachsen, er schafft das schon. Versuch solche Gespräche nicht mitten in den Emotionen zu führen, sondern vielleicht erst ein paar Stunden oder Tage später. Alles Gute für dich, alles Gute für euch! D


Delphine

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Dein Mann versucht Dich zu entlasten. Er ist sicherlich ähnlich überfordert wie Du. Wenn er sagt, es wird schon gut gehen und die Omas sind auch, will er Dir einfach Sorgen nehmen. Ich glaube, Du musst ihm sagen, was Du brauchst, ob die Kinder bei Dir sein sollen oder nicht. Wie Du es möchtest, wenn Du im Krankenhaus bist. Vielleicht kann eine Oma auch zu Euch kommen? Jeder Mensch geht mit Problemen anders um; deshalb kann man nicht wissen, was dem anderen gut tut. Deshalb musst Du schon äußern, was Du brauchst. Und dann wird Dein Mann auch sicherlich gerne das machen, wenn er weiß, dass er Dir damit hilft.


Ninchen321

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Ich denke auch, dass dein Mann mit der Situation überfordert ist. Ich meine, das ist keine leichte Situation! Seine Aussagen blocken ein Gespräch ab! Er ist nicht bereit dazu. Und das solltest du akzeptieren. Er weiß sicher, wie wichtig es dir ist, dass alles geregelt ist, sollte was schlimmes passieren. ABER: vertraue deinem Mann! Er wird das auch alleine schaffen, WENN du nicht mehr da sein solltest. Auch wenn er Hilfe von den Omas benötigt (was er definitiv auch mit deiner Vorbereitung benötigt). Du musst das nicht alles organisieren. Er kann das. Und was er nicht kann, wird er lernen. Egal wie sehr du ihn darauf vorbereitest: es wird eh alles erst mal chaotisch, wenn du nicht mehr da bist. Denn neben den ganzen Aufgaben gibt es etwas, auf das du nicht vorbereiten kannst: die Trauer! Vergiss das nicht! Dein Mann wird trauern! Das Loch, in das er stürzt, wenn du weg bist. Ich geb dir einen Tip: Akzeptiere, dass dein Mann noch nicht soweit ist wie du. Er trauert sehr wahrscheinlich sogar jetzt schon! Und er ist in einer anderen Phase, als du. (Trauer hat mehrere Phasen. Ich kann dir mur empfehlen dich da mal rein zu lesen). Du bist noch da! Und das evtl noch sehr lange! Das ist, was zählt! Genieß die Zeit! Hör damit auf alles regeln zu wollen. Zeige deiner Familie, dass du sie liebst und begleite sie durch diese schwere zeit. Mach ihnen klar, dass es okay ist, dass sie traurig sind. Dass du weißt, wie sehr sie dich lieben. Und dass es okay ist, dass du eines Tages nicht mehr da bist. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute