Schwangerschaft unter Immunsupression nach THX mit welchen Medikamenten möglich?

Dr. med. Wolfgang Paulus Frage an Dr. med. Wolfgang Paulus Facharzt und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie an der Universitätsfrauenklinik Ulm

Frage: Schwangerschaft unter Immunsupression nach THX mit welchen Medikamenten möglich?

Sehr geehrter Herr Paulus´, meine letzte Schwangerschaft liegt ein paar Tage zurück, die Frucht hat sich ab der 8 SSW nicht weiterentwickelt und wurde in der 10 SSW, da auch kein Herzschlag feststellbar, per Abrasio entfernt. Meine Medikation s.o. wurde im Verlauf der Schwangerschaft nicht verändert. Ich würde gerne wieder versuchen schwanger zu werden, hätte aber gerne vorab ihren Rat bzgl. der Medikation und der Risiken. Mein Internist kann leider auf keine Erfahrung zurückgreifen. Ich wurde 2005 Lebend-Leber transplantiert und seitdem geht es mir gesundheitlich gut. Ich hatte keine Abstoßung und meine Leberwert und weitern Blutwerte sind in Ordnung. Für weitere Fragen erreichen sie mich gerne unter : pegasus_nic@yahoo.de Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank Dorn N. (35)

von DornN am 09.12.2011, 16:08



Antwort auf: Schwangerschaft unter Immunsupression nach THX mit welchen Medikamenten möglich?

Das aus Streptomyces gewonnene Makrolid Tacrolimus, findet als Immunsuppressivum in der Transplantationsmedizin Anwendung. Bislang liegen Fallserien mit über 200 Geburten nach intrauteriner Exposition mit Tacrolimus vor, meist in Kombination mit Glukokortikoiden und anderen Immunsuppressiva (Kainz al 2000, Levine et al 2001, Davison et al 2002, Nagy et al 2003). Im wesentlichen wurden normale Schwangerschaftsausgänge beobachtet, allerdings war die Inzidenz von Präeklampsie, Frühgeburten und Wachstumsretardierungen erhöht. In einer Sammlung von 100 Schwangerschaften wurden nach Immunsuppression mit Tacrolimus kurz vor oder während der Schwangerschaft 68 Lebendgeburten und 24 Aborte bzw. Schwangerschaftsabbrüche registriert. Vier der 69 Lebendgeborenen wiesen angeborene Anomalien auf (Kainz et al 2000). Kein Anhalt für Teratogenität ergibt sich auch aus Fallberichten zu 28 Schwangerschaften unter Medikation mit Tacrolimus, meist in Kombination mit anderen Immunsuppressiva (Jain et al 1993, 1997; Winkler et al 1993; Yoshimura et al 1996). Bei einem Neugeborenen wurde eine einseitige polyzystische Nierenerkrankung entdeckt, ansonsten zeigten sich keine kongenitalen Anomalien. Es wurden vermehrt Frühgeburten registriert (Yoshimura et al 1996). Außerdem wurde häufiger eine vorübergehende Hypokaliämie des Neugeborenen beobachtet. Der Tacrolimus-Spiegel im Nabelschnurblut betrug ca. die Hälfte des mütterlichen Serumspiegels (Winkler et al 1993; Jain et al 1997). Größere epidemiologische Studien zum Einsatz von Sirolimus in der menschlichen Schwangerschaft liegen bislang nicht vor. In einigen Fällen wird nach Anwendung in der Frühschwangerschaft von unauffälligen Schwangerschaftsausgängen berichtet (Jankowska et al 2004; Guardia et al 2006). Das U.S. National Transplantation Pregnancy Registry (NTPR) erfasste sechs nierentransplantierte Schwangerschaften unter Sirolimus im ersten Trimenon, von den denen drei mit einem Spontanabort endeten. In drei anderen Fällen stellte man die Medikation im ersten Trimenon auf Azathioprin um, die drei Neugeborenen waren gesund (Sifontis et al 2006). Chu et al berichten von einem weiteren unauffälligen Kind nach Therapie der lebertransplantierten Mutter mit Sirolimus bis zur 27.SSW (Chu et al 2008). Eine Fortsetzung der Medikation mit Sirolimus in der Schwangerschaft erscheint daher angesichts der begrenzten Datenlage nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung möglich. Für eine weitergehende fachliche Beratung dürfen Sie gerne unser Institut kontaktieren. Mit Hilfe von EDV-gestützten Datenbanken vermitteln wir schnell und umfassend aktuelle Erkenntnisse über den Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit. Unser Anfrageformular können Sie von unserer Website (http://www.reprotox.de) herunterladen und uns übermitteln. Für entsprechende Beratungen stehen wir werktags zwischen 8 und 18 Uhr gebührenfrei zur Verfügung: Institut für Reproduktionstoxikologie KH St. Elisabeth (Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm) Elisabethenstraße 17 88212 Ravensburg Tel.: +49 751 87 2799 Fax: +49 751 87 2798 E-Mail: paulus@reprotox.de Internet: http://www.rerotox.de

von Dr. Wolfgang Paulus am 19.12.2011