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Geschrieben von LinchenBienchen am 24.11.2023, 13:03 Uhr

Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Hallo alle zusammen,

Unser Sohn, knapp 3 Jahre alt, geht seit August diesen Jahres in die Kita. Er wurde vorher von uns Zuhause betreut und hat eine ältere und eine jüngere Schwester. Er ist ein super fröhliches, intelligentes und aufmerksames Kind. Seit ein paar Wochen steckt er in dem bisher größten Autonomieschub seiner Zeit und fühlt sich oft von seinen Gefühlen überrannt, überfordert und hat eine recht kurze Zündschnur, wenn Dinge anders laufen als er sich das vorstellt.
Zuhause kommen wir trotzdem einigermaßen gut aus. Er gerät natürlich täglich hier und da mit seiner großen Schwester aneinander, jedoch können wir in brenzlig Situationen eingreifen und entschärfen durch Umlenkung. Wir erklären ihm oft viel und er zeigt sich schnell einsichtig.
Er kann sich überdurchschnittlich gut ausdrücken und mitteilen, schafft es aber in der Umsetzung und Konfliktsituationen noch nicht über den Weg, sondern wird dann schnell körperlich.
Bei uns ist das natürlich momentan alles etwas stressig, aber wir fahren sehr gut damit, dass er sein Autonomiebedürfnis hier weitestgehend ausleben darf. Alles, was nicht gefährlich ist, darf er machen und ausprobieren. So gießt er sich seit Monaten selbst sein Wasser ein, schmiert sein Brot selber, zieht sich an usw.
Wir arbeiten viel mit logischen Konsequenzen. Das tägliche Zähneputzen klappt zum Beispiel meist nur, wenn wir ihm erklärt haben, dass er keinen Nachtisch essen kann, wenn die Zähne nicht geputzt werden. Er lässt sie sich daraufhin ohne Meckern putzen.
Möchte er keine Jacke anziehen, lassen wir ihn so vor die Tür gehen und es dauert keine 10 Sekunden bis er wieder rein kommt und doch lieber eine Jacke abziehen möchte.
Es klappt also in der Summe gut und das aber nur weil wir hier sehr wachsam sind, gerade in Bezug auf die Interaktion mit seiner großen Schwester und da eben einschreiten bevor es zu Eskalationen kommt.

Seit 2 Wochen bekomme ich beinahe täglich im Kindergarten von den Erziehern zu hören, dass er sich schlecht an gemeinsame Regeln hält und sein Ding durchzieht. Mit seinem Kitakumpel gerät er täglich aneinander. Die beiden tun sich da wohl beide nichts und ständig wird einer vom jeweils anderen gebissen, gehauen und geschubst. Laut Aussage der Erzieherin "normal" in dem Alter.
Vor 3 Tagen musste sein Kitakumpel eher abgeholt werden weil er im Zuge von Reibereien mit unserem Sohn blöd gestürzt ist und so langsam mache ich mir schon so meine Gedanken. Auf der einen Seite wird das Verhalten als normal abgestempelt von den Erzieherinnen und auf der anderen Seite schwingt da schon ein gewisser Unterton mit, der mir Gewissensbisse verpasst.

Was könnte ich denn am Besten tun? Eigentlich müsste in der nächsten Zeit jemand ein ganz genaues Auge auf unseren Zwerg im KiGa haben, damit eben auch frühzeitig eingegriffen werden kann. Offensichtlich wird da erst gehandelt, wenn es zu spät ist. Gestern wurde mein Sohn ein paar Minuten auf einen Stuhl gesetzt "zum beruhigen". Er kennt diese Maßnahmen von Zuhause nicht, denn wir erziehen wie gesagt anders.
Natürlich lassen wir nicht alles durchgehen und wir dulden hier auch kein Beißen o.ä.. Allerdings kommt es hier erst gar nicht dazu, da wir die Situationen vorher schon erfassen.

Kann ich das auch von den Erzieherin erwarten und ansprechen? Es sind meistens 2 Erzieherinnen und 1 Praktikantin in der Gruppe für 15-20 Kinder zuständig. Oder ist das zu viel verlangt und wir müssen eine andere Lösung finden?

 
13 Antworten:

Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von Jorinde17 am 24.11.2023, 14:40 Uhr

Hallo,

die Formulierung mit dem „hohen Autonomiebedürfnis“ ist einerseits ganz schön, weil sie positiv ist. Fachleute würden aber eher sagen, dass dein Sohn bisher eine zu schwach ausgeprägte Impulskontrolle und wenig Frustrationstoleranz hat. Das ist ein häufiges Problem im Kiga- und frühen Schulalter, gerade bei kleinen Jungs. In gewissem Rahmen ist das normal. Wenn die Kinder aber anfangen, im Kiga damit anzuecken oder anderen Kindern zu schaden, ist die Grenze rasch überschritten.

Denn diese Kinder grenzen sich nicht nur bei anderen Kindern selbst aus. Sondern auch bei den Erwachsenen, nämlich den Erzieherinnen (später auch den Lehrerinnen) sowie bei anderen Eltern. Das ist nicht gut, denn z.B. Freundschaften werden im Kiga- und im frühen Schulalter sehr von den Eltern gesteuert. Ein Kind, dass sich nicht kontrollieren kann und das Frust gern körperlich ausagiert, ist unbeliebt bei Erzieherinnen, aber auch als Gast oder als Freund des eigenen Kindes.

Deshalb würde ich mir diese Entwicklung nicht zu lange schönreden. Man schadet damit letztlich dem Kind, das nicht versteht, warum es ständig aneckt und immer negatives Feedback bekommt. Dein Sohn ist natürlich noch sehr jung. Ich würde die Entwicklung beobachten. Wenn es ihm zunehmend gelingt, Regeln zu verstehen und (zumindest meistens) seine Impulse so in den Griff zu kriegen, dass er die Regeln auch befolgen kann, würde ich abwarten. Wenn sein Verhalten sich nicht fortentwickelt, sondern ungünstig bleibt, würde ich mit vier bis fünf Jahren (spätestens) eine Ergotherapie empfehlen. Wenn es im Kiga starke Probleme geben sollte, ruhig auch früher.

Hier lernen Kinder in Kleingruppen und mit schönen Projekten, als Team zu arbeiten, die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen, gemeinsame Lösungen zu finden, es werden Fairness, Empathie und Rücksicht trainiert. Das geht in kleinen, festen Gruppen mit fachlicher Leitung besser als in der unüberschaubaren Kiga-Gruppe. Das Kind hat endlich wieder Erfolgserlebnisse und spürt, dass es gut tut, positives Feedback von anderen Kindern und auch Erwachsenen zu bekommen. Das bestärkt das neue Verhalten wiederum usw.

Zu Hause ist es sicher richtig, deinen Sohn viel experimentieren zu lassen. Das hat auch nichts mit der Problematik zu tun. Ihr solltet trotzdem als Eltern eure Führungsrolle wahrnehmen. Wenn euer Sohn den Tagesablauf und das, was gemacht wird, selbst bestimmen muss, überfordert ihn das. Ein Kind in diesem Alter möchte Halt und Führung haben, auch wenn es zugleich natürlich Freiräume braucht, wo dies möglich ist.

Ich glaube, ihr findet bereits jetzt einen ganz guten Mittelweg zwischen Machenlassen und Konsequenz. Euer Sohn braucht aber sicher auch eine gewisse Entschiedenheit. Zu viel Nachgeben, um Rabbatz zu vermeiden, tut ihm nicht gut. Denn andere Kinder tun ihm den Gefallen natürlich nicht, seinen Launen ständig nachzugeben.

Da ein kleines Kind noch nicht bemerkt, wenn Dinge sich nicht gut entwickeln, müsst ihr euch selbst erlauben, hier etwas mitzusteuern. Das kann auch bedeuten, dass er mal Gegenwind aushalten muss, dass ihr euch durchsetzt. Und dass ihr es aushalten müsst, dass es dann auch mal Tränen oder Wutgeschrei gibt. Das ist nicht schlimm.

LG

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von LinchenBienchen am 24.11.2023, 19:27 Uhr

Lieben Dank für die ausführliche Antwort!

Allerdings ist da glaube ich einiges etwas falsch angekommen. Denn ich rede mir sein Verhalten auf keinen Fall schön, dann hätte ich auch kein Problem gesehen und hier mal in die Runde gefragt.
Es ist auch nicht so, dass er im Kitaalltag grundsätzlich Regeln missachtet und non stop körperlich mit seinem Kumpel agiert. Im Übrigen wurde unser Sohn ebenso vor zwei Wochen von seinem Kumpel gebissen, die 2 sind in Momenten, die sie überfordern scheinbar beide nicht in der Lage da raus zu kommen und so schaukelt sich natürlich schnell was hoch.
Eigentlich ist er gut integriert, wird morgens freundlich von den größeren Kindern begrüßt und an der Hand in die Gruppe mitgenommen. Auch die Erzieher sind noch sehr zugewandt und er hat ebenso eine sehr charmante Seite, mit der er sich aus einigen Situationen geschickt rettet.

Wir sind Zuhause auf einem guten Weg unserer Meinung nach, dass er mit seiner Schwester eher als Team und nicht gegeneinander aufwächst. Altersentsprechend hat er aber eben diese Phase zur Zeit, in der seine Frustrationstoleranz eben besonders gering ist und das wiederum führt schnell zu Eskalationen. Gerade, wenn da eben einer ist, der das Verhalten spiegelt. (Ist überhaupt keine Kritik am anderen Kind)

Selbstverständlich tanzen wir hier nicht nach seiner Nase. Wir haben oft einen sehr durchgetakteten Alltag mit bewussten Auszeiten, aber grundsätzlich ist es schon so, dass wir die Spur vorgeben. Allerdings ist uns wichtig, dass der Weg zum Ziel nicht auf Biegen und Brechen durchgesetzt wird und er bestimmte Handlungen, die nun mal gemacht werden müssen, sinnvoll nachvollziehen kann. Wir entscheiden also durchaus was wann gemacht werden muss, aber er darf oft selbst probieren und erfahren auf dem Weg der Umsetzung.

Im Alltag, auch bei Verabredungen mit anderen oder wo auch immer, kommen wir gut zurecht.

Mir scheint es eher so, als schleicht sich da in der Kita gerade ein Teufelskreis ein weil es da natürlich verständlicherweise nicht möglich ist, jedes Kind so exklusiv zu begleiten wie er es gerade eigentlich bräuchte. Tja und da mache ich mir natürlich schon Gedanken wie man das lösen könnte. Langfristig bin ich mir sehr sicher, dass er die Impulskontrolle in dem Griff bekommt, möchte aber eigentlich verhindern, dass er bis dahin jetzt irgendwie doch nachhaltig aneckt.

Seine große Schwester hatte diese Autonomiephase übrigens exakt zum gleichen Zeitpunkt, aber deutlich milder. Die Zeit um ihren 3. Geburtstag herum waren mit ihr eher sehr laut. Hat sich so nach 1,2 Monaten dann gelegt und sie ist seitdem immer empathischer, verständnisvoller und rücksichtsvoller geworden.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von emilie.d. am 24.11.2023, 20:51 Uhr

Wenn Du ihm helfen willst, würde ich exakt das machen,.was Jorinde schreibt. Ergo und auch z.B. Kindersportgruppen/Kindersportschule oder hier bei uns gibt es eine Kunstschule, die ähnliche Fähigkeiten übt.

In die Psychomotorikgruppen kommt man hier nicht so leicht rein, würde ich mich bei Euch wenn es nicht besser wird schlau machen.

Es ist ein typisches Jungenproblem und es macht solche Kinder einfach unbeliebt. Insbesondere mein Ältester ist sozial wenn man so will eher das pferdemalende Mädchen, mir taten Kinder in seinem Umfeld, die halt "wilder" und schwerer zu lenken waren, leid, und ich habe auch wenn es anstrengend war auch die eingeladen.

Tolle Kinder (jetzt mit 11 hopsen sie mir ja nicht mehr das Sofa kaputt), aber wenn Du als Mutter die Wahl hast, jemanden 3h einzuladen, der ruhig mit Deinem Kind vor sich hin spielt oder jemanden, wo Du schon ein Auge drauf haben musst, was macht man dann normalerweise?

Insofern, ich würde Verhalten in der Gruppe wirklich eher proaktiv angehen. In unserer Gesellschaft kommt man später echt sonst nicht gut klar. Es ist einfach so, dass manche Kinder eher agressiver sind. Im Mittelalter wären das vielleicht tolle Knappen und Ritter geworden und später werden das vielleicht mal Unternehmer, aber im Kiga und Schule ist so eine gewisse Grundagressivität halt eher kontraproduktiv. Das muss er lernen, die zu kontrollieren und dann z.B. beim Sport rauszulassen.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von Rachelffm am 25.11.2023, 10:04 Uhr

also die kita kann und wird an ihren gegebenheiten nix ändern. ihr müsst schauen, dass er lernt seine gefühle besser einzuordnen und alternative handlugen statt beißen etc. vorleben.

auch tut ihr euch keinen gefallen damit die eskalationen permanent zu umschiffen.

sprecht ihr denn über gefühle? positive wie negative? habt ihr vlt. bücher dazu? wie geht ihr denn damit um, wenn er einen wutanfall hat, oder wenn er sich über etwas freut?

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von Astrid am 25.11.2023, 10:52 Uhr

Es wurden schon einige gute Dinge dazu gesagt. Ich wollte noch etwas zu deiner Frage sagen, was die Erzieherinnen tun sollten oder was du da erwarten kannst.

Zwei Wochen ist erstmal natürlich noch nicht viel. Mit etwas Glück verbessert sich das Verhalten deines Sohnes ja bald wieder. Aber du kannst den Erzieherinnen kaum erklären, wie sie deiner Meinung nach ihren Job machen sollen. Sie haben viel Erfahrung mit Kindern, und sie erleben auch immer wieder Kinder (meist Jungs) die noch etwas unterkontrolliert sind, also ihre Impulse nicht gut steuern können. Sie gehen damit auf bewährte Weise um (Ermahnungen, kleine Auszeiten etc.). Sie können aber nicht die ganze Zeit dein Kind im Auge behalten, um rechtzeitig hinspringen zu können, wenn sich ein Konflikt anbahnt.

Genau das kann aber eine Fachkraft in einer Ergotherapie- oder Psychomotorik-Gruppe tun. Diese Gruppen sind klein, so dass sie die ganze Zeit jedes Kind genau im Fokus hat, es beobachtet und eingreift, wenn es Unterstützung braucht, um einen Konflikt zu lösen. Das ist exakt der Clou dieser Angebote. Da sollte man keine Scheu haben, falls das Verhalten im Kiga sich nicht bessert. Ergotherapie ist nicht für „gestörte“ Kinder, sondern für ganz normale Kinder, die noch etwas Hilfe, Training und Routine in der Kommunikation mit anderen brauchen.

Deshalb schließe ich mich einer Vorrednerin an: Ruhig noch etwas beobachten, aber nicht zu lange. Manche Jungs nehmen dieses Problem noch mit ins Vorschul- oder Schulalter, und dann wird es haarig, vor allem für das Kind selbst.

LG

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von LinchenBienchen am 25.11.2023, 12:18 Uhr

Dankeschön für die ganze Resonanz!

Wir werden das auf jeden Fall weiter beobachten und ggf., sollte sich in den nächsten Wochen nichts ändern oder zuspitzen, die Idee mit der Ergotherapie anleiern.
In eine Kindersportgruppe geht er bereits wöchentlich und dort gibt es keine Probleme.

Gefühle sind hier ein großes Thema. Wir benennen sie immer und immer für ihn begleitend und auch nachbereitend nach einem Wutausbruch. Er kann seine Gefühle mittlerweile hinterher sehr gut benennen, aber wenn sich ein Konflikt hochgeschaukelt hat, kommt man damit in dem Augenblick nicht an ihn heran.
Schon im Kleinkindalter unserer Tochter begleitet uns übrigens das Artgerecht Kleinkinderbch von Nicola Schmid(?) und wir finden die Ansätze super.

Es hilft mir auf jeden Fall zu wissen, dass es okay ist für ihn, wenn im Kindergarten die Erzieher anders mit ihm umgehen als hier Zuhause und das nicht unbedingt problematisch sein muss.

Wir werden es weiter beobachten und ich bin eigentlich davon überzeugt, dass es besser wird. Denn grundsätzlich ist er kein schwieriges Kind bisher gewesen und für einen Jungen (das klingt echt gemein) vergleichsweise ausgeglichen gewesen. Er ist zum Beispiel hier derjenige, der stundenlang ruhig im Zimmer singend mit Puppen und dem Bauernhof seiner großen Schwester spielen kann während die große Schwester eher Hummeln im Hintern hat und sich lediglich mit Malen und Basteln mal lange am Stück beschäftigt.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von emilie.d. am 26.11.2023, 9:00 Uhr

Ergotherapie ist wirklich eine tolle Sache. Ich hatte da früher viele Vorbehalte, aber wo ich lebe, sind einige Mütter "vom Fach", die sich für würde mal sagen ihre mäßig auffälligen Kinder schon frühzeitig Rezepte geholt haben.

Mir ist da echt die Kinnlade runtergefallen, wenn die Kinder erzählt haben, was sie da machen. Die eine hatte in der Praxis fast eine eigene Kletterhalle (überspitzt ausgedrückt), manche Gruppenprojekte hatten was von Ferienlager (Lagerfeuer, Kochen, Backen, Käschern im Fluss).

Es ist nicht so, dass da 8 wilde Jungen miteinander in eine Gruppe gepackt werden. Die kombinieren Kinder mit unterschiedlichen Baustellen (Kinder, die sich z.B. wenig von der Mutter lösen, wenig sprechen etc.)

Wäre es mein Kind, ich würde mal im Kiga anfragen, ob die Ergo empfehlen können,.die Psychomotorikgruppen anbieten oä. Dann wirkst Du auch als aktive Mutter, die sich kümmert.

Und parallel würde ich beim KiA vorsprechen, dass er dir das verschreibt. Das dauert ja alles. Wenn Du Pech hast, bekommst Du eh kein Rezept. Wenn Du eines bekommst und Dein Sohn hat sich bis Frühling/Sommer toll entwickelt, nimmst Du halt so was für Verhaltebsmanagement mit.

Jedes Kind profitiert von Verhaltensmanagement. Und ich kenne kein Kind hier, dass Ergo nicht gern gemacht hat.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von kea2 am 26.11.2023, 17:30 Uhr

Im Prinzip kreist Ihr die ganze Zeit um Euren Sohn und greift ständig ein, damit bloß nichts eskalieren kann.

Das kann ein Kindergarten nicht leisten.

Wenn Ihr das wollt, müsst Ihr eine private Nanny engagieren.
Das würde ich aber nicht empfehlen, denn Kinder müssen lernen, in Gruppen zurecht zu kommen.

Ich verstehe auch nicht, wie man überhaupt auf so eine Idee kommen kann.
Euer Sohn ist nur eins von 15 oder 20 Kindern mit dem gleichen Recht auf Aufmerksamkeit, nichts weiter.

Diese Erziehungsansätze mit nur logischen Konsequenzen, immer eingreifen, bevor etwa eskalieren kann, am besten ablenken, umlenken usw. sind nur in einer 1:1-Betreuung oder maximal mit 2-3 Kindern machbar.
Überall, wo größere Gruppen von Kindern sind, ist das nicht leistbar.

So etwas ist auch in einer Gesellschaft weder leistbar, noch wünschenswert.
Man würde sicherlich so manchen potentiellen Straftäter davon abhalten, eine Straftat zu begehen, indem ihn immer ein Polizist im Auge hat, der rechtzeitig eingreift.
Nur, wie soll das funktionieren?

Das heißt, die Kinder müssen lernen, dass ihr Tun Konsequenzen hat, auch wenn sie vorher nicht nochmal explizit darauf hingewiesen wurden bzw. durch Umlenkung oder Ablenkung davon abgehalten wurden.

Der stille Stuhl ist übrigens eine logische Konsequenz für körperliche Gewalt und anderes gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten.
Wer sich nicht an die Regeln des gesellschaftlichen Umgangs hält, wird für kurze Zeit von der Teilnahme an den gemeinschaftlichen Aktivitäten ausgeschlossen.

Was Ihr tun könnt, ist, Eurem Sohn auch mal zu Hause die Chance zu geben, etwas richtig oder falsch zu machen, anstatt gleich angerast zu kommen und die Sache in die Hand zu nehmen.
Der kommt ja überhaupt nicht dazu, sich selbst Gedanken zu machen, weil Ihr sofort auf ihn einredet.

Ja, es kann sein, dass sich Eure Kinder dann auch mal hauen, und ja, man sollte mit dem Eingreifen nicht warten, bis Blut fließt.
Aber Kinder lernen eine Menge über Rücksicht, Kompromisse und sich durchzusetzen aus Konflikten mit den Geschwistern. Das ist einer der Vorteile von Geschwistern.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von LinchenBienchen am 27.11.2023, 10:26 Uhr

Motiviert von diesen positiven Erfahrungen habe ich heute Morgen direkt mit der Erzieherin gesprochen und angefragt, ob sie es vielleicht für sinnvoll erachten würde, wenn er zur Ergotherapie gehen würde.
Sie hat mich ziemlich entgeistert angeguckt und meinte, dass ich ihn jetzt nicht krank reden sollte und sein Verhalten überhaupt nicht ungewöhnlich ist und das ganz sicher nur eine Phase sei.
Schade, ich war jetzt selbst schon ganz motiviert von der Idee und hab mir für ihn auch etwas positiven Input in dieser Gruppenerfahrungsgeschichte gewünscht.

Hm, jetzt bin ich dann doch etwas verunsichert, ob ich nicht doch übertreibe und es wirklich einfach erstmal alles so laufen lassen sollte. Schließlich war er ja bis vor kurzem noch nicht so sehr schnell am Siedepunkt.
Eigentlich hat er diese Woche einen Termin zur Vorsorge und ich hätte es direkt mit angesprochen, möchte aber auch nicht als Übermutti da auflaufen

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von LinchenBienchen am 27.11.2023, 10:33 Uhr

Nein, das tun wir ganz sicher nicht. Denn hier wohnen 3 kleine Kinder, die alle Aufmerksamkeit bekommen und ich Kreise ganz bestimmt nicht um ihn herum und warte bis sich was anbahnt. Ich greife ein bevor es eskaliert. D.h. Bevor er anfängt seine Schwester zu beißen, denn das muss meiner Meinung nach nicht passieren.
Selbstverständlich streiten sie sich auch mal ohne mein Eingreifen.

Dass mir vollkommen klar ist, dass eine solche Exklusivbetreuung nicht umsetzbar ist in der Kita, hatte ich oben auch geschrieben.

Die Konsequenz mit dem stillen Stuhl sehe ich tatsächlich anders, sehe aber ein, dass es im Kitaalltag vielleicht hier und da nicht anders möglich ist.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von Goldherz am 27.11.2023, 13:09 Uhr

Hallo,

finde erstaunlich, was alles als logische Konsequenz schöngeredet wird, aber Strafe ist.
Wenn das Kind seine Zähne nicht putzt, dann ist die logische Konsequenz, dass die Zähne nicht geputzt sind.
Und dazu noch, dass die Zähne mit den Essensresten nicht schön aussehen, das Kind aus dem Mund riecht und es nach einer Weile Karies bekommt. Und damit dann wiederum Schmerzen hat etc. Ihm die Süßigkeiten/ den Nachtisch zu verweigern, ist eine Strafe, die ihr euch ausgedacht habt, wenn er die Zähne nicht putzt. Bei eurer Logik dürftet ihr ihm gar kein Essen mehr geben, da auch Nudeln und Brot und Joghurt die Zähne dreckig machen.
Der Stille Stuhl ist auch keine logische Konsequenz. Er sitzt dort beschämt und wird von der gesamten Gruppe ausgegrenzt. Vielleicht noch während dieser Zeit als negatives Beispiel benutzt.
Die logische Konsequenz nach dem Beißen ist, dass das andere Kind weint, Aufmerksamkeit und Trost erhält und dieses Kind dann erstmal nicht mehr mit dem beißenden Kind spielen möchte. Offenbar nehmen sich die beiden da nix. Kenne ich
Solange das nicht auf die ganze Gruppe angewendet wird, ist das wohl wirklich eher als Sache zwischen den beiden zu verstehen. Hier würde ich mal erfragen, ob der XY denn trotzdem sein Freund ist, auch wenn er ihn beißt oder von ihm gebissen wird. Wenn ja, ist wohl erstmal alles noch im Rahmen.
Natürlich ist es toll, in einer Kleingruppe mit ausgebildetem Personal Sozialverhalten zu lernen. Ob aber für normales "Jungsverhalten"unbedingt so eine Gruppe besucht werden muss? Ich weiß nicht. Auch die Erzieherinnen sehen das so.
Das ist eine Situation, der er sich im Kindergarten gegenüber sieht und dort muss eine Lösung gefunden werden. Du kannst da gar nicht viel machen, weil ihr die Situation im Kindergarten nicht beeinflussen könnt. Aber du kannst ihn mit ein oder zwei Kindern spielen lassen, die eben auch nicht gleich beißen, damit er lernt, dass das eben nicht normales Verhalten ist. Geschwister zählen da nicht wirklich, es braucht mehr Erfahrung außerhalb der Familie. Das kannst du ganz bewusst angehen. Und dann abwarten was die Zukunft bringt. Wenn ihr ihn emotional gut begleitet und er erfahren darf, dass er nicht alles machen darf (Impulskontrolle), aber trotzdem ein tolles Kind ist ( und nicht wegen seinem "normalen" Verhalten pathologisiert und therapiert wird) dann wird das alles werden.
Es klingt doch als würdet ihr das toll machen.
Grüße

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von emilie.d. am 27.11.2023, 13:42 Uhr

Vorweg, Ergo geht auf das Budget des KiA und wir sind am Jahresende. Zudem ist Dein Sohn 3, d.h. er "muss" auch noch gar keine gute Frustrationstoleranz und Impulskontrolle haben.

Ergo ist teuer und erstmal sind alle in Kiga, Schule etc. bemüht, keine unnötigen Kosten fürs Sozialsystem zu verursachen.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass Lehrerinnen, Erzieherinnen, Mitarbeiterinnen bei Krankenkassen, Ärztinnen und Psychologinnen / Psychotherapeutinnen in meinem Bekanntenkreis ganz genau wissen, welche Zauberworte sie wo sagen müssen, um kostenlose Förderung in Form von Logo, Ergo oder Verhaltenstherapie zu bekommen.

Von dieswr professionellen Förderung profitieren auch "normale" Kinder. Das wissen sie natürlich.

Insofern, ich kenne Mütter, die schamlos beim KiA lügen und auch Ärztehopping machen, das würde ich nicht tun. Aber bei Dir reicht es ja, wenn Du sagst, dass Dein Sohn regelmäßig in tätliche Auseinandersetzungen verwickelt ist, Du täglich eine entsprechende Rückmeldung aus dem Kiga bekommst und ob der KiA vielleicht Euch Ergo verschreiben kann.

Es kann gut sein, dass er das eh nicht macht. Aber wenn das Problem fortbesteht und Du in einem Jahr wieder da wärst, sind Deine Karten für ein Rezept besser.

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Re: Willensstarker Sohn mit hohem Autonomiebedürfnis sorgt für Unruhe

Antwort von Muffin2020 am 05.12.2023, 20:15 Uhr

Hui, ich war ehrlich gesagt grade überrascht wir hier von einem dreijährigen Kind gesprochen wird.
Mit drei Jahren ist das völlig normal! Dein Kind testet einfach seine Grenzen aus. Mit drei Jahren ist eine riesige Trotzphase.

Da braucht es gewiss keine Ergo. Lasst die Ergotherapie mal den Kindern, die sie wirklich brauchen. Diese warten mitunter ein halbes Jahr auf einen Platz, nur weil einige Mütter meinen das mitnehmen zu müssen, weil es ja nicht schadet

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