Hallo Frau Höfel,
ich hoffe Sie können mir helfen. Mein Sohn ist 8 Monate alt und hat von Beginn an bei mir im Bett geschlafen. Er sucht immer ganz engen körperlichen Kontakt, tatscht immerzu nach der Brust und will auch mehrmals nachts gestillt werden - rücke ich etwas ab oder bewege mich dann wacht er auf. Manchmal habe ich auch das Gefühl dass ich ihn im Schlaf störe. Meinem Mann missfällt es sowieso dass der Kleine so an der Brust hängt, er möchte dass sich demnächst etwas daran ändert, und auch ich würde gerne langsam abstillen. Tagsüber bekommt er schon vormittags, mittags, nachmittags und abends Brei, will aber auch noch hin und wieder an die Brust. Ich habe versucht sein Bett ganz nah an meine Seite zu stellen (Gitter entfernen geht leider nicht) und ihn reinzulegen wenn er eingeschlafen ist, im Schlaf noch sein Händchen zu halten, aber er wacht am laufenden Band auf und weint. Durch die ewig gleiche Lage tut mir langsam auch der Rücken weh, ich würde ihn aber noch bei mir dulden wenn ich wüsste dass dieses Bedürfnis auch mal nachlässt. Vermutlich kann er wirklich nur dann in seinem Bett schlafen wenn er auch darin einschläft, doch alle Versuche ihn ohne Hilfen einzuschläfern sind bis jetzt gescheitert - Wärme durch Schlafsack und Wärmflasche, Kuscheltuch oder -tier, Singen, getragenes T-Shirt von mir helfen nicht. Muss ich ihn wirklich ins Bett legen und dort schreien lassen bis er eingeschlafen ist? Mein Mann und seine Familie halten ihn für total verzogen während meine Familie meint dass er die Nähe halt noch braucht und sich alles mal auswächst. Ich befürchte jedoch auch dass wir ihn nicht ohne Protest aus unserem Bett bekommen.
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Mitglied inaktiv - 11.12.2007, 09:06
Antwort auf:
Körperkontakt
Liebe Püppi,
dieser Brief meiner Kollegin Andrea beschreibt es hervorragen!
"Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust.
Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes.
Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!"
Soviel zum Unterschied von "verwöhnen" und "verziehen".
Betrachten wir einmal die Beteiligten an der Sache.
Ihr Kind: ohne Sie hilflos, angewiesen auf Nahrung, Wärme und Sicherheit. Sein Wunsch: nachts eng an Mama, da sonst Unsicherheit etc.
Ihr Mann: will Bett und Frau wieder für sich. Hat wahrscheinlich Druck durch seine eigene Familie (verziehen)und Druck durch seine Schwiegerfamilie (alles normal, verwächst sich).
Sie: sitzen ZWISCHEN den Stühlen, wollen beiden gerecht werden. Haben Druck durch die Schwiegerfamilie, aber Bestärkung durch die eigene.
Diese Situation ist sicherlich nicht jetzt und gleich zu lösen.
Richten Sie sich nach dem Kind, dann haben Sie noch ca. 3 Monate einen Gast im Bett.
Richten Sie sich nach Ihrem Mann, dann ist jede Nacht Theater, da das Kind in seinem Bett weint.
Das widerum ist nur zu lösen, indem Sie entweder mit KInd aus dem Schlafzimmer ausziehen oder Sie die harte Methode "Du schläfst jetzt in DEinem Bett!" durchziehen. Ob Ihrem Mann damit geholfen ist?
Jetzt ist die Frage, was wollen Sie? Welche Bedürfnisse sollen erfüllt werden? Ihre? Seine? Die vom Kind?
Das Kind ist das schwächste Glied in der Kette. Ihm kann man nicht erklären, dass das Umziehen in sein eigenes Bett Gründe hat! Das Kind registriert nur: Mama weg, Wärme weg, Sicherheit weg!
Ihren Mann kann ich gut verstehen. Da war doch vor zwei Jahren noch diese sexy Frau neben ihm im Bett und Brust und Körper, Gedanken etc. gehörten ihm. Das hätte er gerne wieder!
Vielleicht kann man mit ihm ja einen Kompromiss aushandeln. Mit einem Jahr zieht das Kind auf jeden Fall um! Das sind noch 12 Wochen oder 84 Tage.......!
Ach ja, dann sind da ja noch die anderen Akteure. Was halten die eigentlich davon, wenn Sie sich in deren Angelegenheiten einmischen?*grins*
Liebe Grüße
Martina Höfel
von
Martina Höfel
am 12.12.2007
Antwort auf:
Körperkontakt
Hallo!
Dein Kind ist nicht "verzogen"...wie es deine "Schwieger-Familie" so schön sagt! Die eine Babys brauchen mehr Körperkontakt die anderen weniger - die einen brauchen es 4Monate die anderen 12 Monate! Klar irgendwann "sollte" der Kleine Mann auch alleine in seinem Bett schlafen...der Sohn meiner Cusine, sowie der Sohn einer Freundin haben beide bi 11Monate im Bett der Eltern geschlafen, und danach ging das "umbetten" problemlos von statten, vorherige Versuche sind wie bei dir Fehlgeschlagen. Vielleicht ist bei euch einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Wenn DU es aber nicht mehr möchtest, musst du es ihm langsam angewöhnen selbst in seinem Bettchen zu schlafen. Meine Tochter war auch sehr anhänglich und schläft erst seit dem sie 11Monate ist ganz alleine ein. Bis dahin, habe ich mich immer mit ihr zusammen in unser Bett gelget un gewartet bis sie schön eingeschlafen ist, danach habe ich sie in ihr Bettchen gelegt. Dann habe ich mir irgendwann eine Matratze in neben ihr Bett gelget und nebendran gewartet bis sie eingeschlafen ist. Irgendwann hab ich dann einfach versucht sie alleine einschlafen zu lassen...natürlich gab's Protest, ich bin alle 10-15min ein und habe sie beruhigt, ihr erzählt, dass ich im Wohnzimmer bin und sie keine Angst haben brauch usw. rede mit deinem Baby, erkläre warum du möchtest dass er alleine schläft...er versteht dich! Auch wenn es ein bisschen dauert, aber er wird sich dran gewöhnen! DU MUSST IHN ABER AUF KEINEN FALL SCHREIEN LASSEN! Geh immer wieder hin und wenn du das Gefühl hast, dass es noch nicht klappt, nehm ihn wieder mit zu dir und versuche es eine WOche später wieder. So haben wir es gemacht!
Ach ja, eine Frage noch? Wieso will dein Mann das du abstillst? Willst du es denn? Ist er eifersüchtig?
LG DINI
Mitglied inaktiv - 11.12.2007, 10:24