Kinderlähmung (Polio)

Kinderlähmung

© Adobe Stock, Kaspars Grinvalds

Kinderlähmung (med. Poliomyelitis, kurz Polio) ist eine hoch ansteckende Virusinfektion, die zu schweren Behinderungen und zum Tod führen kann. 

Der Name "Kinderlähmung" kommt daher, dass die Krankheit früher so weit verbreitet war, dass sich die meisten Patienten bereits im Kindesalter angesteckt hatten. Sie kann aber durchaus auch bei Erwachsenen auftreten.

In Deutschland wurde Anfang der 60er Jahre mit einer flächendeckenden Impfung begonnen (Motto: Schluckimpfung ist süß - Kinderlähmung ist grausam), sodass die Krankheit bei uns, wie in vielen Teilen der Welt, als ausgerottet gilt. Nach wie vor gibt es aber immer wieder gehäufte Infektionen in Afrika und Asien, die von dort zu uns eingeschleppt werden könnten. Deshalb ist es unbedingt notwendig, weiter konsequent zu impfen, bis diese gefährliche Krankheit weltweit komplett verschwunden ist.

Ansteckung mit Kinderlähmung

Die Ansteckung mit Kinderlähmung erfolgt durch sogenannte Polio-Viren. Sie werden meistens "fäkal-oral" übertragen, also durch winzige Mengen Kot, die in den Mund gelangen. Das passiert z.B. wenn nach dem Stuhlgang die Hände nicht gewaschen werden. Auch verschmutztes Trinkwasser ist eine Gefahrenquelle. Zunächst vermehren sich die Viren in der Mundschleimhaut, weshalb es auch zu Tröpfcheninfektion kommen kann. Anschließend wandern sie in den Magen-Darm-Trakt, von wo aus sie in großen Mengen über den Stuhl ausgeschieden werden. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) können zwischen 3 und 35 Tage vergehen, meistens sind es etwa 1 bis 2 Wochen.

Symptome der Kinderlähmung

95% keine Beschwerden, 5% grippeähnliche Symptome, selten Lähmungserscheinungen

Verlauf von Kinderlähmung

Bei der überwiegenden Mehrheit (ca. 95 %) der Infizierten zeigen sich überhaupt keine Symptome. Bei den restlichen Fällen unterscheidet man drei verschiedene Verlaufsformen:

1. Etwa 5% der Patienten bekommen grippeähnliche Anzeichen wie Fieber, Halsschmerzen, Durchfall und Erbrechen.

2. Etwa 1% entwickelt zu den Grippe-Symptomen eine nicht eitrige Hirnhautentzündung. Sie zeigt sich nach etwa einer Woche durch einen erneuten Fieberanstieg, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit.

3. Nur bei etwa 0,1 bis 1% kommt es zur schwersten Form, der klassischen "Kinderlähmung", mit Lähmungserscheinungen an den Gliedmaßen und bei der Atmungsmuskulatur. Diese Form verläuft teilweise tödlich.

Komplikationen bei Kinderlähmung

Häufig bilden sich die Lähmungserscheinungen mit Hilfe von intensiver Physiotherapie später wieder komplett zurück. Bei etwa einem Viertel bleiben leichte, bei einem weiteren Viertel schwere Schäden.

Eine häufige Spätfolge der Kinderlähmung ist das sogenannte Post-Polio-Syndrom. Es kann noch Jahrzehnte nach einer Infektion auftreten, und zwar auch bei Patienten, die die Krankheit völlig ohne Symptome durchgemacht haben. Es äußert sich mit Muskelschwund, Schmerzen und totalen Erschöpfungszuständen.

Behandlung von Kinderlähmung

Es gibt keine wirksame Behandlung. Die Symptome können mit Schmerzmitteln gelindert werden. Bei Lähmungserscheinungen ist Physiotherapie sehr hilfreich.

Impfung bei Kinderlähmung

Der einzig wirksame Schutz ist die Impfung ab dem Altern von 2 Lebensmonaten. Sie erfolgt heute nicht mehr als Schluckimpfung, sondern als Injektion - meistens als Teil der 6-fach-Impfung im ersten Lebensjahr - und wird gewöhnlich gut vertragen.

Schwangerschaft und Kinderlähmung

Schwangere, die Antikörper gegen Polio haben, übertragen diese Immunität noch im Mutterbauch auf ihr Kind, sodass es in den ersten Lebensmonaten geschützt ist ("Nestschutz").

Besteht kein ausreichender Schutz, so ist eine Impfung gegen Polio während der Schwangerschaft grundsätzlich möglich. Hier sollte man aber sorgfältig Risiken und Nutzen gegeneinander abwägen.

Wenn Sie allgemeine Fragen zu diesem Thema haben, können Sie diese gern im kinderärztlichen Forum von Kinderarzt Dr. Busse stellen.

Zuletzt überarbeitet: Juni 2020

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