Ohren wie Dumbo, der fliegende Elefant – das sieht bei Zweijährigen noch richtig niedlich aus. Doch je älter Kinder sind, desto mehr werden abstehende Ohren oft als störend oder gar als „Makel“ empfunden. Eltern fürchten dabei in erster Linie, dass ihr Kind leiden könnte, wenn es von anderen gehänselt wird. Kinder können grausam sein, das ist richtig. Trotzdem sollten Sie sich keine allzu großen Gedanken machen, wenn Ihr kleiner Sohn oder Ihre Tochter mit echten Segelohren gesegnet ist. In vielen Fällen verwächst sich das bis zum Schulalter – mehr als man sich das anfangs vielleicht vorstellen kann. Und: nicht jeder Mensch mit abstehenden Ohren hat später auch wirklich Probleme damit!
Abstehende Ohren verwachsen sich meist
Viele Babys und Kleinkinder haben zunächst abstehende Ohren, doch häufig gibt sich das mit dem Wachstum ganz von alleine. Eltern sind oft ganz erstaunt, wenn die einstmals so lustigen Segelohren mit drei oder vier Jahren plötzlich wie von Zauberhand verschwunden sind. Das liegt zum einen daran, dass die Schädelknochen noch ganz weich sind, und sich die Kopfform noch stark verändert. Außerdem haben Kleinkinder, wie es in der Natur der Sache liegt, meist noch wenig bis gar keine Haare. Abstehende Öhrchen fallen da natürlich viel mehr ins Auge. Erst im Alter von ungefähr sechs Jahren sind die Ohren fertig entwickelt, und erst dann kann man die endgültige, bleibende Form erkennen.
Woher kommen abstehende Ohren?
Ob und wie weit die Ohren vom Kopf abstehen, ist eine Frage der Gene. Denn die Form der Ohren wird vererbt, und zwar von einem der beiden Elternteile. Der Blick auf alte Kinderfotos verschafft schnell Klarheit, ob Mama oder Papa verantwortlich sind. Abstehende Ohren sind also angeboren und werden nicht etwa dadurch erzeugt, dass ein Kind mit gefalteter Ohrmuschel schläft oder falsch auf dem Ohr drauf liegt. Sie müssen sich also keine Sorgen oder gar Vorwürfe machen, dass Sie eine abgeknickte Ohrmuschel nicht rechtzeitig bemerkt hätten. Aus dem gleichen Grund helfen aber auch Maßnahmen wie Ohrenpflaster oder Stirnbänder nicht wirklich. Früher oder später setzt sich die genetisch vorbestimmte Form der Ohren doch wieder durch.
Was kann man gegen abstehende Ohren tun?
Immer wieder fragen mich Eltern, ob man nicht frühzeitig etwas gegen die abstehenden Ohren unternehmen kann, um dem Kind später die unangenehme OP zu ersparen. Nein, das ist nicht nötig. Manche Ratgeber empfehlen zwar, die Ohren nachts mit Stirnband oder Mütze zu fixieren. Oder gar die Ohren mit Pflaster oder Tape am Kopf festzukleben. Doch die Erfolge, die damit erzielt werden, sind oft nur vorübergehend. Oder die Maßnahmen funktionieren nur scheinbar, da sich die abstehenden Ohren mit der Zeit ganz von alleine verwachsen hätten. Außerdem sind solche Langzeit-Maßnahmen für ein Kind vielleicht sogar unangenehmer, als eine (dann tatsächlich selten nötige) Operation in späteren Jahren. Ohnehin sollten Sie Ihrem Baby aus Sicherheitsgründen in den ersten Lebensmonaten zum Schlafen kein Mützchen oder Stirnband anziehen.
Bei einem vorübergehend abgeknickten oder eingefalteten Ohr, wie es bei den ganz Kleinen aufgrund der sehr weichen, biegsamen Ohrmuscheln oft vorkommt, sollten Sie das Ohr vorsichtig glatt streichen, bevor Sie Ihr Baby auf diese Seite legen, und die Liegeseiten regelmäßig wechseln.
OP als letzte Lösung
Falls Sie das Gefühl haben, Ihr Kind leidet sehr unter den abstehenden Ohren, kann man sie mit Hilfe einer Operation „anlegen“ lassen. Dieser Weg sollte aber wirklich nur dann gewählt werden, wenn ein Kind gehänselt wird und sich wegen seiner Ohren schämt. Sprechen Sie in diesem Fall zunächst einmal mit Ihrem Kinderarzt darüber, der Ihnen aus seiner Erfahrung heraus auch sagen kann, ob sich die Ohren nicht doch noch von selber verändern könnten.
Wann sollten die Ohren operiert werden?
Der optimale Zeitpunkt für eine operative Korrektur der Ohrmuscheln (medizinisch Otopexie) ist normalerweise so mit etwa 6 Jahren. Bis dahin ist die Entwicklung der Ohren weitgehend abgeschlossen, so dass sich auch die Narben nicht mehr verändern. Außerdem beginnt die Zeit der Hänseleien von anderen Kindern gewöhnlich erst mit der Schule. Bei „entstellenden“ Ohren, die für das Kind eine psychische Belastung sind, wird der Eingriff von der Krankenkasse übernommen, je nach Kasse meist bis zum 12. oder 14. Lebensjahr. Die OP wird unter Vollnarkose, aber meist ambulant durchgeführt. Das heißt, Ihr Kind darf danach wieder mit nachhause. Im Anschluss muss es noch für einige Zeit beim Schlafen einen Verband oder ein Stirnband tragen und für ein paar Wochen auf Sportarten, bei denen die Narbe verletzt werden könnte, verzichten.
Abstehende Ohren – wirklich störend?
Fragen Sie sich bitte ehrlich, ob die abstehenden Ohren Ihr Kind wirklich stören. Viele Kinder haben nämlich überhaupt kein Problem damit. Dann sollte man sie lieber später selber entscheiden lassen, ob sie eine OP, die auch als Erwachsener noch jederzeit möglich ist, durchführen lassen wollen. Wichtig ist vor allem eines: Geben Sie Ihrem Kind ein gesundes Selbstwertgefühl. Sagen Sie ihm, dass es wunderbar und schön ist, genauso wie es ist. Dann fällt es ihm auch leicht, freche Bemerkungen von anderen Kindern zu kontern oder zu ignorieren.