Kinderzahnpasta mit Titandioxid – gefährlich?

Junge mit Zahnbuerste und Zahnpasta

© Adobe Stock, Lightfield Studios

Seit vergangenen August ist Titandioxid in Lebensmitteln verboten – in Kinderzahncremes ist der weiße Farbstoff aber noch immer enthalten. Müssen sich Eltern jetzt Sorgen machen?

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hatte Titandioxid im vergangenen Jahr als nicht sicher eingestuft. Es sei nicht auszuschließen, dass der Stoff erbgutschädigend sein könnte, so die Erklärung.

„Eine akute Gesundheitsgefahr besteht nicht, aber der Verdacht konnte nicht entkräftet werden, dass Titandioxid möglicherweise das Erbgut schädigt“, erklärt Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Einschätzung der EFSA beruhe jedoch auf Tierexperimenten und Studien zur Aufklärung der Reaktionsmechanismen. Gesundheitsschädliche Auswirkungen auf den Menschen seien bisher nicht durch Humanstudien belegt, ein Risiko könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, so die Expertin. „Es geht also vor allem um Vorsicht“, sagt Clausen.

Titandioxid: verboten in Lebensmitteln, erlaubt in Zahnpasta

Das europaweite Verbot betrifft Titandioxid in Lebensmitteln, es gilt nicht für Kosmetika oder Medikamente. Damit ist der Stoff derzeit in Sonnencreme, aber auch in Kinderzahnpasta noch erlaubt. Titandioxid kommt als CI 77891 z.?B. in Zahncremes und vielen Kosmetika, auch in Sonnenschutzmitteln als mineralischer Lichtschutzfilter vor. Es müsse noch geklärt werden, ob die Risikobewertung auch für das kosmetische Farbpigment CI 77891 gilt, heißt es in einer Mitteilung. Erst in diesem Jahr wird hierzu eine Entscheidung der EU-Kommission erwartet.

„Es gibt aktuell keine Hinweise, dass bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben der Einsatz von Titandioxid in kosmetischen Mitteln für Verbraucherinnen und Verbraucher gesundheitsschädlich ist“, erklärt das Bundeszentrum für Risikobewertung. Auch Kinderzahnärztin Dr. Esch, unsere Expertin im Forum Kinderzahnheilkunde, beruhigt eine Mama: „Sie sollten sich keine Sorgen machen über die geringe Menge in der bisher verwendeten Zahnpasta, da es heißt, es könnte erbgutschädigend sein. Es muss also nicht zwangsläufig so sein.“ Die Kinderzahnärztin empfiehlt: „Jedoch wäre durchaus zu erwägen, ob Sie zukünftig nicht doch besser auf eine titandioxidfreie Kinderzahnpasta wechseln.“

Ökotest rät: keine Zahncreme mit Titandioxid verwenden

Denn Kindern gelingt das Ausspucken der Zahnpasta -je nach Alter- nicht zuverlässig, erfahrungsgemäß wird immer mal eine zumindest geringe Menge verschluckt. Genau dies sehen auch die Experten von Ökotest, die Kinderzahncremes unter die Lupe genommen haben, kritisch: „Darum haben wir kein Verständnis dafür, dass 5 von 24 ab dem Babyalter ausgelobte Kinderzahncremes im Test den problematischen weißen Farbstoff Titandioxid enthalten. Der Stoff steht schon seit bald zwei Jahren in der Kritik, weil sich nicht ausschließen lässt, dass er das Erbgut schädigt.“ In der Untersuchung von Ökotest, veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe der Verbraucherzeitschrift, raten die Experten auf Zahncreme mit Titandioxid besser zu verzichten.

Übrigens bewertete Ökotest auch Lippenpflegestifte mit Sonnenschutz und warnt hier ebenfalls vor der Verwendung. Auch bei Lippenpflege sollte vorsorglich auf Titandioxid verzichtet werden.

Insgesamt wurden im aktuellen Test 24 Kinderzahncremes für Kinder bis sechs Jahren genau unter die Lupe genommen, hier waren sieben zertifizierte Naturkosmetikprodukte und sieben ohne Fluorid dabei. In fünf Produkten ist Titandioxid enthalten. Nur vier Produkte sind empfehlenswert und bekamen die Bestnote.

Blei: giftiges Schwermetall in einem Produkt

Ein weiteres Tabu: Blei in der Zahnpasta, vor allem in Kinderzahnpasta. „Das Schwermetall ist für Kinder besonders gefährlich, es kann das Gehirn schädigen“, heißt es bei Ökotest. Blei wurde in einem untersuchten Produkt gefunden. Das giftige Schwermetall wird in geringer Menge von den Behörden toleriert, es kann in Zahnpasta mit mineralischen Bestandteilen vorkommen, wenn diese Bestandteile mit Blei verunreinigt sind. Jedoch lag der gemessene Gehalt über der vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) akzeptierten Grenze.

Nicht vergessen: die Fluoridgabe je nach Kindesalter sicherstellen

Ebenfalls im Fokus: Fluorid. Nach langen Kontroversen gibt es zur Fluoridgabe eine gemeinsame Empfehlung der Kinderärzte und Kinderzahnärzte: Eltern wird empfohlen zur "Kariesprävention im frühen Säuglings- und Kindesalter" Babys vor dem Durchbruch des ersten Zähnchens täglich eine Kombinationstablette mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. Vitamin D zu geben. Ab dem ersten Zahn kann man entweder mit einer Zahncreme mit 1.000 ppm Fluorid putzen und Vitamin D ohne Fluorid geben oder bis zum Alter von zwölf Monaten bei den Kombitabletten und fluoridfreier Zahncreme bleiben.

Ab dem Alter von zwölf Monaten empfehlen die Mediziner das Putzen mit fluoridhaltiger Zahncreme. Dieser Hinweis sollte auf fluoridfreien Zahncremes zu lesen sein, finden die Ökotest-Experten und monieren, dass die Produkte im Test diesen Satz nicht aufweisen. Außerdem sollte auf der Packung von fluoridfreien Zahncremes ein Hinweis stehen, dass Eltern ihrem Baby die passende Menge Fluorid in anderer Form geben sollten – auch dies vermisste Ökotest auf vier Produkten.

Derzeit wird für Kinderzahncreme für Kinder von null bis sechs Jahren ein Fluoridgehalt von 1.000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm) empfohlen. Damit sind Produkte mit einem Fluoridgehalt von 500 ppm nicht empfehlenswert.

Auf Maltodextrin und Mica kann man verzichten

Maltodextrin wurde in einer Zahncreme im Test gefunden. Der Zuckerstoff entsteht beim Abbau von Stärke und fördert die Entstehung von Karies.

Weiter wird auf den Packungen von drei Produkten Mica aufgelistet, welches als Glimmer bekannt ist und die Zahncreme glitzern lässt. Der Stoff wird oft durch Kinderarbeit abgebaut. Keiner der drei Hersteller dieser Produkte konnte die Lieferkette bis zur Mine aufzeigen – damit sind möglicherweise Kinder bei der Produktion dieser Kinderzahnpasten beteiligt.


Quellen:
Ökotest: Unverantwortlich: Immer noch Titandioxid in Kinderzahnpasta
RND: Titandioxid in Kinderzahnpasta: Was Eltern jetzt wissen sollten
PTA heute: Titandioxid in Zahnpasta: Wie gefährlich ist es?
Tagesschau: Kritik an Farbstoff in der Zahnpasta

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