Guten Abend,
wir haben leider das Problem, dass unsere Tochter (5 Monate und bisher voll gestillt) leider nicht mehr richtig satt wurde und das Gewicht seit über drei Wochen stagnierte. Zu Anfang habe ich es auf einen Schub/Stillkrise geschoben. Sie trank einen kurzen Moment und wandte sich wieder ab. Ich habe sie fast den ganzen Tag an der Brust gehabt. Habe die Seite gewechselt und das immer wieder. Es kam auch wieder etwas mehr Milch, zufrieden war sie aber nie wirklich. Laut meiner Hebamme habe ich wohl selber nicht genug gegessen (was tatsächlich stimmte) und bis es wieder besser wird sollten wir unbedingt zufüttern. Habe sie also gestillt und dann mit Pre gefüttert. Sie trank direkt 120 ml und war tatsächlich sehr zufrieden. Ich habe im Anschluss immer noch etwas abgepumpt und mehr Kalorien zu mir genommen. Es ist wieder deutlich mehr Milch da, was mich sehr freut. Die Kleine trinkt nun aber kaum noch an der Brust und wartet direkt auf die Flasche. Die Flaschenmahlzeit wird immer größer. Das war aber so gar nicht mein Plan. Haben Sie vielleicht einen Rat, wie ich sie wieder an die Brust gewöhnen kann? Ich mag ihr die Flasche ja nicht verwehren. Das Problem besteht erst seit ein paar Tagen, ich wollte es aber nicht so laufen lassen.
Vielen lieben Dank im Voraus!
Liebe Grüße
von
Hele1519
am 15.01.2020, 19:30
Antwort auf:
Ungeplantes Abstillen durch Zufüttern?
Liebe Hele1519,
Du brauchst Dir keine Gedanken um die Qualität Deiner Milch zu machen.
„Zu dünne Muttermilch“ ist ein Ammenmärchen. Am Aussehen der Milch lässt sich zudem nicht festmachen, was sie enthält.
Obwohl sich Frauen in verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Kulturen sehr unterschiedlich ernähren gibt es so gut wie keine Unterschiede in der Zusammensetzung der Muttermilch. Es ist sehr schwierig bis unmöglich, die Milchzusammensetzung deutlich über die Ernährung zu beeinflussen. Dies mag ein Schachzug der Natur sein, um das Überleben des Babys zu sichern. Ernährt sich eine Mutter nicht gut, so geht dies zunächst nicht zu Lasten der Qualität der Muttermilch, sondern zu Lasten der Mutter. Erst wenn die Reserven der Mutter erschöpft sind (zum Beispiel bei schwer unterernährten Frauen in Hungergebieten), kommt es zu Veränderungen der Muttermilch, die jedoch weniger die Qualität als die Quantität betreffen. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch.
Hier gibt es nur zwei Ausnahmen, dass die Milch nicht alles enthält, was das Baby braucht: bei extremen Ernährungsformen ohne jegliche tierische Produkte (vegane Ernährung) kann der Gehalt an Vitamin B12 in der Muttermilch nicht ausreichen und bei einer sehr seltenen Stoffwechselkrankheit.Ich gehe jedoch davon aus, dass Du weder kurz vor dem Hungertod stehst, noch Dich streng vegan ernährst oder gar an Hyperlipoproteinämie leidest.
Ich denke eher, dass Dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv trinken kann.
Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen.
Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird.
Mir scheint, genau dies passiert gerade bei euch.
Nun gilt es für dich zu entscheiden, wie wichtig dir das Stillen ist. Wenn du es gern noch eine Weile fortführen möchtest, wird es sinnvoll sein, keine Flasche mehr zu geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode zu wählen.
Mit der Brustkompression kannst du den Milchfluss unterstützen, wenn dein Baby anfängt, ungeduldig zu werden. (Siehe unten)
Ein wenig Geduld wird es brauchen... darum empfehle ich dir, auch mal nach einer Stillberaterin vor Ort zu schauen, die dir im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie dein Baby sich an der Brust verhält.
Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 15.01.2020