Frage: Geburtsverlauf nachvollziehen können

Liebe Frau Höfel Vor knapp 4 Monaten habe ich mein erstes Kind zur Welt gebracht und noch immer denke ich ab und zu an den Geburtsverlauf zurück, weil es einfach so anders kam wie ich dachte und ich völlig überrumpelt wurde (dachte, ich hätte Zeit herumzuspazieren, stattdessen lag ich nur auf dem Bett und war wie in Trance). Eine Woche vor dem Termin wachte ich um 1 Uhr nachts mit hartem Bauch und Druck nach unten auf. Dachte zuerst an Senkwehen oder was Ähnliches. Am Nachmittag davor war bei der Vorsorge der Muttermund noch zu und der Gebärmutterhals etwas verkürzt. Meine FA meinte aber, dass wir uns wohl in einer Woche noch sehen würde. Das Kind hätte sich auch noch ins Becken gesenkt. Ich wollte mich in der Nacht dann wieder hinlegen, aber die Schmerzen wurden stärker, instinktiv ging ich vor dem Sofa in die Knie. Ich hätte ständig einen wahnsinnigen Druck auf den Darm, konnte auch nicht genau definieren, wann die "Wehe" begann oder aufhörte, nach ca. 2-3 h hatte ich dann aber Abstände von 4-5 Minuten. Also fuhren wir ins Spital. Dort angekommen hiess es gemäss Geburtsbericht: Portio verstrichen, Muttermund 5 cm, kindliche Leitstelle -3 Interspinal mit stehender Fruchtblase. Sonographisch Fet in I. dorsoposteriorer und tendenziell deflektierter okzipito-posteriorer I. SL. Was bedeutet das genau? Hing diese Position direkt mit meinen ständigen Schmerzen auf den Darm in Verbindung? Wehen im Rücken verspürte ich überhaupt nicht. Ich wurde ca. um halb 6 ins Gebärzimmer gebracht und sollte dort knien. Das würde meinem Kind helfen, sich noch zu drehen. es vergingen nur wenig Minuten und meinte Fruchtblase platzte. Gleich nach dem Blasensprung wurde ich untersucht und der Muttermund war komplett offen (Geburtsbericht steht: rasante Rest-Eröffnungsphase). Ab dann weiss ich nur noch, dass ich enorme Schmerzen hatte, am ganzen Körper zitterte und wie in Trance war. Im Geburtsbericht steht Fetale Bradykardie mit Erholung intrauterine Reanimation und kurzzeitiger Gynipraltokolyse. Ich weiss noch, dass sie irgendwas von not-Kaiserschnitt sprachen und Wehenhemmer später. Ich verlangte nach etwas gegen die Schmerzen. sie meinten, eine PDA könne hier helfen. Dankbar nahm ich diese an und sie wurde mir schnell gelegt. Ich hörte auf zu zittern und konnte wieder normal sprechen, spürte zwar weiterhin einen Druck nach unten, aber bei weitem nicht mehr so stark wie vorher. Dies ging so eine Stunde lang, ich sollte mich immer wieder anders hinlegen, mal rechts, mal links, mal kniend, danach meinte die Hebamme, sie müsse nun wieder Wehenmittel geben, da zwar Wehen da seien, aber nicht stark genug, dass das Kind ins Becken kommt. Also gingen die Schmerzen wieder los (denke, es war so um halb zehn). Schon bald verspürte ich Drang zum Pressen. Nach 40 Minunten Pressphase war unser Sohn dann da. Im Bericht steht Geburt eines Knaben aus II. HHL über mediolaterale Episiotomie. Hat mein Sohn sich also doch noch richtig drehen können? Es wäre für mich hilfreich zu wissen, ob der Druck nach unten die ganze Zeit von der Position meines Sohnes her kam, warum hatte ich diesen Druck ständig und wie ich gegen dieses Zittern des Körpers hätte angehen können? Hat in diesem Moment wirklich nur eine PDA helfen können? oder wie hätte eine Geburt unter diesen Umständen ohne aussehen können? Vielen Dank für Ihre Antwort.

Mitglied inaktiv - 29.06.2014, 12:06



Antwort auf: Geburtsverlauf nachvollziehen können

Liebe Kintana, ich versuche es mal zu erklären: bei der Frau ist vorne immer schambeinwärts. Egal ob sie liegt, steht, kriecht oder auf dem Bauch liegt. Das Hinterhaupt des Kindes ist immer dort, wo die kleine Fontanelle ist. Von einer vorderen Hinterhauptslage spricht man also, wenn das Kind mit dem Hinterhaupt zum Schambein der Mutter (wie gesagt immer vorne) zeigt. Von einer hinteren Hinterhauptslage (bei Ihnen) spricht man, wenn das Kind mit dem Hinterhaupt zum Steißbein der Mutter (nach hinten) zeigt. Das Kind bei der Geburt in Rückenlage also zu den Sternen schaut. Die Geburt eines Kindes in hinterer Hinterhauptshaltung dauert meist etwas länger, da sich der Kopf durch eine etwas verstärkte Beugehaltung tiefer ins Dammgewebe (= früher Druck auf den Darm und früher Preßdrang) schieben muss. Außerdem muss sich das breitere Vorderhaupt (anstatt dem schmalen Hinterhaupt des Kindes) an der Symphyse anstemmen. Ihr Kind war ein Sternengucker und hat sich durch die maximale Entspannung unter der PDA und die Lagerung in unterschiedlichsten Positionen in die vordere Hinterhauptslage gedreht. Das Zittern hätten Sie nicht unterdrücken können. Es ist eine Reaktion der verkrampften Muskeln. Diese entspannen sich dadurch. Falls Sie mit der PDA hadern. Auch ich hätte Sie IHnen in dieser Situation angeboten. Für maximale Entspannung, Beruhigen der Situation und die Chance auf eine Drehung des Kindes. Liebe GRüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 29.06.2014



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