Hallo Herr Dr. Posth,
seit mein Sohn abgestillt ist (mit etwa einem Jahr) gehe ich 1x pro Woche zum Arbeiten. Wir haben langsam angefangen, mit 3-4 Stunden, in der Zeit wird er vom Vater betreut. Nun ist er fast zwei, und ich gehe auch mal 5-6 Stunden o. 2 Tage arbeiten. Wenn ich zurückkomme, kommt es oft vor, dass mein Sohn ausflippt, mich schlägt, kreischt, heult etc. Ich verabschiede mich immer, meist gehen er und mein Mann zeitgleich spazieren/Großeltern besuchen. Er wehrt sich dann auch extrem wenn ich ihn in den Arm nehmen möchte. Er ist allein mit Papa auch sehr brav, bei mir kommt eher mal ein Wutanfall o.ä. vor. Sind wir beide da, hängt er sehr an mir, ich darf den Raum kaum verlassen, er ist viel weinerlicher. Ich finde das nicht schlimm, mein Mann jedoch meint, dass ich bei der Erziehung etwas falsch mache, ihn zuviel tröste/auf den Arm nehme. Er ist der Strengere von uns und wird auch öfter mal laut, reagiert genervt wenn der Kleine so an mir hängt. Kann es daran liegen?
Mitglied inaktiv - 30.03.2009, 16:17
Antwort auf:
Wut nach Trennung
Hallo, zunächst einmal ist festzustellen, dass Ihr Sohn die Trennung von Ihnen ganz offensichtlich schlecht verträgt. Er regiert bei der Widerbegenung nicht entspannt und glücklich, sondern lässt seinen ganzen Ärger heraus und straft Sie ab. Die Loslösung über den Vater ist wahrscheinlich zu früh intensiviert worden, und bei dem strengen Verhalten Ihres Mannes findet Ihr Sohn auch keinen adäquaten Mutterersatz in ihm. So kann er in seiner Gegenwart seine Wut über Ihr Fortgehen nicht loswerden und staut sie bis zu Ihrer Rückkehr an. Verständlicherweise erscheint er bei seinem Vater lieb. Aber das sieht nur so aus. In Wahrheit vermisst er seine Mutter und kommt in der Loslösung nicht recht voran. Die Folge ist eine erschwerte Loslösung mit reichlich Aggression auf die Mutter.
Die Schlussfolgerung lautet, Ihr Mann muss sich sanfter, verständnisvoller und einfühlsamer seinem Sohn gegenüber zeigen, damit dieser in der Loslösung besser voran kommt und mit zunehmender Selbstständigkeit das Fortsein seiner Mutter besser ertragen kann. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.04.2009