Sehr geehrter Hr. Dr. Posth!
Wüsste gerne, wie konsequent ich sein MUSS und ob ich etwas falsch mache. Z.Zt. ist es so, dass sie wohl in die Trotzphase kommt. Sie fordert viel u. wird sehr unglücklich, wenn ich nicht gleich weiß, was sie will oder ihrem Willen nicht nachkommen will. Ich erfülle ihr eigentlich immer ihre Wünsche außer, wenn Gefahr im Verzug wäre oder es wirklich mal nicht anders geht. Verstehe ich es richtig, dass es in Ordnung ist, dem Kind nachzugeben, weil das Trotzen u. Fordern wichtig für die Entstehung d. Selbstbewusstseins ist? Soll heißen, sie darf immer alles so viel u. lange sie möchte, bekommt eigentlich wann immer mögl. ihren Willen u. darf entscheiden. Wenn sie ganz unglücklich wird, gebe ich ihr immer sofort nach. Für mich ist es okay, aber züchte ich mir mit meinem Verhalten ein Problem heran (Frustrationstoleranz)?Nie geferbert,nie fremdbetreut, familienbett,getragen. Sonst sehr sehr lieb, aktiv,hört in wichtigen Dingen (Treppe, Straße usw.) V.Grüße Anne
Mitglied inaktiv - 23.08.2010, 00:34
Antwort auf:
Wieviel Konsequenz nötig? Lasse z.Zt. alles durchgehen 2 J. alte Tochter! Danke!
Stichwort: Trotz
Liebe Anna, eine schwierige Frage, sie Sie da stellen. Es ist richtig, dass das Kind den Trotz entwickelt, um sein gerade erfahrenes Selbst zu behaupten und damit zu stärken. Würde man jetzt die Willensregungen ständig unterdrücken, hätte man unterwürfige, angepasste und wahrscheinlich auch besonders ängstliche Kinder. Denn der Trotz lässt sich häufig nur mit autoritären Maßnahmen begrenzen.
Allerdings stimmt es auch, dass ein permanentes Zurückweichen vor dem Trotz des Kindes ihm selbst keineswegs automatisch zu gutem Selbstbewusstsein verhilft. Abgesehen von den Situationen, in denen Sie als Mutter um der Sicherheit ihres Kindes willen eingreifen müssen, gibt es auch Momente, da Ihre, elterliche Ansicht oder Version der Sachlage die höhere Bedeutung oder Wichtigkeit besitzt. In solchen Fällen sollen Sie sich gegen Ihr Kind durchsetzen, damit es lernt, dass keineswegs immer nur seine eigene Bedürfnislage zählt. Auf diese Weise entsteht eine gewisse Ausgewogenheit zwischen kindlichem Anspruch und elterlicher Durchsetzungskraft, die den Eltern das Gefühl der Hilflosigkeit erspart und den Kindern das Gefühl gibt, nicht immer bestimmend sein zu können. Der vorübergehende Frust, der sich daraus ergibt, schafft dem Kind ein emotionales Polster im negativen Bereich (Ertragensfähigkeit) und rückt seine Allmachtphantasien (Grandiosität) ins rechte Bild.
Kinder, die ganz viel Liebe Zuwendung und Geborgenheit kennen, kommen mit den Einschränkungen durch ihre Eltern, so sie denn aus der Sachlage irgendwie Sinn ergeben und nicht aus Prinzip eingesetzt werden gut zurecht. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 23.08.2010