Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
habe das Gefühl, dass Sohn unsicher gebunden. Als Baby manchmal schreien gelassen, wenig getragen, nicht gestillt, aber sonst sehr gekümmert.
Interessiert sich nicht für mich, wenn ich nach paar Std. wieder komme, begrüßt nicht, schaut mich nicht an, schmust kaum, keine scheu vor Fremden, will von ihnen getragen werden.
Jetzt mit 3,2 Mo. sehr eifersüchtig auf Bruder, folgt nicht immer, noch sehr trotzig beim Umziehen, Zähneputzen etc., schwieriger Kigastart (Trennungsangst), beim Abholen, sagt er „die Mama ist da“, freut sich kurz u. spielt dann weiter, will dann plötzl. nicht mit, ahmt andere Kindern nach.
Macht mich sehr traurig, da sehr liebevolles Kind. Habe beim 1. Kind aus Unwissenheit u. Anraten Eltern bestimmt die ein oder anderen Fehler gemacht.
1. Ist er ihrer Einschätzung nach wirkl. unsicher gebunden? Wie erkenne ich das bei einem 3-Jährigen?
2. Falls ja, wie kann ich helfen, dass doch noch alles gut wird?
von
santa80
am 09.01.2012, 07:02
Antwort auf:
unsichere Bindung
Hallo, es gibt im Wesentlichen zwei Typen von unsicher gebundenen Kindern, die ambivalenten, die eigentlich eine hohes Bindungsbedürfnis zeigen, aber dann bei ihren Müttern keine Beruhigung finden, und die vermeidenden, die so tun als würde sie das Fehlen der Mutter nicht berühren. Also, wenn Ihr Sohn tatsächlich unsicher gebunden ist, was ich aus der Ferne und ohne genaue Beobachtung nur vermuten kann, dann eher vom zweiten Typ. Mit 3 1/2 Jahren kommt natürlich auch längst das Loslösungthema dazu (s. gezielter Suchlauf) und jetzt ist es wichtig, wie der Vater die Bindung zu seinem Kind aufbauen konnte. Gerade bei solchen schwierigen Entwicklungen ist eine harte Ablösung in den Ki-ga das Gegenteil von dem, was dem Kind gut tut. Die Folgen dessen zeigen sich dann zuerst zu Hause durch hohe Anhänglichkeit oder zunehmende Aggresssivität bei anhaltendem Trotzen (Regression, s. gezielter Suchlauf).
Aber jetzt haben Sie eine Chance, denn die Regression ist ein Hilferuf des Kindes. Jetzt sollten Sie auf Ihren Sohn hören und seine Notsignale verstehen. In gewisser Weise heißt das, erst einmal dem Kind wieder seine Bedürfnisse erfüllen und von zu starren Regeln oder gar vom Grenzen setzen Abstand nehmen. Dadurch verstärken Sie beim Kind wieder das (z.T. verloren gegangene) Urvertrauen und festigen die Bindung im Nachhinein. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 09.01.2012