Lieber Dr. Posth,
mich interessiert Ihre Meinung: muß ein Kind schreien und toben im sogenannten "Trotzalter" , gehört das zu normalen "Selbstbehauptung" dazu??
Oder kann man als Eltern mit dem entsprechenden Verhalten das umschiffen und insbes. dem Kind ersparen? Was ich nicht damit meine, ist alles zu akzeptieren, sondern vielmehr mit Erklärungen/ Zeitgeben/ Dinge aufschieben/ Krisensituationen vermeiden etc.etc. einfach zu deeskalieren.
Ich hätte noch eine Frage: unser Sohn war ein ständig lachendes Baby, hat eher unauffällig gefremdelt, und in der Loslösung war er sehr "autonom".
Heute mit 25 Mon. wird er ernsthafter, manchmal auch schamhaft, versteckt sich bei mir... Er ist noch immer ein kleiner Schäkerer, aber immer mehr braucht er dazu seine vertraute Umgebung/ Menschen... Gehört das dazu oder ist er "geschwächter"- ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine.
Im Voraus vielen Dank und schöne Grüße
Britta
Mitglied inaktiv - 24.11.2003, 22:28
Antwort auf:
"Trotzintensität"- Frage der Gene oder Umgang
Liebe Britta und Helma, ich würde Sie bitten, erst einmal den 3. Teil meines Langtextes über das emotionale Bewußtsein zu lesen, link oben rechts, da steht nämlich alles drin, was Sie wissen wollen. Zum Thema Scham bitte auch mal die letzte oder vorletzte(?) Antwort lesen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.11.2003
Antwort auf:
"Trotzintensität"- Frage der Gene oder Umgang
Hallo Britta,
ich hoffe, du verzeihst, wenn ich mich deiner Frage anschließe.
Ich mache mir nämlich schon oft Gedanken darüber, ob damals, als die antiautoriätere Erziehung "in" war, ob es damals auch Trotzphasen bei den Kindern gegeben hat.
So wie ich diese ERziehungsart verstanden habe, hat es ja bedeutet, daß die Kinder alles machen durften. Und Trotz entsteht ja u.a. dadurch, daß Kinder die Welt entdecken wollen und plötzlich etwas nicht dürfen (was ja damals kaum der Fall war)
Andererseits bedeutet diese Erziehungsform ja auch, daß die Kinder sich selbst überlassen wurden, sprich, alles alleine lernen ausprobieren durften/mußten. Nur, selbst wenn es ohne Hilfe wirklich nicht ging, hat ihnen auch keiner geholfen. Und Trotz entsteht ja auch durch Frust, Frust etwas nicht zu können.
Wenn ichs mir also recht überlege, glaube ich schon, daß man einiges an Trotz verringern kann durch wie du schreibst Erklärungen/ Zeitgeben/ Dinge aufschieben/ Krisensituationen vermeiden.
Ganz verhindern wird mans aber wohl nicht können, da es immer wieder Dinge gibt, wo Kindern Grenzen gesetzt werden müssen/sollen (wenn sie zB andere oder sich selbst verletzen würden) bzw. selbst wenn man Kindern bei Neuen Tätigkeiten hilft, der Frust, es nicht allein geschafft zu haben ist trotzdem da :(
Was mich noch interessieren würde, da es mir bei meiner tochter manchmal so vorkommt: Kann Trotz auch durch Müdigkeit entstehen? (die meisten Trotzphasen meiner Tochter, 23 Monate, hat sie nämlich dann, wenn sie müde ist)
Bin gespannt auf die Antwort vom Doktor.
lg
Helma
Mitglied inaktiv - 24.11.2003, 23:40
Antwort auf:
"Trotzintensität"- Frage der Gene oder Umgang
Schön, daß Du Dich der Frage anschließt.
Ich bin der Meinung, daß man selbst in Krisensituationen durch geschicktes Ablenken oder Kompensation (z.B. indem man schnell dem Kind etw. anderes zu entscheiden gibt, um sein Selbstbewußtsein wieder zu "reparieren")die Trotzreaktionen auf ganz kurze Zeit begrenzen kann. Aber ist das "gesund"?
Mitglied inaktiv - 25.11.2003, 11:43