Lieber Dr. Posth
Vielen Dank schonmal für die Antwort auf meine Frage vom 24.03. Dabei ging es darum das mein Sohn Dinge zerstört und auch nicht meldet wenn er die Hose voll gemacht hat.
Ihren Langtext werde ich heute Abend in Ruhe lesen, jedoch wollte ich nochmal nachfragen wie sie es meinten das mein Mann und ich nun die Aufgabe hätten ihm mehr Selbstwertgefühl zu geben? Ich bin eigendlich der Meinung das wir das immer versuchen.
Wir lieben ihn sehr und zeigen ihm das auch täglich immer wieder, außerdem wird er gerne und reichlich gelobt und bestätigt. Auch insgesamt ist sein soziales Umfeld recht harmonisch, mit vielen Kontakten zu Kindern und auch ein sehr enges Verhältnis zu seinen Großeltern besteht.
Aber jetzt mache ich mir natürlich Sorgen wenn sie sagen das sein Selbstwertgefühl gestärkt werden muß, wie können wir denn das erreichen?
Außerdem wir in ca. 4 Wochen seine kleine Schwester zur Welt kommen, wird das evtl. ein großes Problem für ihn werden? Wir werden natüßrlich alles tun um ihm nicht das Gefühl zu geben er sei benachteiligt oder soetwas! Gibt es denn etwas was wir konkret für unseren Sohn tun können?
Für eine weitere Antwort wäre ich ihnen wirklich sehr dankbar!
Mit freundlichen Grüßen
Isabell Hendel
Mitglied inaktiv - 30.03.2004, 12:21
Antwort auf:
Selbstwertgefühl
Liebe Isabell Hendel, das ist immer eine der schwierigsten Fragen in der Entwicklungspsychologie, wie man das Selbstbewußtsein seines Kindes stärken kann. Dazu muß man eigentlich die bislang aufgebaute Persönlichkeitsstruktur des jeweiligen Kindes genau kennen und auch die familiären Gepflogenheiten. D.h. wie man miteinander umgeht, wie was kommentiert wird, wie auf welche Verhaltensweisen reagiert wird, was man von seinem Kind erwartet usw. usw.
Selbstwert baut sich schrittweise auf zunächst durch eine sichere Bindung (ausreichende Verinnerlichung positiver Gefühle in der Säuglingszeit mit Abbau negativer Gefühle) und eine erfolgreiche Loslösung v.a. im tradischen Verbund, also über den Vater (die Mutter muß diese Entwicklung zulassen können), dann durch erfolgreiches Trotzen, was bedeutet, daß die Eltern ausreichend Widerstand bieten, der aber auch überwunden werden kann (nur nicht immer und in jedem Fall), und schließlich durch Ansammlung vieler positiven Attribute, wie erfolgreiches soziales Agieren, Erfahrung von persönlicher Macht, Bestätigung von anderen Menschen, insbesondere von Kindern in der Gruppe, Einheimsen von Lob u.v.m.
Wie gesagt, im Einzelfall muß man immer suchen, wo es hapert und wo man erfolgversprechend ansetzen kann. Vielleicht erfahren Sie ja durch den Langtext über das emotionale Bewußtsein Dinge, die Ihnen den Verlauf klar machen. Kommen Sie allein nicht klar, hielt ich es für sinnvoll, sich mit einer Beratungsstelle für Erziehungsfragen einmal in Verbindung zu setzen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 31.03.2004