Frage: Schlafen/Nerven KO

Verehrt. Hr. Dr. Posth Einschlafen (und ab und zu Durchschlafen) im Moment mit Tochter, 1 J. sehr schwierig. Lernt ger. Krabbeln, motorisch beim Einschlafen sehr aktiv. Dreht sich, wältz sich, Kopf hin un her werfen, Beine auf Bett fallen lassen, mit Händen an meinen Haaren ziehen etc. Dann weinen. Wenn ich hochnehme, stösst sie sich stark von mir weg, wenn wieder hinlege, starkes Weinen. Ist eine Geduldsprobe, werde dann nervös, habe auch schon geschimpft und bin (moderat) ausgeflippt. Habe nun sehr schlechtes Gewissen. Kann das Schaden? Oder darf man als Mutter auch mal zeigen, dass man keine Geduld mehr hat? Oder zu früh für das? Darf man Kind festhalten, wenn es sich wegdrückt? Oder ist das zu einschneidend für seinen Willen? Es hilft nur, wieder aufzustehen und spielen zu gehen = gewöhnt sich vielleicht daran, finde ich auch nicht gut. Danke für Rat. (Familienbett)

von Baumgi am 09.12.2013, 07:59



Antwort auf: Schlafen/Nerven KO

Hallo, die motorische Unruhe, die sich sogar im Schlaf Bahn bricht, ist bei älteren Säuglingen ein bekanntes Phänomen. Der Säugling kann nichts dafür, dass er diese Reaktionen zeigt. Das macht ganz allein sein Gehirn, und in den Traumschlafphasen reicht dann die Ausschaltung des Bewegungsapparates nicht aus, die Impulse zu unterdrücken. Aber das ist ein vorübergehendes Erscheinungsbild. Selbst wenn man dann den Dingen erst einmal seinen Lauf lässt, es führt zu keiner Gewöhnung, denn die Aktivitäten im Gehirn nehmen automatisch wieder ab. Der Fehler besteht immer wieder darin, dass man oft notwendige Entwicklungsphänomene bei Säuglingen und Kleinkindern nicht versteht und dann nicht annehmen will. Aber man uminterpretiert sie als einen Mangel von Beherrschung und Disziplin des Kindes, dem man mit Abweisung, Strenge oder konditionierenden Maßnahmen begegnen muss. Das jedenfalls erzählen einem die Leute drumherum, die in Wirklichkeit nur nicht genügend Kenntnisse über frühkindliches Verhalten besitzen. Das Kind selbst hat überhaupt kein Interesse daran, mit seinen Bezugspersonen in einen Clinch zu geraten. Im Gegenteil. Spürt es aber Ablehnung und Liebesverlust, gerät es in Angst und Panik und regiert völlig falsch und gegen seine Interessen. In Angst und Panik aber lernt kein Kind irgendetwas, außer auf irgendeine Weise das ganze zu überstehen. Für dieses Überstehen benötigt es nur dringend die Geduld, das Verständnis und die Aufopferungsbereitschaft seiner Bindungs- und Bezugspersonen. Es selbst kann -wenigstens in diesem jungen Alter- seinen Fehler noch nicht erkennen und schon gar nicht beseitigen. Dafür müssen seine Bindungspersonen sorgen. Sicher verschmerzen es ein Säugling und eine Kleinkind, wenn seine Eltern einmal kurz die Nerven verlieren. Wenn auf der anderen Seite genügend Fürsorge und Liebe dagegen steht, dann tilgt das viele Positive das seltenen Negative. Aber anders herum darf das Verhältnis nicht sein. Und bei richtiger Untersützung und Beratung wird es das auch nicht. Sie selbst brauchen jetzt nur ein bisschen Verständnis für den Sachverhalt und ausreichend Geduld für die motorische Unruhe Ihrer Tochter und die Beziehung wird sich wieder normalisieren. Wenn ein Kind sich wegdrückt, müssen Sie es halten, denn sonst stürzt es zu Boden. Aber im Festhalten muss alle Überzeugungskraft zur Beruhigung liegen, die eine Mutter aufbringen kann. Sobald Sie merken, dass Sie es nicht mehr allein schaffen, müssen Sie sich ungehend Hilfe holen. Dafür gibt es inzwischen verschiedene Stellen in den einzelenen Kommunen. Dazu zählt auch das Amt für Jugend und Soziales, das sich immer stärker auf Beratung in Notfällen ausrichtet. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 11.12.2013



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