Frage:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
Da ich nicht weiss, ob sie die bereits beantworteten Beiträge nochmals lesen, stelle ich meine Fragen im neuen Thread:
Aufgrund Ihrer Antwort auf meine Frage (vielen Dank) scheint mir, dass Sie ein Gegner der mehrsprachigen Erziehung der Kinder sind. Können Sie mir bitte Ihre Gründe dafür nennen?
Es interessiert mich insoweit, als dass wir bis jetzt sowohl von den Ärzten als auch durch Literaturquellen dazu ermutigt wurden, unseren Sohn zumindest zweisprachig aufwachsen zu lassen.
„Wenn Sie in Deutschland leben und ihr Sohn dort großwerden soll, dann sollte er vornehmlich deutsch lernen, schon um einer gelingenden Integration willen“
Diese Meinung teilen wir völlig (leben in der D-CH), waren aber der Auffassung, dass die drei Tage Kindergarten jede Woche und dies ab zwei Jahren dafür vollkommen ausreichend sind, zumal auch die Kontakte zu anderen Kinder ausserhalb des KiGas mit zunehmendem Alter immer häufiger werden. Sind Sie der Meinung, dass dies für das Erlernen der deutschen Sprache zu wenig ist?
„Liebe Hanna, es ist auch für ein normal begabtes Kind schwierig, drei Sprachen auf einmal zu lernen....... dem Durcheinander der Sprachen die Wörter noch nicht deutlich spricht, ist eher zu erwarten, als daß man sich darüber wundern sollte“
Sie haben mich zwar beruhigt, was die undeutliche Aussprache meines Sohnes betrifft, dennoch wiederum beunruhigt bezüglich seiner allgemeinen Sprachentwicklung. Sind Sie der Meinung, dass meine Beschreibung seiner Sprachfähigkeiten auf eine „Unterentwicklung“ hindeutet und dass wir unseren Sohn überfordern?
Ich bin mir darüber im klaren, dass es sehr schwierig ist, über Situationen anhand einer Kurzbeschreibung zu urteilen, könnten Sie mir deshalb einen Weg empfehlen, auf dem ich, bevor irreparable Schaden entstehen, überprüfen könnte, ob unserer Sohn für die mehrsprachige Erziehung genug begabt ist? So ohne wichtigen Grund möchte ich die Mehrsprachigkeit nicht aufgeben.
Vielen Dank und schöne Grüsse,
Hanna
Mitglied inaktiv - 12.02.2003, 17:43
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Liebe Hanna, das ist leicht zu erklären. Deutschland ist ein Einwanderungsland geworden, auch wenn es manche Menschen in diesem Land nicht wahrhaben wollen. Aber gerade wir Kinderärzte wissen das, betreuen wir doch ständig Kinder aus verschiedensten Herkunftsländern. Die Grundschulen haben diesen Zustand am meisten zu beklagen.
Meine Erfahrung ist nun die, daß überraschenderweise die wenigsten Kinder aus diesen Einwandererfamilien mühelos zwei oder mehr Sprachen sprechen lernen, sondern im Gegenteil die große Mehrzahl schwere Probleme mit dem Spracherwerb hat und die Sprachtherapien hierzulande anschwellen lassen. Ich habe einmal etwas anderes gedacht. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß viele Einwanderer sozial problematische Lebensgrundlagen hier vorfinden und meistens selbst kaum des Deutschen mächtig sind. Ich will nicht behaupten, daß es nicht auch ganz unproblematisch ablaufen kann, es gibt ja immens viele sehr sprachbegabte Kinder. Aber ich bin etwas skeptisch geworden. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 14.02.2003
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
hallo .
meine 3 kinder wagsen auch zweisprachig auf ,die kids haben damit keine probleme ,,
und meine älteste tochter(7j) lernt durch ihre beste freundin jetzt türkisch ,
sie hat keine probleme ,
ausser was mein mann und ich sehr drauf achten er spricht mit den kids nur englisch und ich nur deutsch .
es klappt wunderbar.
LG
bine
Mitglied inaktiv - 12.02.2003, 21:21
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Hallo,
also, ich bin ebenfalls dreisprachig aufgewachsen.
Deutsch-da ich in Deutschland aufgewachsen bin.
Französisch-da es die Muttersprache meines Vaters ist
Norwegisch-da es die Muttersprache meiner Mutter ist.
Lt. Aussage meiner Eltern habe ich als Kind die Sprachen einfach gemixt, also z.Bsp. einen Satz auf Deutsch begonnen, mit Norwegisch weitergemacht und mit Französisch beendet.
Als es dann in der Schule ans Lesen und Schreiben ging, fingen die Probleme erst richtig an.
Ich hatte bis zur 6 Klasse intensiven Förderunterricht, wegen massiver LRS.
Sowohl Lehrer als auch Kinderpsychologe waren der einstimmigen Meinung, daß die Sprachen einfach ein zu großes Chaos in meinem Kopf angerichtet haben.
Meine Eltern sind recht bald, nach dem ich zur Schule kam dazu übergegangen, eine Sprache (Französisch) wegzulassen im Alltag.
Mein Vater sang zwar noch franz. Lieder mit mir, aber gesprochen hat er Deutsch mit mir.
Da meine Mutter sehr schlecht deutsch sprach bzw. immer noch spricht, behielt sie es bei mit mir Norwegisch zu sprechen (bis heute übrigens).
Es passiert mir übrigens noch heute (ich bin mittlerweile 30), daß ich in einem deutschen Text Wörter, die im Norwegischen ähnlich klingen, in der norwegischen Schreibweise schreibe, wenn ich mich nicht konzentrieren.
z.Bsp: kirke statt kirche oder fisk statt fisch.
Meine beste Freundin ist spanisch-deutsch aufgewachsen und hat ähnliche Probleme.
Sie schreibt meist ....cion statt ....tion, also racion statt ration.
LG,
joana
Mitglied inaktiv - 13.02.2003, 15:30
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Hallo Joana,
das hört sich wirklich schlimm an und solche Probleme möchten wir unserem Sohn wirklich nicht bescheren. Bevor wir mit der mehrsprachigen Erziehung angefangen haben, haben wir uns ebenfalls psychologisch beraten lassen und dort erfahren, dass eine Zweisprachigkeit nur in seltensten Fällen zu Problemen führt und wir mit der dritten Sprache dann beginnen sollen, wenn die zwei nicht mehr gemischt werden, was bei unserem 2-jährigen Sohn jetzt bereits passiert. Sollte sich herausstellen, dass drei Sprachen definitiv zuviel sind wird auch in unserem Falle eine weggelassen werden und zwar das Polnische, da ich viel besser Deutsch spreche als mein Mann und Englisch unsere Familiensprache ist. Da aber solche psychologische Beratungen (wenn sie gut sein sollen spricht der Psychologe muss einige Zeit mit dem Kind verbringen) recht teuer sind und wir sie uns nicht alle Tage leisten können, versuche ich mir halt mit Fragen bei verschiedenen Quellen zu behelfen solange ich nicht akute Handlungsbedarf sehe.
Wie war es für Dich persönlich? Fühltest Du Dich mit dem Sprachwirrwarr überfordert? Und kannst Du Dich daran erinnern, dass Du die Sprachen wirklich so lange durcheinandergebracht hast?
Und was ist LRS? Ist es eine Abkürzung für Legasthenie? Ich bin nämlich einsprachig gross geworden, bin recht sprachbegabt (spreche fliessend 4 und 2 weitere nicht schlecht), dennoch hatte ich Förderunterricht in Rechtschreibung die ganze Schule lang und das Problem zieht sich durch all meine Sprachen durch und resultiert definitiv nicht aus mehrsprachiger Erziehung, sondern daraus, dass ich legasthenisch bin und es bereits war, bevor ich anfing, irgendeine Fremdsprache zu lernen.
Ich möchte sicherlich nicht unseren Sohn überfordern, möchte aber auch nicht grundlos die Chance als die ich Mehrsprachigkeit sehe, fallen lassen.
Gruss, Hanna
Mitglied inaktiv - 13.02.2003, 15:50
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Hallo Hanna,
LRS= Lese-Rechtschreibschwäche.
Ich habe zunächst nur Deutsch schreiben gelernt. Franz. und Norwegisch waren lange Zeit nur Sprechsprachen für mich.
Angefangen zu lernen Norwegisch zu schreiben bzw. schreiben zu lernen, habe ich mit 9, als meine Großmutter für einige Monate in D bei uns war.
Ich hatte nie Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung im Norwegischen. Auch als in der Schule Englisch, später Französisch hinzukamen, hatte ich dort nie Probleme.
Ich habe nach dem Abitur Sprachwissenschaften studiert und auch hier keinerlei Probleme mit der Rechtschreibung.
Nur halt im Deutschen nach wie vor die Probleme, daß sich einfach Norwegische Wörter einschmuggeln. nie Englische, Französische Wörter, immer nur Norwegische.
Das ich die Sprachen extrem gemixt habe, das habe ich so bis 6-7 getan, also bis zur Schule. Danach wurde es weniger, wohl auch daher, weil Deutsch immer bedeutener wurde. Vorher waren ja, trotz Kindergartens, meine Familie mein Dreh-und Angelpunkt und da war es kein Problem.Egal welche Sprache ich sprach, ich wurde ja verstanden.
In der Schule und damit mit zunehmenden Freundeskreis rückte halt Deutsch immer mehr in den Vordergrund, da meine Freunde mit Norwegisch bzw. Französisch reichlich wenig anfangen konnten.
Das Sprache mixen hat allerdings nie ganz nachgelassen. Es passiert mir heute noch, daß ich mich mit jemanden auf Deutsch unterhalte und der mich aufeinmal fragt, was das für ein Wort war.
Dann hab ich mal wieder, ohne es zu merken, ein Norwegisches Wort benützt.
Ich merke das oft gar nicht.
Wenn ich ne Zeit in Norwegen war (z.Bsp 2 Wochen Urlaub), dann dauert es nur 2-3 Tage und ich denke auf Norwegisch und muß quasi meine Gedanken erst übersetzen bevor ich was Deutsches zu meinem Mann sage.
Ich träume anscheinend auch in beiden Sprachen-auf jeden Fall hat mein Mann schon oft zu mir gesagt, daß ich im Schlaf sowohl deutsche als auch norwegische Wörter murmel.
Als Kind fand ich die Mehrsprachigkeit ehrlich gesagt belastend.
Ich mußte mich immer wahnsinnig konzentrieren, um bei einer Sprache zu bleiben und wenn mir dann ein Wort nicht auf Deutsch einfiel, dann stand ich da und habs versucht zu erklären.
Ich wurde teilweise gehänselt (Kinder können grausam sein), weil mir manchmal einfachste wörter nicht auf Deutsch einfielen und Klassenkameraden mich für blöd hielten bzw. dachten ich wolle mich wichtig machen, wenn ich das Wort dann einfach auf Norwegisch gesagt habe.Oder einige dachten, ich hab einen Sprachfehler, denn wenn ich satt Fisch fisk oder statt haus hus gesagt hab, dann klang das für andere halt nicht nach ner anderen Sprache sondern nach Dialekt oder einem Sprachfehler.
Meine Eltern haben immer drauf geachtet, daß zu Hause die Sprachen nicht gemixt wurden, also es war nicht so, daß mein Vater mit mir Franz. sparach und meine Mutter Norwegisch wenn wir alle 3 in einem Raum waren, obwohl jeder jede Sprache kann.
Mein Vater sprach deutsch mit mir, meine Mutter norwegisch und wenn wir alle 3 beisammen waren, dann sprachen wir Norwegisch (ist quasi unsere Familiensprache).
Sobald jemand 4 hinzukam, z.Bsp. Freunde oder Nachbarn, etc wurde deutsch gesprochen und zwar konsequent, also auch wenn nur ich direkt angesprochen wurde. Sprach ich ein Elternteil auf Franz. oder Norwegisch an, wurde ich gebeten deutsch zu sprechen, damit der Besuch es auch verstehen konnte und sich nicht ausgegrenzt vorkam oder dachte man redet über ihn.
Trotz alledem gab es immer Sprachschwierigkeiten im Deutsch bei mir. Vielleicht weil ich beim Sprechen lernen keine dominante Sprache hatte.
Ich habe z.Bsp. die Zahlen von 1-10 auf Norwegisch von meiner Mutter zuerst gelernt und erst danach auf deutsch. bis heute ist es so, wenn ich was zähle, daß ich es auf Norwegisch tue.
Mein Mann und ich haben beschlossen, daß unser Sohn zunächst nur Deutsch lernt und später, so mit 4-5 werde ich langsam anfangen auch norwegisch einzuführen.
Norwegische Kinderlieder singe ich ihm allerdings schon immer vor.
Ich ahbe in meinem Freundeskreis relativ viele Freunde, die zweisprachig aufgewachsen sind und ich habe festgestellt, daß je unterschiedlicher die Sprachen sind, desto weniger Probleme gibt es.
Ein Freund ist holländisch-deutsch aufgewachsen und hat die gleichen Probleme wie ich, eine andere Freundin dänisch-deutsch ebenfalls.
Freunde, die z.bsp. Arabisch-deutsch, türkisch-deutsch oder persisch-deutsch aufgewachsen sind, haben kaum bis gar keine Probleme.
Vielleicht hängt es ja auch damit zusammen, welche Sprachkombination es ist, wegen der Lautähnlichkeit. Also, das es bei ähnlichen Sprachen zu Lautverschiebungen kommt.
LG,
Joana
Mitglied inaktiv - 13.02.2003, 16:32
Antwort auf:
nochmals zur dreisprachigen Erziehung
Halo
also ich binn auch mit trei spracken erwaxen unt hab kaine schaden genomen. Weis gar nix wass die leute imer haben geggen trei spracken lärnen. Isst dock kain broblemm.
mitt lipe kruss
Mitglied inaktiv - 14.02.2003, 09:42