Lieber Herr Dr. Posth, zunächst danke ich Ihnen herzlich für Ihre ausführliche Antwort auf meine Email vom 17.7. Ich glaube allerdings, dass durch diese Anfrage ein falscher Eindruck entstanden ist. Sie fragen mich, wie es der Vater aushält, ein stundenlang schimpfendes Kind ins Bett zu bringen. Das ist im gesamten letzten halben Jahr nur zweimal vorgekommen, weil ich an diesen Abenden weg musste. Ansonsten startet mein Mann nur selten einen Versuch, wenn unser Sohn gut gelaunt ist. Da ich meinen Sohn nie länger als ein paar Minuten schreien ließe, komme ich dann schnell wieder dazu. Das heißt, ich bringe ihn quasi immer zu Bett, wir haben ein ausgiebiges Einschlafritual und ich bleibe bei ihm, bis er friedlich schläft. Da er ohnehin ein sehr verschmustes Kind ist kuscheln wir auch tagsüber häufig und ich bin rund um die Uhr für ihn da – nur selten bleibt er 1-2 Stunden bei den Großeltern. Und den Kontakt zu anderen Menschen halte ich nicht, um meinen Sohn daran zu gewöhnen - es sind vielmehr normale Treffen mit Großeltern, Krabbelgruppen oder den Nachbarskindern, die ohnehin im selben Garten spielen. Freizeitunternehmungen ohne Kind sind bei uns also absolute Nebensache und manchmal habe ich eben einfach den Wunsch nach etwas Zeit für mich. Trotzdem ist es mir viel wichtiger, dass mein Kleiner glücklich ist. Ich glaube keinesfalls, dass er zu wenig Sicherheit bekommt. Dennoch schläft er meist sehr schlecht und träumt scheinbar intensiv. Wenn ich ehrlich bin, kommt mein Problem mit seiner starken Anhänglichkeit auch mehr durch den Druck von außen. Freundinnen, die sagen: „Wenn ihr ihm das jetzt nicht abgewöhnt, schafft ihr das nie“ oder „Ihr müsst ihn ein paar Nächte schreien lassen, dann hört das schon auf“ usw. Ich bin aber ein absoluter Gefühlsmensch und würde es nicht ertragen, wenn sich mein geliebtes Kind einsam und unglücklich fühlt und nach mir weint und jammert. Vielleicht ist er ja deshalb so geworden. Da er starke Koliken hatte, habe ich ihn in den ersten 4 Lebensmonaten ohnehin intensiv umsorgt und außerdem 12 Monate gestillt. Ich habe aber heute schon Angst vor der Kindergartenzeit und hoffe, dass wir das irgendwie schaffen. Zumal mein Arbeitgeber mich schon jetzt gerne wieder stundenweise einsetzen würde. Aber ein fremder Babysitter oder eine Kita scheinen mir momentan undenkbar. Meinen Sie wirklich, mein Sohn wird sich irgendwann von selber mehr von mir lösen? In Ihrer Antwort vom 17.7. raten sie mir zu einer radikalen Kehrtwendung. Leider habe ich nicht verstanden, wie diese aussehen soll, daher würde ich mich sehr über eine weitere Erläuterung freuen. Liebe Grüße, Manuela
Mitglied inaktiv - 21.07.2003, 11:28