Unser 19monatiger Sohn ist seit 1-2 Wochen plötzlich total Mama-anhänglich, so wie vorher noch nie. Eigentlich würde man jetzt in der Loslösung doch eine Papa-Phase erwarten? Mein Mann darf fast gar nichts machen, immer will er Mama. Mein Mann hat sich von Geburt an u.jetzt sehr viel um den Kleinen gekümmert,war allerdings arbeiten während ich zuhause bei ihm war, er wurde gestillt. Allerdngs hatte ich anfangs(mnd.3 Monate lang) große Probleme mit dem Stillen und war sicher in der ersten Zeit emotional nicht so verfügbar wie mein Mann. Der Kleine geht auch seitOktober zu einer Tagesmutter, was bisher völlig problemfrei war. Außerdem hatte er vor zwei Wochen einen schlimmen Infekt, ist aber wieder gesund. Läuft da jetzt mit der Loslösung etwas schief? Oder sind bei uns evt. die Rollen doch vertauscht? Mit einem Jahr hat man bei ihm keine Bevorzugung von Mama oder Papa feststellen können. Wie sollten wir uns verhalten? Wenn er Mama will sollte dann ich tatsächlich alles machen oder Papa?
Mitglied inaktiv - 03.01.2007, 12:45
Antwort auf:
Mama - anhänglich
Stichwort: Selbstentdeckung
Hallo, mit etwa 1 1/2 Jahren durchlaufen alle Kleinkinder noch einmal eine kurze und intensive Mama-phase, obwohl sie schon in der Loslösung stecken. Die Entwicklungspsychologin Magret Mahler hat dieses Geschehen schon vor etwa 30-40 Jahren beschrieben und als Wiederannäherungskrise bezeichnet. Dahinter steckt, das kann heute sagen, wahrscheinlich der große Schritt des Kleinkindes, sein Selbst als endgültig vom dem der Mutter getrennt zu erleben. Diese Entdeckung des Selbst hat eine andere E-psychologin, nämlich D. Bischof-Köhler, im so gennanten Rouge-Test vor dem Spiegel an Kindern bewiesen. Die Identifizierung des persönlichen Selbst als von der mütterlichen Person vollkommen getrennt ruft zunächst einmal ängstliche Verunsicherung beim Kind hervor. Aber sie hat auch eine befreiende Wirkung, und wenn die anfagsangst überwunden ist, dann geht es mit großem Tempo weiter in der Loslösung. die Mütter müssen aber diese kurze Krise mit Geduld und Zuwendung begleiten. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 05.01.2007