Sehr geehrter Herr Dr. Post,
mein Sohn (22 Mon.) war jetzt fast 3 Wochen zu Hause (wg. Krankheit), seit heute geht er wieder in den Kiga. Da er vorher immer mal wieder beim Abgeben geweint hat, hatte ich ziemliche Bedenken dass er heute besonders viel weint. Deshalb habe ich heute mehr Zeit eingeplant, damit ich noch eine Weile für ihn da bin. Die Erzieherin hat mir aber geraten, es kurz zu machen und zu gehen. Er hat zwar im Moment des Abschieds geweint, aber dann hat er sich erstaunlicherweise sehr schnell beruhigt (ich stand noch im Vorzimmer und hab gewartet). Die Erzieherin hat ihn auf den Arm genommen und abgelenkt. Meine Frage: Was ist nun Kindgerechter? Hätte ich doch besser noch dableiben sollen, bis er mit den Kindern spielt und dann gehen? Ich muss dazu sagen, dass die Erzieherinnen sich (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) wirklich sehr bemühen, besonders zu einer hat mein Sohn Vertrauen gefasst (die halt nicht immer früh beim Abgeben da ist).
Vielen Dank Yvonne
Mitglied inaktiv - 12.03.2007, 11:42
Antwort auf:
Kiga nach längerer Pause
Stichwort: sanfte Ablösung
Liebe Yvonne, im Alter unter 4 Jahren gilt grundsätzlich das Prinzip der "sanften Ablösung" (s. gezielter Suchlauf). Die Tatsache, daß Ihr Sohn eine Ersatzbezugsperson in der Einrichtung gefunden hat, beweist die Richtigkeit dieser Auffassung und erleichter Ihnen das Fortgehen. Allerdings funktioniert es nur, wenn diese Erzieherin auch da ist. Ich halte es für selbstverständlich, daß sich die Erzieherinnen viel Mühe geben, den Trennungsschmerz beim Fortgehen der Mutter so gering wie möglich zu halten, allerdings halte ich es für richtiger, wenn sie dafür sorgen, daß überhaupt kein Trennungsschmerz aufkommt. Das geht nur mit der sanften Ablösung und erfordert eine bestimmte Organisation der Ki-ta.
Vor Jahren hatten wir ein ähnliches Problem mit der Trennung von Mutter und Neugeborenem in den Geburtshilflichen Kliniken. Da hieß es auch, es geht organisatorisch nicht anders und die Neugeborenen hören ja auf zu schreien, wenn sie im Neugeborenenzimmer liegen. Wie falsch diese Ansicht gewesen ist und wie flott sich alle Kliniken umgestellt haben, als es das Umwerben der nur noch wenigen schwangeren Frauen ging, haben wir dann gesehen. Heute geht das alles ohne Probleme, und keine Geburtshilfe würde sich nachsagen lassen wollen, sie praktizieren noch das harte Prinzip der Mutter-Kind-Trennung. Wielange wird es noch dauern, bis dasselbe auch in deutschen Kindergärten geschieht? Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 14.03.2007