Hallo Herr Dr.posth,
Mein Baby war ein Schreikind,jetzt 8 Monate alt.Ich trage ihn (seit seiner Geburt) fast ausschliesslich (faehrt nicht im Auto und hasst den Kinderwagen).Ich mache das gerne. Er schlaeft oft in meinem Tuch. Bis 5 monate hat er im Babybay geschlafen. Bis heute wird er nach Bedarf (mit Beikost) gestillt.Oft hat er auf meinem Bauch bzw. Im Familienbett geschlafen.Ich habe ihn NIE schreienlassen,immer hochgenommen.Aber:ich war oft mit den Nerven am ende.Er ist sehr anspruchsvoll.Da hab ich manchmal die Ruhe verloren und bin einige Male wuetend geworden.Vor allem beim Autofahren war der Stresspegel so hoch (auch bei sehr kurzen Fahrten), dass ich ihn 3x angeschrien habe. Ansonsten habe ich bei den langen Schreiphasen ihn mal ruppig hochgenommen oder sehr energisch gewiegt.Wir lachen viel miteinander und ich gebe ihm viel Nähe.Aber manchmal raunze ich ihn an (v.a.nach 1h rumtragen beim schreien).ch habe Gewissensbisse,dass er deswegen keine sichere Bindung aufbauen kann.
Mitglied inaktiv - 19.12.2011, 09:48
Antwort auf:
Kann mein Kind trotz allem eine sichere Bindung zu mir aufbauen?
Hallo, doch, auch wenn die Mutter manchmal ärgerlich wird und nicht im Sinne des Kindes immer zuverlässig und einfühlsam reagiert, kommt eine sichere bindung zustande. Das Entscheidende ist die - wie es nenne - Nettobilanz. Das heißt gute und schlechte Erlebnisse mit der Bindungsperson werden automatisch in den emotionalen Zentren des Gehirns miteinander abgewogen. Überwiegen die guten Erlebnisse, kommt schließlich auch eine sicher Bindungs zustande, überwiegen die schlechten, wird es eine Form der unsicheren Bindung. Aber wie eben auch ein Konto schnell leer ist, wenn es nicht ständig wiederaufgefüllt wird, müssen auch die emotionalen Zentren immer ausreichend mit positiven Gefühl versorgt werden. Je mehr davon, umso besser, aber da gibt es natürlich Grenzen, denn konfliktfrei entwickelt sich keine Bindung. Das soll auch gar nicht so sein, denn das Ertragen von Konflikten fördert sogar, wenn es keine Überbelastung darstellt, ein wenig die seelische Widerstandskraft (die Resilienz) im Kind. Viele Grüße und ein schönes Weihnachtsfest.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 22.12.2011