Hallo Dr. Posth,unsere Tochter wird 3, hat eher "schwieriges" Temperament.Wir erziehen forumsgemäß, Familienbett bis vor kurzem, sanfte Ablösung bei Tagesmutti mit 2 J, vor 8 Monaten kam kleiner Bruder (nicht leicht für sie). Unsere Tochter war als Baby sehr mama-anhänglich, nun klappt auch alles gut mit Papa. Seit einer Weile muss sie wirklich bei allem widersprechen, will (schon länger) bestimmen wer was macht und wenn sie dann doch macht, was wir von ihr möchten, gibt es immer noch ein Aber ihrerseits, mit zusätzlicher Bedingung. Auch beim Spielen mit anderen Kinder möchte sie das Spiel leiten und ist teils aus der Bahn geworfen,wenn diese nicht mitmachen (schafft es dann aber meistens darauf einzugehen und doch wieder das Spiel zu lenken). Inwieweit ist Verhalten bedenklich oder doch normal fürs Alter? Wie sollen wir reagieren?Zudem ist sie derzeit oft demonstrativ grob zum Brüderchen, wir wollen sie aber nicht immer zurechtweisen. Wie können wir dies unterbinden? Danke!
von
janap81
am 01.07.2013, 07:55
Antwort auf:
Immer Widerspruch und Bestimmen wollen
Hallo, der Wunsch nach Bestimmungsmacht (s. gezielter Suchlauf) ist eigentlich bei allen Kindern zu finden und jetzt am Anfang der Selbstkonstruktion besonders stark. Aber nicht alle Kinder gehen damit so offensiv um. So gibt es auch Kinder, die sich scheinbar viel leichter in Gegebenheiten einfügen und/oder im Spiel schneller nachgeben. An dieser Stelle macht sich dann wieder das "schwierige Temperament" bemerkbar.
Mit 3 Jahren ist gewöhnlich die Sprache so weit, dass man langsam ein Regelkonzept einrichten kann (s. Regelkonzept und Grenzsetzung im gezielten Suchlauf). Aber das greift natürlich in der Gruppendynamik nur schwer, denn in der Gruppe gelten dann immer etwas andere Gesetze. Über das Phänomen der Bestimmungsmacht attributieren sich die Kinder positiv und bestärken ihr gerade gewonnenes Selbst. Das heißt mit Einschränkungen sollte man immer behutsam umgehen. Ganz zu vermeiden sind sie natürlich nicht. Der kleine Bruder wird jetzt immer raumgreifender und wird für seine große Schwester zunehmend ein Konkurrent. Das dürfte die wachsende Eifersucht erklären. Jetzt wäre es Aufgabe des Vaters, sich wieder verstärkt seiner Tochter zuzuwenden und die Loslösung weiter voranzutreiben. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 03.07.2013