Sehr geehrter Herr Dr. Posth,
unsere Tochter (2 Jahre 4 Monate, sicher gebunden, Loslösung läuft mal besser, mal schlechter, nie fremdbetreut, defensiv) hat seit einigen Wochen Angst vor fremden Leuten auf der Straße - ganz plötzlich. Wenn wir auf dem Gehsteig laufen und jemand kommt uns entgegen, bleibt sie stehen, und wenn sie auch noch angeschaut wird oder sogar angesprochen oder berührt wird, weint sie und versteckt sich hinter mir. Dies alles ist im Prinzip nur auf Gehsteigen und wenn die Leute offensiv auf sie zugehen. In Supermärkten o.ä. wird sie meist nicht so beachtet und genannte Situation tritt nicht auf. Und auch wenn andere Personen sich ihr langsam und vorsichtig nähern, hat sie keine Angst und taut langsam auf, spricht mit ihnen.
Woran kann ihre Reaktion liegen? Sollen wir die traumatische Situation "Gehsteig" meiden oder bewusst angehen?
Vielen Dank für Ihre sehr geschätzte Antwort!
von
coasterin
am 21.02.2011, 12:08
Antwort auf:
Angst vor Fremden auf der Straße woran kann das liegen?
Hallo, möglicherweise liegt es auf dem Bürgersteig daran, dass das schnelle Entgegenkommen der Passanten diese Angst auslöst. Denn bei der Begegnung auf der Straße addieren sich die beiden Gehgeschwindigkeiten und tauschen ein schnelles Aufeinanderzugehen vor. Das kann vom Kind nicht eingschätzt werden und löst somit Angst aus. Z.B. fürchten sich Kinder zuweilen sogar vor hüpfenden Bällen oder generell vor geworfenen oder geschossenen Bällen, haben aber keine Angst vor dem Ball, wenn er gerollt wird. Dazu kommt, dass Kleinkinder ungern direkt angesprochen werden wollen, zumindest von fremden Personen, weil sie sich der sozialen Hausforderung, die damit verbunden ist, nicht gewachsen fühlen. Außerdem sind erwachsene Personen in den Augen der Kinder sehr groß. Auch das verunsichert sie. Aber solche sog. Entwicklungsängste gehen in der Regel von alleine vorbei. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 25.02.2011