Hallo,
Ich habe eine 18 Monate alte Tochter, die noch nie gut gegessen hat. Zu Beikostbeginn hat sie immer nur wenige Löffel gegessen...150g war einmalig das absolute Maximum.
Nun isst sie am liebsten süss. Sie bekommt auch nach dem Essen ab und zu 3-4 kleine Gummibärchen - das haben wir so eingeführt, dass es danach einen kleinen süssen Happen gibt. Wenn möglich mache ich Süssigkeiten aber selber und süße sehr wenig oder mit Datteln.
Wir kochen immer frisch und sehr sehr selten gibt es mal ein Fertigprodukt. Aber sie sortiert jedes Stückchen Gemüse aus ihrem Essen raus und wirft es über den Tisch.
Ich verstecke Gemüse in Saucen und suppen oder entsafte Obst und Gemüse...das isst sie in der Regel...aber ich kann nicht jeden Tag Nudeln mit pürierter Sauce oder Cremesuppen kochen.
Reis, Kartoffelpüree, Fischstäbchen, Fleisch, Kartoffeln, jegliches Gemüse wird vom Teller geschmissen.
Eier, Nudeln, Cremesuppen, Bananen und Beeren, Rosinen, Smoothies, Milch, Naturjoghurt...das liebt sie.
Aber mische ich Naturjoghurt mit Haferflocken rührt sie es nicht mehr an. Sie isst sehr selten Brot mit Aufstrich, keinen Käse und keine Wurst..sollte ich mal Butter draufgeben schleckt sie nur diesen ab. Ich lege meist eine Tomate oder Gurke dazu aber auch die fliegt sofort. Wenn ich es ihr schnell an den Mund halte damit sie probieren muss, ist sie beleidigt und weint/schiebt den Teller weg.
Eigentlich isst sie Snacks und keine Hauptmahlzeiten. Muss ich sie hungern lassen damit sie dann von den Hauptspeisen probieren MUSS weil sie Hunger hat? Ich denke, dass das keine schöne Vorgehensweise ist.
Hoffe Sie können mir helfen.
Ev kurz ein Beispieltag:
Ich koche:
Overnight Oats nach Kinderbuch mit Rosinen als Einlage.
Sie isst:
wenige Löffel und pickt dann nur Rosinen raus. Ohne Rosinen hätte sie es gar nicht gegessen.
Snack:
1/2 Fruchtschnitte
Mittag:
Griessnockerlsuppe mit Karotten und Wienerle
Sie isst: nichts
Jause:
selbstgemachte Energieriegel aus Nüssen und Trockenfrüchten, Obst
sie isst: 1/2 Banane, 1 selbstgemachtes Orangeneis am stiel (aus frischem O-Saft, Wasser und wenig Zucker)
Abend:
Omlette aus Kinderbuch mit Himbeeren und Apfelmus
Sie isst: alles
Ihr (Obst)-Fruchtzuckerkonsum ist denke ich daher recht hoch
Liebe Grüße,
Sandra
von
kügelchen1234
am 22.04.2020, 23:48
Antwort auf:
Kind isst kein Gemüse
Hallo kügelchen1234
mach doch einmal ein kleines Experiment. Serviere deiner Tochter jeden Tag Nudeln zum Mittagessen. Einfach Nudeln mit der Sauce, die sie kennt und mag. Und schau, wie sich die Situation am Mittagstisch bald entspannen wird.
Was ich aus deinem Posting auch herauslese ist folgendes:
Eure Tochter hat möglicherweise eine stark ausgeprägte Vorliebe für weiche Speisen, welche keinen größeren Kauaufwand erfordern. Und sie mag es gerne süß. Zudem mag sie das, was sie schon gut kennt.
Meine Empfehlung: reagiere auf ihre Bedürfnisse aber traue ihr noch viel mehr zu:
Serviere doch künftig jeden Morgen Brotstückchen zum Frühstück. Die Brotstückchen erfordern Kauaufwand ohne allzuschnell zu überfordern. Sie fordern trotzdem die Kaumuskulatur. Je mehr die Kaumuskulatur gefordert und gestärkt wird, desto mehr will sie gefordert sein.
Zudem könnte sich deine Tochter an das Mundgefühl gewöhnen, das beim Kauen von Brot eine krümeligere Konsistenz im Mundraum erzeugt. Je mehr deine Tochter an verschiedene Mundgefühle, an verschiedene Texturen von Lebensmitteln gewohnt ist, desto besser. Desto neugieriger wird sie. Desto mehr wird sie auch weitere Texturen akzeptieren und mögen lernen.
Biete ihr darum auch die vertrauten Speisen stets als Basis an und kombiniere diese mit Neuem.
Biete einfach jeden Mittag die ihr vertrauten Nudeln mit Sosse an. Es ist eine Basis anhand derer sie lernen kann auch weitere Speisen vom Familientisch zu probieren. Durch wiederholtes aber zwangloses Probieren kann sie Freundschaft schließen.
Hilfreich wäre, wenn sie diese Speisen zunächst immer wieder sieht.
Gib ihr darum die Chance sich an die Speisen zunächst auch optisch zu gewöhnen, sich an die Gesmatsituation bei Tisch zu gewöhnen, an das Angebot vom Familientisch zu gewöhnen - in langsamen Schritten, in kleinen Schritten. Durch Wiederholungen, durch Beobachten, durch Imitieren.
Deine Tochter braucht jetzt ganz viel Vertrauen und euren elterlichen Zuspruch (nonverbal), viel positive und emotionale Begleitung. Kinder lernen ganz viel durch Beobachtung.,
In diesem Posting kannst du noch ein paar Hintergründe zum Phänomen der Neophobie nachlesen:
https://www.rund-ums-baby.de/experten/kochen-fuer-kinder/Kind-3-jahre-isst-nur-Fertigzeug_48192.htm
Hierin ist noch einmal ausführlich beschrieben warum Kinder am liebsten das essen, was sie kennen.
Lass deine Tochter also freiwillig neue Speisen entdecken. Biete ihr zwanglose Anreize.
Integriere sie ganz selbstverständlich in eure familiäre Essgemeinschaft.
Mache zwanglose Angebote.
Du willst dass sie Haferflocken in Joghurt isst? Iss es selbst. Immer wieder. Deine Tochter wird irgendwann ganz selbstverständlich mitessen.
Andere Möglichkeiten für das zwanglose Gewöhnen daran könnten sein:
lass deine Tochter die Haferflocken selbst in den Joghurt schütten und lass dich von ihr damit füttern. Und vielleicht wird sie sich selbst füttern. Und wenn es ihr gefällt, wird sie mehr essen. Macht das einfach mal eine ganze Woche lang. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Es ist lediglich eine Möglichkeit, die Wahrscheinlich zur Akzeptanz durch Spaß, durch Freude, durch spielerisches und zwangloses, lustiges (gemeinsames) TUN zu steigern.
Also dann
hilft dir das weiter?
Grüße
Birgit Neumann
von
Birgit Neumann
am 24.04.2020